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Versicherungen „Deutschland muss bei Telematik-Tarifen nachziehen“

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Telematik kann direkt oder indirekt zur Selektion von Risiken auf Underwriting-Ebene eingesetzt werden. Zum Beispiel schreckt das konsequente Monitoring, das Telematik-Tarife mit sich bringen, risikofreudige Kunden ab und motiviert grundsätzlich zu einem vorsichtigeren Fahrstil – und auch Betrugsversuche werden durch die objektiven, gesicherten Daten reduziert.

Darüber hinaus kann das Sammeln von Daten bereits in der Vorbereitungsphase den Underwriting-Prozess deutlich verbessern und erlaubt – zum Beispiel in Verbindung mit einer Predictive-Analytics-Lösung, die, basierend auf historischen Daten durch intelligente Mustererkennung, Vorhersagen über zukünftige Entwicklungen erstellen kann – eine fundierte individuelle Preisgestaltung maßgeschneiderter Vertragsoptionen auf Basis der Ergebnisse der Datenanalyse. Dadurch wird eine flexible Preisgestaltung möglich, die risikovermeidendes Verhalten in Form von günstigeren Tarifen belohnt. Gleichzeitig reduziert es die tatsächlichen Risiken, da beispielsweise ein defensives Fahrverhalten direkten, positiven Einfluss auf Anzahl und Höhe der Schäden hat.

Neben den auch in Deutschland schon erhältlichen „Pay-how-you-drive“-Tarifen, die zum Beispiel den Fahrstil bewerten, sind vor allem auch „Pay-as-you-drive“-Tarife für Versicherer und Versicherungsnehmer interessant. Diese Variante berücksichtigt die tatsächliche Nutzung. Das heißt Kunden, die weniger fahren, zahlen auch weniger Beiträge als diejenigen, die viel mit dem Auto unterwegs sind. Besonders in Kombination beider Varianten lassen sich höchst individuelle Tarife gestalten.

Mehrwert für den Kunden

Auch mit der „Black-Box“ selbst können Versicherer ihren Kunden zusätzliche Services im Bereich Schaden oder Schadenservice bieten. Im Kfz-Bereich wären das zum Beispiel ein eingebauter Diebstahlschutz oder Notfalldienste mit Schadenmeldung auf Knopfdruck oder auch automatisiert, wie es eCall ab 2018 vorsieht.

Der Versicherung wird dann automatisiert genau mitgeteilt, was wann wo und wie geschehen ist, so dass Autofahrer sich im Fall eines Falles nicht auch noch Sorgen um die korrekte Übermittlung ihrer Daten machen müssen. Davon profitieren auch die Versicherer, denen so unmittelbar bei Schadenereignis objektive Daten für die Bearbeitung ihrer Schadenprozesse zur Verfügung stehen. Eine weitere denkbare Einsatzmöglichkeit ist die Abwicklung des Zahlungsverkehrs über das Telematik-Gerät. Beispielsweise beim Parken, beim Bezahlen von Maut oder beim Tanken.

Vertrauen als Basis für Telematik-Tarife

Gerade in Deutschland ist der Datenschutzgedanke stets ein Punkt, der bedacht werden will. Doch die Position zum Datenschutz scheint sich grundsätzlich zu wandeln: Besonders deutlich wird dies, seitdem das Smartphone in weiten Teilen der Gesellschaft angekommen ist. Facebook, Google und Co. haben dadurch umfassenden Zugriff auf persönliche Daten der Nutzer, die ihre Daten bereitwillig mit den Anbietern teilen.

Es ist daher nicht undenkbar, dass sich hier eine Öffnung auch hinsichtlich der Versicherungen vollzieht – zumal die Vorteile für den Kunden nicht nur durch die günstigeren Tarife, sondern auch durch den besseren Service und die allgemeine Kunden- und Nutzererfahrung auf der Hand liegen. Die Versicherer sind diesbezüglich vor allem gefragt, Vertrauen aus- und aufzubauen und ihre Kunden von dem Mehrwert, der sich ihnen durch Telematik-Tarife eröffnet, zu überzeugen.

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