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„Viele Unternehmen sind falsch bewertet“

Das neue Jahr startete für die internationalen Börsen mit schweren Kursverlusten. Das nutzen viele Fondsmanager für Aktienkäufe zum günstigen Preis. Denn langfristig dürften die Unternehmensanteile wieder im Wert steigen. Das trifft besonders auf Firmen zu, die sich im Umbruch befinden und von vielen Anlegern gemieden werden. Wo diese doppelt günstig bewerteten Aktien derzeit zu finden sind, fragte DAS INVESTMENT.com Fehim Sever, Fondsmanager des Fidelity European Special Situations (WKN: A0M93W).

DAS INVESTMENT.com: Sie dürfen in Ihrem Fonds neben traditionellen Long-Aktieninvestments auch auf fallende Kurse setzen (Shorts). Welche Aktien halten Sie derzeit für deutlich überbewertet?

Fehim Sever: Zurzeit liegt unsere Short-Quote bei Null. Wir sehen stattdessen viele Gelegenheiten auf der Long-Seite. Denn viele Unternehmen sind derzeit falsch bewertet: Obwohl sie gute Geschäftsaussichten haben, sind die Kurse vergleichsweise niedrig. Auch das ist eine Special Situation.

DAS INVESTMENT.com: Wie erklären Sie sich das?

Sever: Die Anleger sind so verunsichert von der drohenden US-Rezession, dass sie positive Meldungen einzelner Unternehmen nicht anerkennen. So wird häufig der Einfluss von Veränderungen in der Geschäftsführung, in der Produktpalette oder bei Konkurrenten der Firmen unterschätzt. Dadurch kommt es zu falschen Prognosen für das Gewinnwachstum der Unternehmen.

DAS INVESTMENT.com: Sie berücksichtigen bei der Titelwahl auch gesamtwirtschaftliche Trends. Auf welche Investmentthemen setzen Sie aktuell?

Sever: Ich investiere derzeit stark in Konsum- und Finanztitel aus Südosteuropa. In Griechenland, Mazedonien, Rumänien, Serbien, Bulgarien und der Türkei beträgt das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf zwar nur ein Fünftel des Wertes in Westeuropa. Doch es wächst doppelt so schnell. In der Region leben insgesamt 140 Millionen Menschen, die Nachholpotenzial bei vielen Konsumgütern haben.

DAS INVESTMENT.com: Mit welchen Aktien wollen Sie davon profitieren?

Sever: Wir investieren unter anderem in griechische Einzelhändler und Banken. Denn sie haben gute Voraussetzungen, die neuen Märkte auf dem Balkan für sich zu gewinnen. Außerdem investieren wir in die Hersteller von Nutzfahrzeugen. Sie profitieren von der Verlagerung der Industrieproduktion von Westeuropa in den Osten. Jüngstes Beispiel dafür ist das neue Nokia-Werk in Rumänien. Die hohen Investitionen in Südosteuropa halten noch mindestens 15 bis 20 Jahre lang an. Das wird vom Markt bisher aber noch nicht in vollem Ausmaß anerkannt.

DAS INVESTMENT.com: Welche Aktien aus den Industrieländern bevorzugen Sie derzeit?

Sever: Ich investiere zum Beispiel in den LKW-Hersteller MAN, der von der Industrialisierung und dem Handel in Südosteuropa profitiert. Außerdem setze ich auf den Investmenttrend Agrarrohstoffe. Denn die Weltbevölkerung nimmt zu und fragt mehr Lebensmittel nach. Die Angebotsseite steht aber unter Druck. Denn wegen der globalen Süßwasserknappheit gibt es weniger brauchbares Ackerland. Die Landwirtschaft wird daher zu Effizienzsteigerungen gezwungen. Davon wollen wir mit Investitionen in die Düngemittelproduzenten Kali&Salz und Israel Chemicals profitieren.

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