UBS-WM-Anlagechef Mark Haefele
Verfallende Vermögenswerte
Aktualisiert am 27.09.2018 - 12:48 Uhr
Mark Haefele, Chief Investment Officer Global Wealth Management bei der UBS Foto: UBS
Dokumente der Regierung Trump zeigen, dass das Wachstum in China und der Einfluss des Landes große Sorgen bereiten. Durch die aggressive US-Handelspolitik wird ein kontrollierter Schuldenabbau für China schwieriger. Die Daten zu Kapitalflüssen, Devisenreserven und Wachstum werden zeigen, ob der auf China lastende Druck auf andere globale Märkte übergreift.
Anfang der 1950er Jahre wurde im sicherheitspolitischen Establishment der USA diskutiert, wie der „verfallende Vermögenswert“ der atomaren Überlegenheit der USA bewahrt werden könnte. Es wurde sogar die Möglichkeit eines Erstschlags gegen die Sowjetunion erwogen, bevor diese eine Wasserstoffbombe entwickelte.1
Sieben Jahrzehnte später denkt nun die Regierung Trump darüber nach, was sie unternehmen kann, um einen anderen verfallenden Vermögenswert – die relative wirtschaftliche Grösse und den geopolitischen Einfluss Amerikas – gegen die wachsende Bedeutung Chinas zu verteidigen, dessen Wirtschaft auf dem besten Wege ist, die US-Wirtschaft innerhalb der nächsten 20 Jahre zu überholen2,...
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Anfang der 1950er Jahre wurde im sicherheitspolitischen Establishment der USA diskutiert, wie der „verfallende Vermögenswert“ der atomaren Überlegenheit der USA bewahrt werden könnte. Es wurde sogar die Möglichkeit eines Erstschlags gegen die Sowjetunion erwogen, bevor diese eine Wasserstoffbombe entwickelte.1
Sieben Jahrzehnte später denkt nun die Regierung Trump darüber nach, was sie unternehmen kann, um einen anderen verfallenden Vermögenswert – die relative wirtschaftliche Grösse und den geopolitischen Einfluss Amerikas – gegen die wachsende Bedeutung Chinas zu verteidigen, dessen Wirtschaft auf dem besten Wege ist, die US-Wirtschaft innerhalb der nächsten 20 Jahre zu überholen2, und bei einigen Kennzahlen bereits vorn liegt (siehe Abb. 1).
Abbildung 1
Dokumente der Regierung Trump zeigen, dass in den USA der Eindruck besteht, China arbeite daran, „eine Welt zu erschaffen, die den Werten und Interessen der USA entgegensteht, ... den USA die Stellung im Indopazifik streitig zu machen, die Reichweite seines staatlich bestimmten Wirtschaftsmodells zu erhöhen und die Region zu seinen eigenen Gunsten neuzuordnen.“3
Wir glauben, dass die jüngste Schwäche an den asiatischen Märkten zum Teil darauf zurückgeht, dass die Anleger die Möglichkeit allmählich in die Kurse einrechnen, dass der Konflikt zwischen den USA und China nicht mehr vor den US-Zwischenwahlen durch einen „Deal“ beendet wird.
China selbst steht aber auch unter Zeitdruck. Nach zwei Jahrzehnten beeindruckendem Wachstums bemüht sich Peking nun darum, die Wirtschaft umzugestalten, die Entwicklung von Industrien der nächsten Generation zu fördern und den Verschuldungsgrad zu reduzieren – und das alles noch vor dem nächsten globalen Abschwung.
1 Marc Trachtenberg, History and Strategy, A «Wasting Asset»: American Strategy and the Shifting Nuclear Balance, 1949–1954
2 Bei einem nominalen Wachstum von 5% in den USA und 8% in China sowie konstanten Wechselkursen würde China die USA bis 2033 überholen.
3 United States, US National Security Strategy, 2017
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