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Volkswirte über die Fed-Geldpolitik Wenn nicht jetzt, wann dann?

Frank Hübner ist stellvertretender Leiter Volkswirtschaft bei Sal. Oppenheim
Frank Hübner ist stellvertretender Leiter Volkswirtschaft bei Sal. Oppenheim
Im Gefolge der Finanzmarktturbulenzen Mitte Oktober wird wieder verstärkt darüber diskutiert, ob die amerikanische Notenbank ihren gerade erst skizzierten Spielplan für den Ausstieg aus ihrer ultraexpansiven Geldpolitik von „To Do“ auf „Wiedervorlage“ umklassifiziert.

Nahrung für die Spekulation über eine mögliche Fortsetzung der Wertpapierkäufe über den Oktober hinaus lieferte nicht zuletzt James Bullard, Chef der St. Louis Fed. Er hatte sich mit Blick auf den jüngsten Rückgang der Inflationserwartungen für eine Verlängerung des Wertpapierankaufprogramms (QE3) ausgesprochen.

Nun sind die Inflationserwartungen gemessen an zehnjährigen Staatsanleihen seit der Notenbanksitzung Mitte September nur um rund 0,1 Prozent auf 1,9 Prozent gefallen. Sie befinden sich damit knapp unter der mittelfristigen Zielmarke der Fed in Höhe von 2 Prozent.

Insbesondere die Entwicklung am Arbeitsmarkt überraschte positiv mit einem Rückgang der Arbeitslosenquote auf 5,9 Prozent. Fallende Rohstoffpreise dürften in den kommenden Monaten zu einem Rückgang der amerikanischen Inflationsrate in Richtung 1 Prozent führen.

Die für die Fed relevantere Kerninflation wird diese Bewegung aber wohl nicht mitmachen, sondern ihren zögerlichen Anstieg in Richtung 2 Prozent fortsetzen. Diese Faktoren reichen nach unserer Einschätzung nicht aus, um den moderat optimistischen Ausblick der amerikanischen Notenbank heftig ins Wanken zu bringen.

Dieser wurde im September mit soliden Wachstums- und stabilen Inflationsprognosen für den Zeitraum 2015 bis 2017 zum Ausdruck gebracht. Gleichzeitig avisierten die Notenbanker das Ende des QE3-Programms in der morgigen Zentralbankratssitzung, falls die Datenlage ihre Erwartungshaltung im Großen und Ganzen bestätigt.

Mit Blick auf das Timing für den Start des geldpolitischen Normalisierungsprozesses stellt sich daher tatsächlich die Frage: Wenn nicht jetzt, wann dann?

Eine Verzögerung bei der Terminierung der Wertpapierankäufe würde zwangsläufig als Hinweis auf eine merklich veränderte Risikoeinschätzung der amerikanischen Notenbank interpretiert werden.

Dieser dann eher negative Signaleffekt dürfte der Stimmungslage bei Unternehmen und privaten Haushalten nicht besonders zuträglich sein, und damit ein Risiko für das Konjunkturbild der Fed darstellen.

Die Normalisierung der US-Geldpolitik ist keine nüchterne Umsetzung klar definierter, bewährter Handlungsregeln, sondern eine komplexe operative und kommunikative Herausforderung für die amerikanische Notenbank.

Die Rückabwicklung des historischen geldpolitischen „Experiments“ der letzten Jahre ist selbst ein präzedenzloser Vorgang mit potenziell beträchtlichen Umsetzungsproblemen und Nebenwirkungen. Sie bringt daher ohnehin erhöhte Unsicherheit mit sich.

Die globalen Verwerfungen nach der avisierten Drosselung des QE3-Programms im März letzten Jahres zeigen den Finanzmarktstress, den bereits eine als unklar wahrgenommene Kommunikation der Fed erzeugen kann.

Ein Zurückrudern der Fed würde das Risiko einer erneuten Verunsicherung über ihren geldpolitischen Kurs erhöhen und uns sehr überraschen. Wir rechnen daher unverändert damit, dass das QE3-Programm nach der kommenden Zentralbankratssitzung beendet wird.

Damit würde dann die „traditionelle“ Zinspolitik der Fed in das Zentrum des Interesses rücken. Aber auch mit Blick auf unsere Erwartung der Leitzinswende in den USA hat sich durch die Turbulenzen der letzten Wochen keine Änderung ergeben.

Wir halten nach wie vor das zweite Quartal 2015 für den wahrscheinlichsten Zeitpunkt der ersten Anhebung der Leitzinsen durch die Fed.

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