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Aktualisiert am 04.02.2009 - 10:15 UhrLesedauer: 4 Minuten

Vom Liebling zum Ladenhüter

74,1 Prozent des Nominalwerts - hier stand der Kurs des Nordcapital-Fonds Schiffsportfolio Global II Anfang Dezember. Im April hatten Verkäufer auf der Plattform von Deutsche Sekundärmarkt, der Zweitmarktplattform des Emissionshauses, noch 125 Prozent erzielt. Auf allen Handelsplätzen erlitten Schiffsfonds deutliche Kursrückgänge. Der Grund: Die Marktaussichten in der Seeschifffahrt sind alles andere als rosig, die Transportvolumina im weltweiten Seehandel sind rückläufig, ein Überangebot an Tonnage drückt die Charterraten.

Das schlägt auf die Bewertungen von Schiffsbeteiligungen durch. „Der durchschnittliche Wert von Schiffsfonds ist um rund 20 Prozent in Vergleich zum Jahresbeginn 2008 gesunken“, so Björn Meschkat, Vorstand der Deutsche Zweitmarkt AG in Hamburg. Neben den schlechten Aussichten auf den Schiffsmärkten belasten die hohen Schiffsbetriebskosten die Kurse, zu denen Fondsanteile an Zweitmarktplattformen wie der Deutsche Zweitmarkt AG (DZAG), der Fondsbörse Deutschland und der Deutsche Sekundärmarkt (DSM), aber auch auf der Zweitmarktplattform von Efonds24 gelistet sind. Die Preise für gebrauchte Schiffsfondsanteile sind von historischen Höchstkursen im Frühjahr und Sommer 2008 deutlich zurückgekommen und haben den tiefsten Stand des Jahres erreicht (siehe Grafik links). Einzelne Fonds wie der Schiffsportfolio Global II notieren auf oder nahe ihrer his-torischen Tiefstände.

Bei der Bewertung eines Schiffs kommt aber auch Psychologie ins Spiel. Meschkat: „In guten Märkten ist ein Dynamar-Rating von 3 für die Bonität eines Charterers in Ordnung. In Zeiten wie diesen heißt diese Bewertung: Ich weiß nicht, ob es der Charterer durch die Krise schafft.“ Ein solches potenzielles Risiko beeinflusst ebenfalls den Kurs. Philipp Jörss, Geschäftsführer von DSM, beobachtet auf seiner Plattform Kursrückgänge in vergleichbarem Umfang. Das heiße aber nicht, dass Fonds generell nur noch zu niedrigen Kursen zu verkaufen seien: „Jeder Fonds muss individuell geprüft und bewertet werden. Schiffe mit einer mehrjährigen Charter bei einem erstklassigen Linienreeder  müssen nicht zwingend einen Preisabschlag sehen.“

Der Umsatz bricht ein
Aber die Käufer streiken. Es ist noch gar nicht lange her, dass Zweitmarktfonds-anbieter, die dominierende Käufergruppe bei den Schiffsfondsanteilen, mit allen möglichen Mitteln versuchten, Fondsbesitzer zum Anteilsverkauf zu bringen. Jetzt finden sie selbst kaum noch Abnehmer für ihre Zweitmarkfonds im Erstmarkt. „Der Verkäufermarkt hat sich in einen Käufermarkt gewandelt. Die Käufer profitieren von einem Angebotsüberhang“, erläutert Jörss. Und die Anteilseigner sind in der Regel nicht bereit, hohe Abschläge in Kauf zu nehmen. Meschkat rät denn auch mit dem Verkauf zu warten, es sei denn, die benötigte Liquidität lasse sich wirklich nicht anderweitig beschaffen: „Viele Verkaufswünsche können nicht umgesetzt werden, weil die Preisvorstellungen zu weit auseinanderliegen.“

Für die Plattformen bedeutet diese Diskrepanz zum Teil einen herben Umsatzverlust. DZAG wird mit 80 bis 100 Millionen Euro ihr Ziel für 2008 um 30 bis 50 Millionen verfehlen. Bei DSM gingen in den vergangenen Monaten die Wochenzahlen um ein Drittel bis ein Viertel auf 2 bis 3 Millionen Euro zurück. Bei Efonds24 hat sich das Jahresergebnis gegenüber dem Vorjahr nahezu halbiert. An der Fondsbörse Deutschland bedeutet ein Umsatz von 105 Millionen Euro eine Zielverfehlung von 20 Prozent. Alex Gadeberg, Vorstand der Maklergesellschaft der Fondsbörse: „Um Rekordumsätze zu bekommen, fehlen derzeit die Käufer.“

Ein kleiner Lichtblick: Bei den Immobilienfonds hat sich das Kursniveau in etwa gehalten. „Für Fonds mit langen Mietverträgen und guten Mietern werden nach wie vor hohe Preise gezahlt“, so Gadeberg, wobei „hohe Preise“ relativ ist: Im Vergleich zum Durchschnitt der Schiffskurse, der zurzeit bei gut 96 Prozent liegt, werden Immobilienfonds an der Fondsbörse Deutschland im Schnitt zu rund 72 Prozent des Nominalwerts gehandelt. 

Für 2009 sind die meisten Marktteilnehmer recht optimistisch. Bei den institutionellen Anlegern sei genügend Liquidität vorhanden, die wieder angelegt werden müsse, so Meschkat. Deshalb würden die Käufer zwangsläufig in den Zweitmarkt zurückkehren. „Aber auch für Privatkunden sind die günstigen Zweitmarktkurse zunehmend interessant,“ sagt der DZAG-Vorstand. Eine Einschätzung, die Efonds-Chef Betz teilt: „Der Kauf durch private Anleger wird zunehmend ein Thema.“ Bei den Profi-Käufen hingegen schießen seinen Beobachtungen zufolge die Banken quer. „Denen werden die Einkaufstouren im Zweitmarkt nicht mehr finanziert.“

Vor Verkauf Preise vergleichen
Wer jetzt gleichwohl verkaufen will oder muss, sollte nicht hektisch werden und die erstbeste Plattform wählen. Denn gerade wenn sich die Käufer zurückhalten und den Preis drücken wollen, hilft nur: Preise vergleichen. Das heißt, bei allen Handelsplätzen Preise einholen. Wichtig zu wissen: Das Geschäft findet größtenteils abseits der Aktionen im Direktankauf statt. Auch wenn sich die Zweitmarktplattformen mit öffentlichen Kursen und Indizes um Transparenz bemühen, bleibt die Einschätzung des Anteilwerts das Kernproblem des Zweitmarkts. Fast alle Beteiligungen werden immer noch lediglich sporadisch gehandelt, jedes Geschäft bleibt ein einmaliger Akt. Von einem funktionierenden Markt mit echten Preisen kann deshalb weiterhin nicht gesprochen werden.

Caroline Heidig

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