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Aktualisiert am 02.04.2020 - 09:56 Uhrin Emerging Markets AktienLesedauer: 10 Minuten

Wachstumsmotoren Welche Grenzmärkte sollten Investoren im Visier haben?

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Von dem Krieg geprägter Grenzmarkt erschwert ausländische Investitionen

Nachstehendes Diagramm zeigt, wie sich die Vietnamesen rege um Zugang zu moderner Technik bemühen. Die Zahl der Mobilfunkverträge nahm von 2002 bis 2012 sogar noch schneller zu als in Indien oder den USA.



Es gibt zwar eindeutig Fortschritte, doch Vietnam wandelt sich nicht so schnell, wie wir es uns wünschen. Der Krieg war so traumatisch, und die Menschen reagieren immer noch empfindlich auf ausländische Dominanz. Das erschwert die Akzeptanz ausländischer Investitionen.

Die Vietnamesen überwinden diese Vorbehalte allmählich, weil sie im Norden, in China, positive Entwicklungen wahrnehmen. In letzter Zeit stellen wir eine verstärkte Tendenz zur Genehmigung größerer ausländischer Investitionen fest. Der vietnamesische Aktienmarkt ist nicht sehr liquide und gilt als Grenzmarkt. Dabei wächst Vietnams Wirtschaft schnell und wir entdecken dort hochwertige Unternehmen, auch unter den Staatsbetrieben.

Neues Finanzsystem lässt Myanmar zum neuen Grenzmarkt heranwachsen

Ich durfte in diesem Jahr bereits Myanmar bereisen. Es ist ein Paradebeispiel für einen der unerschlossenen Märkte, die wir als „nächste Grenzmärkte“ beschreiben würden. Wir investieren dort noch nicht, beobachten den Markt aber genau. Myanmar ist ein wundervolles Land, in dem sich politisch und auch in der globalen Wahrnehmung viel getan hat. Auf meiner jüngsten Reise besuchte ich unter anderem Mandalay, eine unglaubliche Stadt, deren Königspalast gut erhalten ist. Die Stadt befindet sich in einer Zeitschleife.

640 Kilometer südlich liegt Rangun, die größte Stadt des Landes und seine ehemalige Hauptstadt. Dort gibt es Hochhäuser und Baustellen. Auch das Wachstum zeigt sich robust, mit einem BIP-Zuwachs von über 8 Prozent in den Jahren 2013 und 2014, der sich 2015 ähnlich darstellen dürfte. Doch Myanmars Kapitalmärkte müssen sich noch sehr viel weiter entwickeln, bevor wir größere Investitionen in dem Land in Erwägung ziehen können.

Die für November anstehenden Wahlen könnten sich auf die Akzeptanz des Landes seitens der USA und anderer Länder auswirken, die Embargos und andere Einschränkungen der dortigen Geschäftstätigkeit verhängt haben. Kann Myanmar erfolgreich eine als fair geltende Wahl abhalten, könnten sich weitere Restriktionen lockern.

Bei unserem Besuch trafen mein Team und ich mit Regierungsvertretern zusammen, die eine Börse einrichten möchten. Es wird jedoch eine Weile dauern, bis die nötige Infrastruktur des Finanzsystems aufgebaut ist. Es wird Zeit in Anspruch nehmen, bis ausländische Investitionen durchführbar sind. Dafür werden Depotbanken und Ähnliches benötigt.

Voraussetzung für eine effektive Geschäftstätigkeit in einem Land ist unserer Ansicht nach, die Kultur und die Menschen zu verstehen. Dazu gehören auch Reisen in solche Länder und Gespräche mit normalen Bürgern, aber auch mit Regierungsvertretern und Wirtschaftslenkern. Myanmar ist ein geschichtsträchtiges und stark religiöses Land. In fast jeder Stadt sieht man vergoldete Pagoden, und auf dem Land erkennt man, wie tief die Spiritualität in der Kultur verwurzelt ist.

Wenige demokratische Reformen machen Fortschritt in Kuba unwahrscheinlich

Kuba ist ein weiteres Land, in das wir noch nicht investieren können, das wir aber im Auge behalten. In letzter Zeit gab es große Aufregung um ein offenbar neues Kapitel der Beziehungen zwischen Kuba und den USA. Dazu gehören auch die mögliche Wiederaufnahme diplomatischer Kontakte zwischen den Ländern und die Beendigung der jahrzehntelangen US-Sanktionen.

Das US-Außenministerium ließ verlauten, dass die USA die Einschränkungen für Tourismus, Handel und Finanzgeschäfte nach und mit Kuba aufheben wollen. Da die Republikaner den Kongress kontrollieren und in den USA eine starke kubanische Anti-Castro-Diaspora noch einigen Einfluss ausübt, ist rascher Fortschritt unwahrscheinlich, sofern aus Kuba nicht mehr Signale für demokratische Reformen kommen. Dessen ungeachtet erscheint offensichtlich, dass gelockerte Reiseregelungen Fluggesellschaften Chancen zum verstärkten Anflug der Insel bieten. Das haben wir bereits von mehreren US-Gesellschaften gehört, die Kuba gern anfliegen oder bestehende Charter-Verbindungen ausweiten möchten.