LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in Kommentare der RedaktionLesedauer: 3 Minuten

Wachtendorf-Kolumne 30 Jahre Dax: Eine Erfolgsgeschichte, aber …

Kann sich weder für Dax- noch für M-Dax-ETFs begeistern: DAS-INVESTMENT-Kolumnist Egon Wachtendorf
Kann sich weder für Dax- noch für M-Dax-ETFs begeistern: DAS-INVESTMENT-Kolumnist Egon Wachtendorf | Foto: Johannes Arlt

Wenige Wochen vor seinem 30. Geburtstag pendelt der Dax zwischen 12.800 und 12.900 Punkten. Eine Erfolgsgeschichte, denn verglichen mit der ersten offiziellen Notiz von 1.163,52 Punkten am 1. Juli 1988 konnte sich Deutschlands wichtigster Börsenindex seither glatt verelffachen. Das entspricht einem durchschnittlichen jährlichen Plus von 8,3 Prozent.

Keine Erfolgsgeschichte ist dagegen auf den ersten Blick die Bilanz jener zwölf deutschen Aktienfonds, die es damals bereits zu kaufen gab. Zwar erzielten drei von ihnen – Concentra, Investa und Fondak – ein leicht besseres Ergebnis als der Dax. Doch alle anderen hinken hinterher, und insbesondere der Blick aufs Tabellenende sorgt für Ernüchterung: Wer nämlich dem FT Frankfurt-Effekten-Fonds oder dem Hansasecur vor 30 Jahren umgerechnet 10.000 Euro anvertraute, steht heute im Vergleich zum Index 41.300 beziehungsweise sogar 49.000 Euro schlechter da. Gibt es ein besseres Argument, das eigene Vermögen künftig über Indexfonds – kurz ETFs – zu managen?

Immerhin gibt es ein paar Argumente, genau dies nicht zu tun. Oder zumindest nicht ausschließlich. Bleiben wir zunächst beim Dax. Dessen Vergleich mit einem deutschen Aktienfonds hinkt fast immer. Denn es existiert in dieser mittlerweile knapp 100 Angebote umfassenden Anlage-Kategorie kaum ein Fonds, der sich ausschließlich auf die 30 Dax-Titel beschränkt – was dem von ETF-Liebhabern gern ins Feld geführten Kosten-Argument ein wenig die Schlagkraft nimmt. Und mit einem völlig losgelöst von Indizes agierenden Deutschland-Fonds den Dax trotz höherer Gebühren auch über einen längeren Zeitraum nachhaltig zu schlagen war in der Vergangenheit keine große Kunst. Dafür sorgte schon der kleine Bruder M-Dax, der seit Juli 1988 statt um den Faktor 11 um das 25-fache gestiegen ist und später gestarteten Klassikern wie DWS Aktien Strategie Deutschland, Acatis Aktien Deutschland ELM oder DB Platinum IV Platow ordentlich Rückenwind gab.

1.200% Rendite in 20 Jahren?

Die besten ETFs und Fonds, aktuelle News und exklusive Personalien erhalten Sie in unserem Newsletter „DAS INVESTMENT Daily“. Kostenlos und direkt in Ihr Postfach.

Also lieber auf den M-Dax setzen, oder auf eine ETF-basierte Kombination aus Dax, M-Dax, S-Dax und Tec-Dax? Aussichtsreicher als ein reines Dax-Investment wäre ein solcher Mix vermutlich allemal, zumindest auf lange Sicht. Kurzfristig scheint jedoch Vorsicht geboten, denn einige deutsche Nebenwerte haben mittlerweile ein Bewertungs-Niveau erreicht, das dem vieler Dax-Werte im Frühjahr 2000 nicht unähnlich ist.

Wohin ein solcher Hype im Extremfall führen kann, zeigt der anschließende Sturzflug des Dax von 8.000 auf 2.200 Punkte – ein Minus von 73 Prozent. Das sind Zeiten, in denen aktiv gemanagte Fonds ihre Trümpfe ausspielen: So konnte der Fondak die Verluste in jenen drei rabenschwarzen Jahren bis 2003 auf 51 Prozent begrenzen, der langfristig so enttäuschende Hansasecur verlor in der Spitze sogar nur 44 Prozent. Mit entsprechender Langzeitwirkung: Nimmt man als Start der Performance-Berechnung nicht den 1. Juli 1988, sondern den 1. März 2000, schlagen per Mitte Juni 2018 von den eingangs erwähnten zwölf Fonds nicht nur drei den Dax, sondern neun.

Noch zwei letzte Anmerkungen zum Dax-Jubiläum beziehungsweise zum ewigen Streit Aktiv gegen Passiv. Die erste davon kann man gar nicht oft genug wiederholen: Es ist alles andere als ideal, die eigene Vermögensbildung einem Index anzuvertrauen, der aus lediglich 30 Werten besteht. Die Amerikaner, denen im Zweifel sogar Star-Investor Warren Buffett den Kauf eines ETFs empfiehlt, haben es da besser – ihr populärster Index besteht aus 500 Werten. Mit dem Russell 3000 und dem Wilshire 5000 haben sie darüber hinaus noch zwei wesentlich breiter aufgestellte Alternativen. Und die zweite Anmerkung: In ein ausgewogenes Depot gehören auch Anleihen. Wie man dieses Segment im aktuellen Nullzins-Umfeld sinnvoll mit ETFs abdecken soll, konnte mir bislang aber noch niemand schlüssig erklären.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion