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Aktualisiert am 08.09.2017 - 12:29 Uhrin FondsLesedauer: 3 Minuten

Wachtendorf-Kolumne Absolute Return Global: Die Quadratur des Kreises

Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS
Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS

Er ist ein echter Klassiker, 25 Jahre alt und umgerechnet 21 Milliarden Euro schwer. Wer sich näher mit ihm beschäftigt, dem schwirrt jedoch schon bald der Kopf. Nicht weniger als 36 verschiedene Anteilsklassen gibt es vom Templeton Global Bond Fund, der im Original am 28. Februar 1991 aufgelegt wurde. Die meisten davon weisen eine völlig unterschiedliche Wertentwicklung aus, was größtenteils auf Währungseinflüssen beruht.

Auf Drei-Jahres-Sicht war es zum Beispiel vorteilhaft, die auf Euro lautende, aber nicht gegen Euro abgesicherte Z-Klasse mit Thesaurierung im Depot zu haben (plus 4,4 Prozent zum Stichtag 10. Mai), während Anleger mit der ebenfalls thesaurierenden, in Norwegischen Kronen abgesicherten A-Klasse einen Verlust von 24,3 Prozent erlitten. Wobei einschränkend hinzugefügt werden muss, dass die genannten Ergebnisse nur für einen Euro-Anleger gelten. Ein Norweger, der sein Referenzkonto bei einer Bank in Oslo führt, wäre bei der NOK-Variante mit einem Minus von 5,9 Prozent davongekommen – hätte mit der ungesicherten Euro-Klasse aber ein Vielfaches der in Euro ausgewiesenen 4,4 Prozent verdienen können.

Mit zusätzlich zu Euro und Norwegischen Kronen verfügbaren Anteilsklassen in US-Dollar, Kanadischen Dollar, Australischen Dollar, Hongkong-Dollar, Singapur-Dollar, Britischen Pfund, Schweizer Franken, Schwedischen Kronen, Ungarischen Forint und Polnischen Zloty lässt sich in etwa erahnen, wie unterschiedlich die von Franklin-Templeton-Star Michael Hasenstab und seiner Kollegin Sonal Desai im kalifornischen San Mateo erwirtschafteten Ergebnisse bei den Kunden ankommen. Ob diese am Ende zufrieden sind, hat mit der originären Managementleistung oft nicht mehr viel zu tun.

Letzteres ließe sich oberflächlich betrachtet als Problem des Anlegers oder seines Beraters abtun. Wer sein Konto in Euro führt und auf der Währungsseite keine unangenehmen Überraschungen erleben möchte, kauft eben die gegen Euro abgesicherte Anteilsklasse oder bekommt diese entsprechend empfohlen. Wer an einen Anstieg von US-Dollar, Schwedenkrone oder Schweizer Franken glaubt, wählt entsprechend die auf diese Währung lautende, ungesicherte Variante.

Doch ganz so einfach ist es nicht. Abgesehen davon, dass es bei der Auswahl immer wieder zu Fehlgriffen kommen kann: Ein großer Teil der Entscheidungen, die letztendlich die Performance beeinflussen, fällt bereit eine Ebene darüber. Hasenstab und Desai verfolgen laut Anlagebedingungen das Ziel, mit einer Kombination aus Zinserträgen, Kapitalwertsteigerung und Währungsgewinnen die Gesamtanlagerendite zu maximieren. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, müssen sie eine konkrete Meinung zu Zins- und Währungsentwicklungen haben und diese entsprechend umsetzen. Aber wie, wenn dabei die Interessen aller weltweit investierten Kunden gleichermaßen gewahrt werden sollen? Eine aus Währungsüberlegungen heraus getätigte, für einen im Fonds investierten US-Dollar-Anleger vorteilhafte Transaktion kann für einen Kontinentaleuropäer oder Australier neutral oder sogar von Nachteil sein – und umgekehrt.

Es mag sein, dass sich die beschriebenen Effekte über einen längeren Zeitraum mehr oder weniger ausgleichen. Das ändert jedoch nichts daran, dass der Anspruch, es mit einem weltweit vermarkteten Absolute-Return-Produkt jederzeit jedem recht machen zu wollen, selbst von einem absoluten Spitzen-Team nicht zu leisten ist. Nicht einmal mit 36 Anteilsklassen.

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