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Wachtendorf-Kolumne ETF-Wette: Darauf einen Magenbitter!

Egon Wachtendorf, DAS-INVESTMENT-Kolumnist
Egon Wachtendorf, DAS-INVESTMENT-Kolumnist | Foto: Axel Baumhöfner

Der eine oder andere mag sich erinnern: Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich ETF-Fans an dieser Stelle eine Wette angeboten. Sollte es ein von FAZ Online angepriesenes „Wunder-Portfolio“ aus je einem Indexfonds auf den MSCI World und einen Mix europäischer Anleihen schaffen, auf Sicht von zehn Jahren besser abzuschneiden als eine 50/50-Kombination der beiden größten in Deutschland erhältlichen Mischfonds Carmignac Patrimoine und Nordea Stable Return, spendiere ich dem ersten, der ins ETF-Boot steigt und das Rennen macht, eine Kiste Champagner. Die Überlegung dahinter: Angesichts der früher oder später bevorstehenden Zinswende an den Rentenmärkten wird der Kauf des Anleihe-ETFs bis Ende 2026 bestenfalls zum Nullsummenspiel, während aktive Fondsmanager aus diesem Szenario durchaus Profit ziehen können.

Ein Wett-Partner war damals schnell gefunden. Christian Kirchner, Frankfurt-Korrespondent von Capital, glaubt nicht an den Erfolg des Mischfonds-Duos und hat diese Meinung in einem seiner regelmäßigen Blog-Beiträge ausführlich begründet. In aller Kürze zusammengefasst: Die Nachteile der höheren Kostenbelastung wiegen auf Sicht von zehn Jahren so schwer, dass der zu erwartende Gegenwind an den Rentenmärkten dagegen nicht wirklich ins Gewicht fällt – zumal es auch ausgebufften Anlageprofis nur selten gelingt, das permanente Auf und Ab der Kurse richtig zu timen.

Nach nunmehr zehn Monaten ist es Zeit für eine erste Zwischenbilanz. Die sieht wie folgt aus: Das von Kirchner favorisierte ETF-Depot hat im bisherigen Jahresverlauf 3,96 Prozent zugelegt, die Kombination der beiden Mischfonds 1,66 Prozent. Für mich und die beteiligten aktiven Fondsmanager kein Grund zur Beunruhigung: Der Rückstand ist relativ gering, und das Rennen ist noch lange nicht gelaufen.

Dumm nur, dass ich mich auf Kirchners Anregung eingelassen habe, die Wette mit Zwischenetappen etwas kurzweiliger zu gestalten. Deshalb kommt es darauf an, auch nach zwölf Monaten, drei Jahren, fünf Jahren und sieben Jahren vorn zu liegen, wobei sich der Wetteinsatz für den Etappensieg von Magenbitter über Bier und Wein bis hin zu einer Flasche Whisky langsam steigert. Bleibt es bei der Momentaufnahme vom 1. November, werde ich im Januar wohl ein Päckchen Richtung Frankfurt auf den Weg bringen müssen. Du darfst wählen, Christian: Jägermeister, Fernet oder aus alter Verbundenheit mit Düsseldorf einen Killepitsch?

Wer aus diesem zu erwartenden Rückschlag jedoch ableitet, bei mir könne sich nun eine gewisse Wettmüdigkeit breitmachen, der irrt. Das Gegenteil ist der Fall, und Anlass ist wiederum ein aktueller FAZ-Artikel. Im Beitrag „Reich werden – mit nur 25 Euro“ geht es abermals um ein Wunder, nämlich um das segensreiche Zusammenspiel von Zinseszins und Cost-Average-Effekt. Mustergültig wird dem Leser erklärt, wie schon kleinste Sparraten, Monat für Monat in Investmentfonds angelegt, langfristig ein Vermögen schaffen. Bei 25 Euro sind es nach 40 Jahren – eine durchschnittliche Rendite von 8 Prozent vor Kosten unterstellt – 69.000 Euro. Wer seinen Sparplan mit 200 Euro im Monat füttert, sitzt am Ende sogar auf 552.000 Euro.

So weit, so gut. Was als Nächstes kommt, kann sich jeder denken, der die gegenwärtige Berichterstattung über Investmentfonds im deutschen Mainstream-Blätterwald verfolgt. Richtig – der Tipp, den Sparplan aus Kostengründen auf einem Dax-ETF aufzubauen. Was in meinen Augen bei einem lediglich 30 Titel umfassenden, nicht einmal 3 Prozent der weltweiten Marktkapitalisierung ausmachenden Index gefährlicher Unsinn ist. Immerhin, als mögliche Alternative werden auch breiter gestreute Indizes wie der MSCI World oder der MSCI Emerging Markets ins Spiel gebracht.

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Ich halte aber auch hier dagegen. Ganz einfach, weil ich überzeugt bin, dass auch an den Aktienmärkten in den nächsten Jahrzehnten eine Zeitenwende ins Haus steht. Der Trend, dass immer mehr Geld in Indexpapiere fließt und diese dadurch immer teurer werden, wird sich irgendwann umkehren. Dann ist es – ähnlich wie in den 70er Jahren – für die Rendite entscheidend, vernünftig bewertete Unternehmen im Portfolio zu haben. Ein ETF, der per Definition den teuersten Bausteinen eines Indexes den größten Platz einräumt, kann in so einem Umfeld nur verlieren.

Wie macht man daraus eine Wette? Das Ende des im FAZ-Artikel umrissenen Zeitraums von 40 Jahren werde ich möglicherweise nicht mehr erleben. Doch auch auf Sicht von zehn Jahren lege ich mich fest: Ein Anfang 2018 abgeschlossener, zu 50 Prozent aus dem I-Shares MSCI World, zu 25 Prozent aus dem DB X-Trackers Dax und zu 25 Prozent aus dem Lyxor MSCI Emerging Markets bestehender 200-Euro-Sparplan wird bis Ende 2027 schlechter abschneiden als eine mit je 25 Prozent gewichtete Kombination aus Acatis Aktien Global Fonds UI, Flossbach von Storch Global Quality, Loys Global und Valueinvest Lux Global.

Warum ausgerechnet diese vier Fonds? Nun, sie kommen aus unabhängigen Häusern, die sich bei der Zusammensetzung ihrer diversen Portfolios keinen Deut um Indexzugehörigkeiten oder etwaige Gewichtungen scheren. Gekauft wird, was langfristig den besten Ertrag verspricht. Drei der verantwortlichen Köpfe – Hendrik Leber, Bert Flossbach und Christoph Bruns – gelten zudem als Inbegriff des aktiven und zugleich erfolgreichen Managers. Wenn jemand prädestiniert ist, die Ehre der Zunft zu retten, dann sie.

Einsatz dieser zweiten Wette ist wiederum eine Kiste Champagner, Zwischenetappen wohlweislich ausgeschlossen. Dafür biete ich parallel noch eine dritte Wette an. So überzeugt ich von den Fähigkeiten der nominierten, die ganze Welt im Blick habenden Manager bin – mit einer etwas stärkeren Spezialisierung lässt sich meines Erachtens am Ende ein noch besseres Ergebnis herausholen.

Deshalb richte ich parallel noch einen weiteren 200-Euro-Sparplan ein. Er wird ab Januar 2018 in Echtzeit zehn Jahre lang monatlich folgende acht Fonds mit 25-Euro-Raten versorgen: Threadneedle American Select, Schroder US Smaller Companies, JO Hambro European Select Values, Henderson Gartmore Pan European Smaller Companies, DB Platinum IV Platow, Comgest Growth Emerging Markets, Magna New Frontiers und Bellevue BB Adamant Biotech. Am Ende liegt dieses Depot vor dem Global-Master-Quartett und – selbstverständlich – auch vor dem ETF-Sparplan. Wetten, dass?

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