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Aktualisiert am 08.09.2017 - 12:59 Uhrin FondsLesedauer: 2 Minuten

Wachtendorf-Kolumne ETFs: Willkommen bei Spiegel Warentest

Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS
Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS

Nun also auch „Der Spiegel“. Dass die Kollegen in einem Leitartikel über Deutschlands Sparkassen nicht mit Kritik am oft alles andere als fairen Geschäftsgebaren der selbsternannten Gutbanker sparen würden, war keine Überraschung. Schon eher das, was letztlich als Hauptvorwurf hängen blieb: Die Anlageberatung der Sparkassen taugt nichts, weil am Ende kein ETF steht, sondern ein aktiv verwalteter Investmentfonds. Willkommen in der Gedankenwelt der Stiftung Warentest.

Gäbe es – wie vor 50 Jahren – keine ETFs, man müsste sie auf der Stelle erfinden. Aber ein emotionslos am Fliegenfänger der Börsen klebender Index-Tracker als alleinseligmachendes Universalprodukt für Millionen von meist unerfahrenen Privatanlegern? Wer das im Ernst fordert, sollte einmal einen Blick auf den Kursverlauf der in Hongkong notierten Solaraktie Hanergy Thin Film Power werfen. Das vor drei Jahren noch völlig unbekannte und unbedeutende Unternehmen legte in nur 18 Monaten eine Kurs-Rally von annähernd 1.000 Prozent hin – am Schluss unter anderem befeuert von mehreren Solar-ETFs, die das Papier angesichts der gestiegenen Marktkapitalisierung blindlings immer höher gewichteten. Am 20. Mai dann der Knall: Innerhalb von 30 Minuten brach der Kurs um die Hälfte ein. Seitdem ist die Aktie ausgesetzt, die Börsenaufsicht ermittelt wegen diverser Unregelmäßigkeiten gegen den Vorstandschef.

Gewiss, der Käufer eines Dax- oder Euro-Stoxx-50-ETF hat dadurch keinen Schaden erlitten. Doch das Beispiel zeigt: ETFs bergen qua Konstruktion Risiken, die den wenigsten Anlegern bewusst sind. Wenn ein Berater sie deshalb nicht seinen Kunden empfiehlt, stempelt ihn das keineswegs automatisch zu einem schlechten Berater. Genau das suggeriert aber die Stiftung Warentest seit geraumer Zeit. Und nun auch „Der Spiegel“.

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