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Aktualisiert am 08.09.2017 - 12:30 Uhrin MärkteLesedauer: 2 Minuten

Wachtendorf-Kolumne Gerechtigkeit für Mario Draghi

Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS
Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS

Die EZB schafft den 500-Euro-Schein ab – und in deutschen Internet-Foren tobt der größte Sturm der Entrüstung, seit die Bundesregierung in den 80er Jahren versucht hat, ihr Volk zu zählen. Sprachlich wird da schon längst nicht mehr gekleckert, sondern geklotzt: Begriffe wie „faschistoides Staatsgebilde“, „Oberster Sowjet“ oder „Verhältnisse wie in China“ lassen den Schluss zu, der Verlust von Demokratie und Freiheit stünde unmittelbar bevor und lasse sich nur durch ein Festhalten an einem rosa gefärbten Stück Papier abwenden.

Ja, es ist bedenklich, dass dieser Schritt ausgerechnet in einer Zeit erfolgt, in der manche Politiker und Staatsfinanziers offen mit der Einführung eines flächendeckenden Negativzinses liebäugeln, um eine völlig aus dem Ruder gelaufene Geldpolitik zu retten. Und ja, das Argument, die Abschaffung des 500-Euro-Scheins sei ein wichtiger Schritt zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität, dürfte nicht nur den Paten im sizilianischen Catania die Lachtränen in die Augen treiben. Aber wer deswegen gleich die Sowjet-Keule auspackt, scheint nicht die geringste Vorstellung davon zu besitzen, wie es sich unter einem solchen System gelebt hat. Und vergisst ganz nebenbei, dass die sozialistischen Umtrieben gänzlich unverdächtigen USA schon 1969 die 500-Dollar-Note aus dem Verkehr gezogen haben.

Mein Rat deshalb an alle, die sich der Initiative Stop Bargeldverbot verbunden fühlen: Ruhig bleiben. Zwar war es schon immer naiv und mitunter gefährlich, den Worten von Notenbankern und Politikern zu vertrauen, selbst demokratisch gewählten. Genauso ist und bleibt es wichtig, dem genannten Personenkreis durch Empörung und mitunter auch gezieltem Widerstand seine Grenzen aufzuzeigen. Aber bitte mit Argumenten, nicht mit Verleumdungen. Und konzentriert auf das wirklich Wichtige. Der 500-Euro-Schein gehört ganz sicher nicht dazu.

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