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Aktualisiert am 08.09.2017 - 13:09 Uhrin FondsLesedauer: 2 Minuten

Wachtendorf-Kolumne Griechenland: Lehman im Quadrat? Wohl kaum!

Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS
Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS

Die Meinungen prallen weiter unversöhnlich aufeinander. „Den Griechen hilft jetzt nur noch die Rückkehr zur Drachme“, postulieren Grexit-Befürworter wie Ifo-Geschäftsführer Hans-Werner Sinn oder der Trierer Hochschulprofessor Dirk Löhr – und sammeln damit nicht nur bei AfD-Anhängern Pluspunkte. „Ein Euro-Austritt Griechenlands ist ein Spiel mit dem Feuer“, warnt dagegen Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin. Ähnlich sieht es der Mannheimer Wirtschaftsforscher Hans-Peter Grüner: „Die Einführung einer neuen Währung und die Umstellung alter Verbindlichkeiten auf diese neue Währung würden in Griechenland zu einem wirtschaftlichen Chaos führen.“

Der Streit darüber, wer Recht hat, ist müßig. Ebenso wie jener, ob ein Grexit-Szenario nun wie jüngst von der Commerzbank prognostiziert mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent eintritt oder – womit manche Vermögensverwalter kalkulieren – nahezu ausgeschlossen erscheint. Gewissheit besteht nur über eines: Griechenland ist pleite und wird seine Schulden in Höhe von 315 Milliarden Euro nie zurückzahlen können. Das ist hart für jene Griechen, die keine Ersparnisse haben, die sie ins Ausland transferieren können; und bitter für Europas Steuerzahler, die für diese Schulden geradestehen müssen, so oder so.

Für Anleger außerhalb Griechenlands ist all dies jedoch zunächst einmal irrelevant. Zumindest dann, wenn sie ihr Vermögen breit über verschiedene Asset-Klassen gestreut haben und ihr Anlagehorizont über die üblichen Wo-steht-der-Dax-am-Jahresende-Ratespielchen hinausgeht. Keine Gewissheit, aber vermutlich eine recht belastbare Prognose: Wer den Finanzmärkten wie der US-Ökonom Barry Eichengreen bei einem Grexit ein „Lehman im Quadrat“ prophezeit, dürfte schief liegen. Ganz einfach deshalb, weil die Märkte die Probleme seit Monaten kennen und – anders als im Vorfeld der Lehman-Pleite – bislang nicht darauf reagiert haben. Und wenn in einem solchen Fall einer Recht hat, dann ist es der Markt.

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