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Aktualisiert am 08.09.2017 - 12:58 Uhrin FinanzberatungLesedauer: 3 Minuten

Wachtendorf-Kolumne Jürgen Klopp und die DVAG: Der kleine Unterschied

DER-FONDS-Chefredakteur Egon Wachtendorf
DER-FONDS-Chefredakteur Egon Wachtendorf

Waren Sie auch so enttäuscht wie ich? Jürgen Klopp, zweifacher Meistertrainer des Ballspielvereins Borussia 09 e.V. Dortmund und wegen seiner Geradlinigkeit Sympathieträger für Millionen Fußballfans, coacht künftig die Berater des Allfinanzvertriebs DVAG und hilft ihnen, im Verkauf noch etwas erfolgreicher zu werden. Ausgerechnet die DVAG! Wo doch Klopp bislang als Markenbotschafter der Volks- und Raiffeisenbanken scheinbar voller Inbrunst für eine Sache geworben hatte, von der er als langjähriges Genossenschaftsmitglied auch persönlich überzeugt schien.

Nein, nein, war nur Spaß. In Wahrheit bin ich kein bisschen enttäuscht. Im Gegenteil. Es hätte mich sogar arg gewundert, wenn Jürgen Klopp nicht früher oder später bei der DVAG gelandet wäre. Der Weg dorthin war in gewisser Weise vorgezeichnet. Nicht nur, weil Klopp unmittelbar vor den Genossenschaftsbankern – die auch nicht per se die besseren und ehrlicheren Geschäftspartner sind – schon den noch schlechter beleumundeten Drückern der Ergo-Tochter HMI zu mehr Popularität verholfen hatte. Sondern vor allem, weil die DVAG seit jeher darauf aus ist, die populärsten Sport-Persönlichkeiten des Landes an sich zu binden. Und weil Geld bei dieser Strategie noch nie geschadet hat.

Für Klopp ist der DVAG-Deal wie ein Sechser im Lotto. Dem Vernehmen nach erhält er für seine dreijährige Tätigkeit ein Honorar, das nahe an drei Millionen Euro heranreicht. Dafür macht er nicht viel anderes, als er schon bei Borussia Dortmund gemacht hat, ohne sich – anders als am Schluss bei der im Sex-Sumpf versinkenden HMI – um seinen guten Ruf sorgen zu müssen. Schließlich befindet er sich bei der DVAG in bester Gesellschaft: Für das Unternehmen, das vor einigen Wochen den 40. Geburtstag mit einem Exklusiv-Konzert von Schlager-Queen Helene Fischer in der Frankfurter Commerzbank-Arena gefeiert hat, warben oder werben unter anderem Formel-1-Legende Michael Schumacher, Fußballnationalmannschafts-Trainer Joachim Löw, Schwimm-Weltmeister Paul Biedermann, Fecht-Olympiasiegerin Britta Heidemann und der Extremsportler Joey Kelly. Hat es der Reputation einer dieser Personen geschadet?

Letztlich sehe ich dieses Engagement sportlich: Natürlich könnte sich Klopp, wie jeder einzelne seiner Mit-Werber auch, fragen, was genau er da unterstützt und ob er seinen Fans damit einen Gefallen tut. Im Grunde genommen erwarte ich jedoch von jedem Formel-1- oder Borussia-Dortmund-Anhänger, dass er das eine vom anderen zu trennen versteht. Wenn jemand glaubt, er könne bedenkenlos seine Unterschrift unter einen von der DVAG vermittelten Versicherungs- oder Investmentvertrag setzen, nur weil er Michael Schumacher oder Jürgen Klopp einmal mit einem Käppi dieser Gesellschaft hat herumlaufen sehen, kann ich nur sagen: selber schuld, eins zu null für die DVAG.

Ganz anders sieht es aus mit den hohen Damen und Herren aus der Politik, die in den vergangenen Jahrzehnten noch während ihrer aktiven Zeit geschäftliche und mitunter sehr persönliche Beziehungen zur DVAG aufgebaut haben. Leute wie Helmut Kohl, Theo Waigel, Bernhard Vogel, Horst Teltschik, Friedrich Bohl, Friedhelm Ost, Walter Wallmann, Petra Roth oder Guido Westerwelle – um nur einige zu nennen – wurden auch deshalb gewählt, um Firmen wie der DVAG funktionierende und ihre Kunden nicht übervorteilende Rahmenbedingungen zu setzen. Daran, dass diese Aufgabe immer mit dem nötigen Engagement betrieben wurde, habe ich, wenn ich liebedienerische Grußbotschaften wie jene von Bundeskanzlerin Angela Merkel anlässlich einer DVAG-Vertriebskonferenz aus dem Jahre 2008 lese, doch arge Zweifel und bin wirklich enttäuscht, um nicht zu sagen: angewidert. Kein Spaß.

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