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Aktualisiert am 08.09.2017 - 12:50 Uhrin MärkteLesedauer: 3 Minuten

Wachtendorf-Kolumne Manuel Neuer grüßt das Sparmäleon

Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS
Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS

Da hat Manuel Neuer gerade noch einmal die Kurve bekommen. Im Sommer war auf Deutschlands Fußballtorwart Nummer 1 noch ein Shitstorm niedergegangen, weil er es im „Kicker“-Interview mit den phrasenhaften Lobhudeleien für seine Werbepartner Cola-Cola, Allianz und Sony übertrieben hatte. Zuvor drohte bereits seine eigentlich gut gemachte Vielleicht-bin-ich-gar-nicht-deine-Freundin-Werbung für Coke Zero zunehmend ins Lächerliche abzugleiten und zog außer diversen Parodien von Matthias Schweighöfer bis Y-Titty auch eine Welle hämischer Sprüche à la „Die Angst vor den Vielleicht-Manuel-Neuer-Witzen heißt Paraneuer“ nach sich.

Nun aber brilliert der Vielgescholtene in einem brandneuen Werbespot für Coke Zero, in dem er sich als „Manuel Neuer, Mitarbeiter eines großen Software-Unternehmens in München“ vorstellt. Mit monotoner Stimme beschreibt er sein von frühem Aufstehen und nicht enden wollenden Weiterbildungs-Seminaren geprägtes Büroleben, dessen Höhepunkt das abendliche Kegeln mit den Kollegen darstellt. Am Wochenende zusammen Fußball geschaut wird natürlich auch, und bei diesen Gelegenheiten geht dem Softwareprüfer durch den Kopf, dass er früher einmal selbst aktiv war und durchaus das Zeug zum Profi gehabt hätte. Dann die Auflösung und der neue Coke-Zero-Slogan: „Wer’s nicht probiert, wird’s nicht erleben.“

Der wunderbar selbstironische Clip („Ich bin jemand, der sich vielleicht eine Dreiviertelstunde wirklich gut konzentrieren kann“) kommt im Netz prima an: Auf YouTube haben ihn innerhalb von nur zehn Tagen bereits 2,6 Millionen Nutzer geklickt, mehr als 2.000 von ihnen haben hinterher virtuell den Daumen gehoben. „Endlich mal Werbung, die man gerne sieht“, bringt es einer im Post auf den Punkt.

Darum geht es: Werbung machen, die ankommt. Für die Investmentindustrie war das schon immer ein bisschen schwieriger als für andere Branchen. Das lässt sich unter anderem auch an der Resonanz ablesen, die ein gleichfalls mit Manuel Neuer produzierter Werbeclip für die Allianz-Tochter Allianz Global Investors auf YouTube erzielt: Obwohl seit fast zehn Monaten online, haben bislang nicht einmal 12.500 Nutzer zugegriffen. Viel verpasst haben all die anderen nicht: Wer sich den Clip ansieht und ihn mit dem neuen Coke-Zero-Spot vergleicht, weiß, was ich meine.

„Wer’s nicht probiert, wird’s nicht erleben“ – das hätte auch einen famosen Werbe-Slogan für Aktienfonds abgegeben. Vorausgesetzt, jemand hätte ihn ähnlich ironisch verpackt wie die Coca-Cola-Agentur Plantage, ohne dabei ins Alberne abzurutschen (das Sparmäleon und die fünf Spartypen lassen grüßen). Aber wer weiß, vielleicht bekommt auf diesem Gebiet irgendwann einmal auch die Fondsbranche die Kurve. Es muss ja nicht unbedingt mit Manuel Neuer sein.

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