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Aktualisiert am 08.09.2017 - 13:17 Uhrin FondsLesedauer: 2 Minuten

Wachtendorf-Kolumne Mischfonds: Die Wochen der Wahrheit

Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS
Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS

Die Jagd nach Rendite nimmt bei einigen Anlegern verzweifelte Züge an. Weil auf ihrem Tagesgeldkonto seit geraumer Zeit eine Null vor dem Komma steht, stürzen sie sich auf zweifelhafte Neuemissionen wie Zalando oder Rocket Internet – häufig ohne einen blassen Schimmer davon zu haben, welche Risiken sie sich mit den dahinter stehenden Unternehmen ins Depot holen. Symptomatisch in diesem Zusammenhang der Stoßseufzer von Börsen-Professor Max Otte: Viele deutsche Privatanleger wüssten gar nicht, dass man Aktien auch gebraucht kaufen könne. Dem ist wenig hinzuzufügen.

Doch nicht nur Deutschlands Privatanleger sind Getriebene in diesen Tagen. Viele Fondsmanager sind es auch. Vor allem, wenn sie einen jener flexibel oder defensiv ausgerichteten Mischfonds steuern, die landauf landab als Alternative zum Nullzins-Konto gepriesen werden. Um die an sie geknüpften Renditeerwartungen nach Kosten zu erfüllen, müssen sie ins Risiko gehen – ob sie wollen oder nicht. Und in rauer werdenden Börsenzeiten kann auch so manch gebrauchte Aktie mit unliebsamen Überraschungen aufwarten.

Ganz zu schweigen von undurchschaubaren und unter Umständen nicht minder gefährlichen Renten-Konstruktionen, die in den vergangenen Monaten den Weg in als betont risikoarm geltende Fondsportfolios gefunden haben. Wenn erfahrene Anleihe-Profis wie Kames-Manager Gregory Turnbull-Schwartz im Zusammenhang mit den rechtlichen Rahmenbedingungen einiger der neuerdings so beliebten Coco-Bonds von „Spendenbestätigungen“ sprechen, lässt das tief blicken. Mit recht hoher Wahrscheinlichkeit werden deshalb die jüngsten Turbulenzen an den Kapitalmärkten in einigen Mischfonds tiefere Schneisen schlagen als es ihr Risikoprofil vermuten ließe.

Wer sich davor schützen möchte, kommt um eines nicht herum: die sorgsame Auseinandersetzung mit den bereits im Depot vorhandenen oder in die engere Auswahl genommenen Fonds. Marktkommentare, Factsheets und Jahresberichte gehören – so dröge sie im Einzelnen auch sein mögen – zur Standardlektüre. Dabei kann es durchaus ein beruhigendes Zeichen sein, wenn ein Fondsmanager im aktuellen Umfeld genau das tut, was sein Kunde eigentlich vermeiden will und zumindest einen Teil der ihm anvertrauten Gelder zinslos parkt. Zeigt dies doch, dass es ihm eben nicht darum geht, Rendite um jeden Preis zu erzielen.

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