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Aktualisiert am 08.09.2017 - 12:48 Uhrin FondsLesedauer: 4 Minuten

Wachtendorf-Kolumne Terroristen, Veganer und das Mysterium ETF

Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS
Egon Wachtendorf, Chefredakteur DER FONDS

Es gibt Fragen, bei denen jeder Versuch einer Antwort zwangsläufig in eine Kreisbewegung mündet. Die berühmteste davon ist sicher das Henne-Ei-Problem, eine weitere die Frage, warum im Supermarkt an der Kasse immer die Schlange, in der man selbst steht, am längsten ist. Die Liste ließe sich beliebig fortführen: Was ist der Sinn des Lebens? Warum fahren Terroristen so oft Toyota? Und dürfen Veganerinnen eigentlich ihre Kinder stillen?

Eine Frage, die sich im Zusammenhang mit Fonds-Investments immer wieder stellt, ist diese hier: Warum sind ETFs, also Fonds, die lediglich einen Index nachbilden, so erfolgreich? Weil sie so genial einfach sind? Weil sie sich aufs Wesentliche konzentrieren – „simply the best“ sozusagen? Liegt die Antwort wirklich allein in den günstigeren Kosten oder spielt auch eine wesentliche Rolle, dass die breite Masse der aktiven oder semi-aktiven Manager einfach nicht gut genug ist?

Die letztgenannte Vermutung rückt zwangsläufig in den Mittelpunkt, wenn man sich die Entwicklung des deutschen Leitindex Dax in den vergangenen fünf Jahren ansieht. Kein schlechtes Investment, gewiss: Mit einem Wertzuwachs von 57,4 Prozent (Stichtag: 6. Oktober) schlägt er nicht nur jedes Festgeld, sondern auch den breiter angelegten Euro Stoxx 50 (plus 38,5 Prozent) um Längen. Doch um wie viel besser könnte das Ergebnis sein, müsste der Dax nicht hoch gewichtete Langweiler wie Siemens oder Deutsche Telekom mitschleppen und nebenbei auch noch Totalausfälle wie RWE, Eon, Commerzbank, Deutsche Bank und ganz aktuell VW verkraften?

Die Nöte der Versorger kommen nicht ganz überraschend, Banken gelten spätestens seit der Finanzkrise als Problem-Investment. Für einen aktiven, auf deutsche Aktien spezialisierten Fondsmanager hätte es deshalb ein Leichtes sein sollen, die entsprechenden Unternehmen zu meiden und die Lücken mit aufstrebenden Firmen aus der zweiten und dritten Reihe zu füllen.

Trotzdem belegen Dax-ETFs in der Kategorie Aktienfonds Large Cap Deutschland der Münchner Datenbank FWW auf Sicht von fünf Jahren durchaus respektable Plätze, milliardenschwere Klassiker wie FT Frankfurt-Effekten-Fonds, Unifonds oder Dekafonds schneiden deutlich schlechter ab. Selbst der in der Kategorie Aktienfonds All Cap Deutschland gelistete und folglich mit mehr Freiheiten ausgestattete „Ur-Vater“ aller deutscher Aktienfonds, der 1950 aufgelegte Fondak, schafft es über diesen Zeitraum nicht, den Dax zu schlagen.

Im Grunde genommen gibt es für dieses Phänomen nur eine Erklärung: Viele Manager kleben immer noch viel zu stark an ihrem Index, dem sie dann aufgrund der in ihrem Portfolio anfallenden höheren Kosten natürlich zwangsläufig hinterherhinken. Vielleicht ist es deshalb wirklich höchste Zeit für die jüngst bekannt gewordenen Überlegungen der Finanzaufsicht Bafin, derartige Fonds aufzuspüren und künftig mit Sanktionen zu belegen.

Apropos im Kreis drehen: Auch ohne behördliche Schützenhilfe ließe sich das Performance-Problem der in solchen Fonds gefangenen Anleger ganz leicht lösen. Eine Anregung dazu liefert vielleicht ein Zitat des französischen Avantgarde-Künstlers Francis Picabia: Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. Einfach mal die eigene Art des Investierens reflektieren – ob dann am Ende dieses Prozesses ein ETF steht oder ein wirklich aktiv gemanagter Aktienfonds, bleibt jedem selbst überlassen.

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