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Währungsexperte Gareth Gettinby im Interview „Der US-Dollar schwächelt 2018 wahrscheinlich wieder“

Gareth Gettinby, Investment Analyst im Multi-Asset-Team von Kames Capital: „Weitere Zinsanhebungen der US-Notenbank sind für den US-Dollar nicht von Vorteil“
Gareth Gettinby, Investment Analyst im Multi-Asset-Team von Kames Capital: „Weitere Zinsanhebungen der US-Notenbank sind für den US-Dollar nicht von Vorteil“

DASINVESTMENT.com: Nach einer mehrmonatigen Schwächephase scheint sich der US-Dollar wieder mehr oder weniger im Gleichgewicht zum Euro zu befinden. Wie stufen Sie die Aussichten für die nächsten Quartale ein?

Gareth Gettinby: Nachdem der Greenback im vergangenen September kurzfristig einen Boden erreicht hatte, erwarten wir bis Jahresende eine anhaltende Erholung. Begünstigt wird der Aufwärtstrend durch starke Konjunkturdaten aus den USA, falkenhafte Äußerungen der US-Notenbank Federal Reserve und konjunkturstützende Maßnahmen in der Fiskalpolitik. Diese Impulsgeber wirken angesichts der steigenden Zinsdifferenzen kurzfristig unterstützend. Wir glauben jedoch, dass der Abwärtstrend der US-Währung hierdurch nur vorübergehend unterbrochen wird. Für das Jahr 2018 erwarten wir eine weitere Abwertung.

Welche Faktoren könnten diesen Währungstrend möglicherweise beeinflussen?

Gettinby: Erstens rechnen wir fest mit Zinsanhebungen der Fed im Dezember und im Jahr 2018, was für den US-Dollar nicht unbedingt von Vorteil sein dürfte. Positive Credit Spreads am kurzen Ende konnten die Abwertung des US-Dollar gegenüber dem Euro im laufenden Jahr nicht verhindern.

Zweitens sind neben der Fed auch andere Notenbanken im Begriff, ihren Normalisierungsprozess in der Geldpolitik einzuleiten, was den Greenback weniger attraktiv macht.

Drittens haben die  globalen Wachstumsschübe zur Folge, dass der US-Dollar mittelfristig weniger Unterstützung durch verlockende Differenzen in den Konjunkturdaten erhält.

Viertens deuten die Haushalts- und Leistungsbilanzdefizite als Prozentsatz des Bruttoinlandsprodukts in den USA darauf hin, dass der US-Dollar schwächer werden könnte. Während eine Ausweitung des Handels zum Abbau des Leistungsbilanzdefizits beitragen könnte, dürfte das Haushaltsdefizit weiter steigen, sollten Donald Trumps Steuerpläne verwirklicht werden. Um diese Defizite finanzieren zu können, müssten die US-Dollar-Wechselkurse vermutlich an Attraktivität gewinnen.

Fünftens sind spekulative Anleger gegenwärtig gegenüber dem US-Dollar neutral positioniert; es bleibt daher jede Menge Spielraum für eine weitere Stimmungseintrübung.

Welche Segmente im Bereich der auf US-Dollar lautenden Anleihen würden Sie einem europäischen Anleger empfehlen, der auf eine Stärkung der Währung wetten möchte?

Gettinby: Die Erfahrung hat gezeigt, dass die ersten Zinsanhebungen als Bekräftigung des jeweiligen Konjunkturzyklus zu verstehen sind. Das ist gewöhnlich vorteilhaft für Unternehmensanleihen und Risikoanlagen. Diese Wertpapiere bieten im Aufschwung zumeist eine gute Performance, da die Gewinne steigen.

Wir geben jedoch zu, dass die Bonitätssegmente durchwegs hoch bewertet sind. Tatsächlich sprechen flache Kreditkurven momentan eher für Kreditrisiko als für Durationsrisiko. Die historische Entwicklung in den Jahren 2005 bis 2007 hat gezeigt, dass eine Phase enger Credit Spreads längere Zeit anhalten kann.

Die weiterhin niedrige Marktvolatilität, das anhaltend kräftige Weltwirtschaftswachstum und die Geldpolitik der Notenbanken bieten nach wie vor ein günstiges Umfeld für Investitionen. Das größte Risiko, das mit dem Besitz von Investment-Grade- und Hochzinspapieren in einem solchen Szenario einhergeht, ist ein Ereignisrisiko auf Einzeltitelebene. Daher ist jetzt der richtige Zeitpunkt, die Zusammensetzung von Portfolien zu überprüfen und sicherzustellen, dass sich das eingegangene Risiko angemessen im Kurs widerspiegelt. Im US-Hochzinssektor leiden vor allem der Gesundheitsbereich und Einzelhändler mit Ladengeschäften unter einer unerträglichen Schuldenlast.

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