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Wallwitz-Ausblick: "Die USA kommen als erstes auf die Füße"

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Die privaten Haushalte haben sich auf Kosten des Staatshaushalts und der Banken deutlich entschuldet. Der Staat hat Schulden aufgenommen, um das Abstürzen der Wirtschaft zu vermeiden, während die Privaten ihre Ausgaben auf ein vertretbares Maß zurückgefahren haben. Gleichzeitig haben die Banken erhebliche Abschreibungen auf ihre Kreditportfolios vorgenommen und sich frisches Geld durch Kapitalerhöhungen geholt.

Dadurch ist der Schuldenberg von 130 Prozent auf 100 Prozent des verfügbaren Einkommens geschrumpft und, in Kombination mit den extrem niedrigen Zinsen, tragbar geworden. Die privaten Haushalte leiden noch unter der hohen Arbeitslosigkeit, aber im Prinzip geht es ihnen gut. Das Leistungsbilanzdefizit ist noch immer unschön, aber der wichtigste Grund für das Defizit, der viel zu hoch bewertete Dollar, ist bereinigt.

Insgesamt sieht es so aus, als seien die USA auf einem guten Weg. Im Rahmen der Beseitigung des Fiscal Cliff werden bis Weihnachten noch Nebelkerzen geworfen und die Hände gerungen, aber dann will doch jeder seinen Schreibtisch leer haben und nach Hause gehen.

Und dann können die USA der eigenen Gesundung mehr oder minder tatenlos zusehen. Auch ohne irgendwelche Sparbemühungen verringert sich das Defizit ja (wie im Keynesianischen Lehrbuch vorgesehen) von 13,3 Prozent im Jahr 2009 auf 7,3 Prozent im Jahr 2013 (IWF-Schätzung, unter der Voraussetzung, dass das „Fiscal Cliff“ nicht stattfindet).

Und im Jahr 2017 wird es, auch wenn keinerlei Sparbemühungen unternommen werden, auf 4,2 Prozent geschrumpft und die Staatsverschuldung (netto) wird von heute 73 Prozent der Wirtschaftsleistung auf dann 82 Prozent gestiegen sein. Das ist ein Niveau, mit dem die USA in den 50er-Jahren problemlos umgegangen sind und über das sich damals niemand so richtig aufgeregt hat.

Wenn die USA allerdings doch etwas sparen und sich in den Cliff-Verhandlungen auf ein Gürtel-enger-schnallen in der Größenordnung von 2 Prozent bis 2,5 Prozent einigen, ist bereits im nächsten Jahr eine Stabilisierung der Staatsschuld erreicht. Für die Wirtschaft würde das zwar Stagnation oder Schlimmeres bedeuten, aber es wäre immerhin der Boden für deutliches und nachhaltiges Wachstum im Jahr 2014 gelegt.

China zahlt drauf

Natürlich ist eine solche Anpassung nicht ohne Kosten zu haben. Wenn die Schulden plötzlich nicht mehr drücken, kann man davon ausgehen, dass bei irgendjemandem Geld fehlt. Gewiss haben die Banken erhebliche Abschreibungen gehabt, die zur Entschuldung des privaten Sektors geführt haben.

Die meisten Banken haben so massive Kapitalerhöhungen gemacht, dass sie nun andere Eigentümer haben als noch 2007. Aber das erklärt noch nicht die ganze Entschuldung. Es liegt nahe, auch beim größten Gläubiger der USA, den Chinesen, nachzusehen, ob noch alles da ist.

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