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Warum Krisen kein Problem sind

Gottried Urban
Gottried Urban
Der Schatten der Finanzkrise Von Krisenstimmung ist auf dem Börsenparkett nichts mehr zu spüren. Der Dax schreitet munter von einem Hoch zum nächsten. Eigentlich müssten sich alle Investoren über die gute Entwicklung der Aktienmärkte nur freuen können. Und doch spüre ich in fast jedem Gespräch mit Anlegern weniger die Freude darüber als die Angst, dass die schönen Gewinne im Depot wieder dahin schmelzen könnten. Schließlich könne doch die Schuldenkrise jederzeit wieder aufflammen. Jede negative Meldung löst großes Unbehagen aus. So geht die gute Entwicklung der Aktien an der Masse der deutschen Anleger vorbei. Wer noch in Aktien investiert, will in der Regel zugleich eine Absicherung seines Depots, sei es durch Optionen oder durch Produkte, die von fallenden Märkten profitieren. Nur kostete das in den vergangenen Monaten immer Geld. Die schönen Gewinne auf der einen Seite wurden durch die Belastungen der Absicherung oftmals aufgefressen.

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Beim Blick in den Rückspiegel der Kapitalmärkte wird deutlich, dass es immer wieder extrem schwierige Phasen gab: die Kubakrise 1963, die Ölkrisen 1973 und 1979, die Golfkriege, Terror und Schuldenkrisen in Lateinamerika, in den Tigerstaaten Asiens, in Russland, den USA und schließlich in Europa. Zwischenzeitlich stand die Welt mehrfach vor dem Atomkrieg, und es passierten diverse Industrieunfälle von Seveso bis Fukushima. trotz all dieser Krisen und Desaster hat sich das globale Bruttosozialprodukt in den vergangen 40 Jahren versechsfacht. Die Weltbevölkerung hat sich seit 1970 verdoppelt und wächst weiter. Der relative Anteil der Hungernden geht deutlich zurück. Die Lebenserwartung ist seit 1970 von etwa 60 auf rund 70 Jahre gestiegen, in wohlhabenden Ländern sogar auf etwa 80 Jahre. Während wir also ständig Krisen erleben, geht es tendenziell immer mehr Menschen auf der Welt materiell immer besser und sie leben länger.

Krisen- lokal hart, global innovativ

Gerade Wirtschaftskrisen sind offensichtlich Selbstreinigungsprozesse des Kapitalismus. Wer Krisen nicht zulässt, zementiert alte ineffiziente Strukturen. Erst die Ölkrisen führten zur Entwicklung von Technologien, die Ressourcen effizienter nutzten und damit die Voraussetzung geschaffen haben, dass so viele Menschen tatsächlich ihren Wohlstand steigern konnten. Natürlich sind Wirtschaftskrisen für die unmittelbar Betroffenen sehr hart. Sie eröffnen aber auch Chancen. Die Euro-Krise hat das Problem des Systems einer gemeinsamen Währung bei ungleicher Wirtschafts- und Finanzpolitik in den einzelnen Mitgliedstaaten zutage gefördert. Den wirtschaftlichen Absturz der schwachen Euroländer müssen wir zulassen. Damit werden Spanien, Italien und Co. gezwungen, ihre Strukturprobleme zu beseitigen. Diesen steinigen Weg flankieren die Notenbank und die politischen Entscheidungsträger über die Installation von Feuerwehrfonds, damit wir am Ende eine saubere Entschuldung hinbekommen. Die Zinsen werden dann wieder steigen - und die Aktienmärkte deutlich höher stehen als heute.

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