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Warum sich die Deutschen von ihrem eigenen Staat enteignen lassen

Michael Arpe
Michael Arpe
Bei der Finanziellen Repression versucht der Staat, sich durch niedrige Zinsen und höhere Inflationsraten möglichst unbemerkt zu entschulden. Die Zinssätze werden künstlich so niedrig gehalten, dass der Anleger nach Steuern und Inflation einen realen Netto-Verlust erzielt.

Der Staat hingegen kann sich zu den Niedrigzinsen extrem günstig finanzieren und die Schulden werden so über die Jahre durch die Geldentwertung auf Kosten der Bürger reduziert. Diese Form der sanften Enteignung ist für die meisten Menschen unsichtbar und nährt die Illusion, dass der Staat solide ist und die Vermögenswerte des Anlegers sicher. Doch nichts davon ist wahr!

630 Milliarden Euro haben die Deutschen derzeit in kurzfristigen Spar- und Festgeldanlagen angelegt. Bei rund drei Prozent vorsichtig geschätzter echter, nicht statistischer Inflation und einem Sparzins von im Schnitt einem Prozent, verlieren sie dadurch rund zwei Prozent ihres Vermögens, umgerechnet also mehr als 12 Milliarden Euro – jedes Jahr! In geradezu masochistischer Teilnahmslosigkeit sehen sie zu, wie ihre Kaufkraft schwindet.

Hinzu kommt noch, dass den meisten kaum bewusst ist, dass die gesetzlichen Renten verkappte Staatsanleihen sind. Ebenso ihre Lebensversicherungen und Pensionskassen. Ihr heutiges und zukünftiges Vermögen stützt sich also fast komplett auf den (klammen) Staat. Anleger, die ihr Vermögen sicher wähnen, setzen sich somit einem erheblichen Klumpenrisiko aus.

Aber warum lassen die Deutschen das mit sich machen? Neben dem schon häufig erwähnten Desinteresse an finanzieller Bildung hat es vor allem damit zu tun, dass sie seit Jahrzehnten zu einem Volk von Sicherheitsgläubigen erzogen worden sind. Staatsanleihen, Pfandbriefe und Sparbücher gelten in ihrem Empfinden als „Witwen- und Waisenpapiere“. Viele Anleger kennen es gar nicht anders, als dass sie – so die Faz – einen „gottgegebenen Anspruch auf positive Realverzinsung“ haben.

Es ist Zeit aufzuwachen! Sicherheit hat nach der Finanzkrise eine neue Dimension. Sicherheit bedeutet nicht, Ansprüche an den Staat oder eine Bank zu haben. Man sollte nicht vergessen, dass man auch nach deutschem Recht als Anleger bei einer Bank formal Kreditgeber, also Gläubiger, der Bank ist und somit haftet, wenn die Bank Pleite geht.

Nach Zypern sollte auch der letzte Anleger verstanden haben, was die Stunde geschlagen hat: Umverteilung ist angesagt! Erstens vom Bürger zum Staat und zweitens von Wählergruppen mit kleiner Lobby zu Wählergruppen mit großem Wahleinfluss.

Schauen Sie sich die Wahlprogramme zur Bundestagswahl doch einmal an: Steuererhöhungen nahezu überall. Und zwar nicht nur für die Reichen, sondern es fängt bei einigen Parteien schon früh im Mittelstand mit Einkommen ab 60.000 Euro an.

Das vom Bund finanzierte Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) brachte unlängst sogar den Vorschlag, dass 230 Milliarden Euro Mehreinnahmen zu erzielen seien, wenn man einfach von jedem Vermögen über 250.000 Euro zehn Prozent Zwangsabgabe abzapfe. Finanzminister Schäuble fand diese Idee „interessant“. Die SPD denkt dagegen offen über einen Lastenausgleich durch Zwangsabgaben bei Immobilien nach. Auch die höhere Versteuerung von Kapitalanlagen steht an.

Und das werden nicht die letzten Ideen sein. Doch kann uns jemand erklären, warum der Staat die höchsten Steuereinnahmen in der Geschichte Deutschlands zu verzeichnen hat (mehr als 600 Milliarden Euro) und wir trotzdem Steuererhöhungen brauchen, wenn doch angeblich alles in Ordnung ist?

Es ist Zeit für finanzielle Selbstverteidigung und das bedeutet zunächst einmal, dass jeder Bürger sein Desinteresse für finanzielle Angelegenheiten schnellstens in die Erkenntnis umwandeln muss, dass ein Wegschauen wahrscheinlich zu drastischen Vermögensverlusten bei jedem einzelnen führen wird!

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