LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in MärkteLesedauer: 4 Minuten

„Warum soll die regionale Zuordnung eines Staates wichtiger sein als seine Solidität?“

Uta Fehm, Schwellenländerexpertin bei der UBS.
Uta Fehm, Schwellenländerexpertin bei der UBS.
DAS INVESTMENT: Warum sind Anleihen aus den Emerging Markets derzeit interessant?

Uta Fehm:
Was mir bei dieser Frage auffällt, ist dieses „derzeit“. Was in den Emerging Markets passiert, ist nichts Kurzfristiges, was in ein, zwei Jahren wieder vorbei ist, sondern ein langfristiger Trend. Es ist nur derzeit aktuell, weil jeder nach Anlagealternativen zu den niedrigen Zinsen in Europa und den USA sucht. Diese Länder sind wichtig für die Weltwirtschaft und werden auch immer bedeutender, wenn man ihren Anteil am globalen Bruttoinlandsprodukt betrachtet. Ich bin dabei immer wieder überrascht, dass die Schwellenländer in vielen Portfolios noch gar keine Rolle spielen. Meines Erachtens kann man sich diesem Trend auf lange Sicht nicht verschließen.

Wenn Anleger sich in die Schwellenländer vorwagen, dann am ehesten über Aktien. Jetzt sind aber plötzlich Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern in aller Munde. Warum der Schwenk?

Fehm: Dieser Markt hat sich erst in den vergangenen drei, vier Jahren entwickelt. Man kann das gut an den entsprechenden Indizes ablesen, die zum Beispiel JP Morgan berechnet. Der JP Morgan Corporate Emerging Markets Bond Index hat inzwischen die gleiche Marktkapitalisierung erreicht wie der Staatsanleihen-Index – obwohl es ihn vor fünf Jahren noch gar nicht gab. Das ist ein Zeichen dafür, wie dynamisch sich diese Märkte und die Unternehmenskultur dort entwickeln.

Wie filtern Sie die attraktivsten Bonds heraus?

Fehm: Zunächst beantworten wir die Frage, in welchem Land wir investieren wollen. Dafür schauen wir uns die wirtschaftliche Entwicklung, die politische und gesellschaftliche Lage der Länder an. Aus diesen Faktoren berechnen wir eine Zielspanne für den Spread der Anleihe, also für den Risikoaufschlag gegenüber US-Staatsanleihen. Dann kommen wir an einen Punkt, an dem wir sagen können, welches Land unseres Erachtens das attraktivste ist. Als Nächstes ist das Instrument dran. Will ich eine Staatsanleihe oder eine Unternehmensanleihe? Will ich einen Bond, der auf Lokalwährung oder auf Dollar lautet? Hier nutzen wir ein System, das den besten Bond für diesen Markt herausfiltert. Und den kaufen wir dann.

Was gefällt oder missfällt Ihnen aktuell?


Fehm: Wenn Sie sich mal den gesamten Risikostrahl vornehmen, dann haben Sie auf der einen Seite Anleihen mit AAA-Rating und auf der anderen Seite welche mit C-Rating. Was wir in den vergangenen Monaten abgebaut haben, ist der mittlere Bereich. Ein Grund ist, dass Anleger sich in den vergangenen Monaten von europäischen Staatsanleihen mit Investment- Grade verabschiedet und dafür Schwellenländeranleihen bester Qualität gekauft haben. In der Folge sind die Spreads für diese Papiere sehr stark zusammengelaufen. Daher haben wir unsere Positionen reduziert und haben in hohe Spreads einerseits und hohe Qualität andererseits investiert. Zum einen haben wir supranationale Anleihen gekauft, die in mehreren Ländern gleichzeitig aufgelegt werden. Auch haben wir bei Quasi-Staatsanleihen aufgestockt. Quasi- Staatsanleihen sind Unternehmen, die sich zum Großteil in Staatsbesitz befinden.

Tipps der Redaktion