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Warum wir keine Bankaktien haben

Georg Graf von Wallwitz
Georg Graf von Wallwitz
Adam Smith, Begründer der modernen Ökonomie,  Moralphilosoph aus der Schottischen Schule, später auch Fürstenerzieher und Leiter der Zollbehörde zu Edinburgh, hat viel gesehen und gehört im Leben. Er hat Voltaire in Genf besucht, war ein guter Freund von David Hume und ein verlässlicher Berater des jüngeren William Pitt.

Smith war jedenfalls ein Mann mit Erfahrungen und so argumentiert er in seinen Schriften auch selten aus obersten Prinzipien, sondern vielmehr aus dem prallen Leben. Heute ist einer der gängigen Vorwürfe gegen Smith, er habe in seinem Buch über den „Wohlstand der Nationen“ (1776) nicht die heraufziehende industrielle Revolution und damit das Entstehen des Kapitalismus gesehen.

Falsches Anreizsystem

Adam Smiths Welt ist die der persönlich haftenden Kaufleute und erdverbundenen Bauern. Die Aktiengesellschaft sieht er mit großem Misstrauen und billigt ihr keine große Zukunft zu. Damit entgeht ihm in der Tat die entscheidende Rolle, die die großen und permanenten Kapitalstöcke der Aktiengesellschaften in der Entwicklung der Wirtschaft gespielt haben.

Smith mag die Aktiengesellschaft nicht, weil die Anteilseigner auf der einen Seite und das Management auf der anderen Seite falsche Anreize haben. Die Anteilseigner haften nicht mit ihrem ganzen Vermögen und in der Regel ist auch nur ein sehr kleiner Teil des Vermögens in einer einzelnen Aktiengesellschaft investiert.

Der Anleger stellt sein Kapital der Firma zur Verfügung und erhält dafür ein Rundum-Sorglos-Paket. Wenn es gut geht, bekommt er Geld ohne etwas dafür tun zu müssen. Wenn es schief geht, ist allenfalls das eingesetzte Kapital fort, mehr aber auch nicht.

Dieses Paket führt nach Smith bei den Anlegern zu einer gewissen Verblödung. Sie interessieren sich nicht wirklich für die Geschäfte der Firma, an der sie beteiligt sind und wenden sich lieber angenehmeren (Un-)Tätigkeiten zu.

Managen leicht gemacht

Das Management der Aktiengesellschaft hingegen ist in der glücklichen Lage, Geld zur Verfügung zu haben, ohne einem interessierten Eigner wirklich Rechenschaft ablegen zu müssen.

Jahresversammlungen der Aktionäre sind von der Stimmung her ja oft einem Platzkonzert in einem Kurort ähnlich. Der Vortrag gilt einem älteren, mäßig verständigen Publikum mit viel Zeit. Das verlockt die Firmenchefs dazu, das investierte Geld möglichst nicht zurückzuzahlen. Dazu haben sie zwei Möglichkeiten: Sie können es entweder investieren, egal ob sinnvoll oder nicht. Oder sie können sich daran machen, einen möglichst großen Teil der Gewinne in die eigene Tasche zu wirtschaften.

Jedenfalls verhalten sich die Chefs von Aktiengesellschaften nicht wie Unternehmer, so Smith, weil sie weder dessen Risiko noch dessen langfristige Perspektive haben. Zum Beweis listet Smith seine schlechten Erfahrungen mit allerlei Überseeunternehmungen auf, bei denen die Aktionäre allesamt das Nachsehen hatten.

Aktiengesellschaften machen daher in Adam Smiths Augen nur Sinn in Branchen, wo wenig unternehmerische Kreativität und ein unvermeidlich hoher Kapitalstock gefordert sind. Damit meint er Wasserversorger, Straßenbauer (wir würden heute sagen: Infrastrukturunternehmen) und Banken. Wären die Banken doch nie kreativ geworden.

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