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„Was die Staatsfinanzen betrifft, könnte Russland einigen EU-Mitgliedern als Vorbild dienen“

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DAS INVESTMENT.com: Dabei ist Russland doch gerade wegen seines Reichtums an Energieressourcen bekannt.

Millendorfer: Ja, das stimmt. Das Land verfügt zwar nach wie vor über enorme natürliche Ressourcen, die aber größtenteils noch erschlossen werden müssen. Dies erfordert hohe Investitionen. Auch die Infrastruktur in den Förderregionen muss ausgebaut werden. Das könnte Jahre dauern. Hinzu kommen noch die hohen Exportsteuer auf Erdöl, so dass sich Investitionen in die Erschließung neuer Ölfelder in Zukunft immer weniger rentieren werden. Allerdings scheint Moskau das Steuerproblem mittlerweile einzusehen. Im russischen Parlament werden Stimmen laut, die eine steuerliche Entlastung der Ölproduzenten fordern. Ich könnte mir vorstellen, dass das Steuersystem zukünftig vollständig reformiert wird. Aber das braucht Zeit. Wir halten daher die Augen auch für andere Wirtschaftssektoren offen.

DAS INVESTMENT.com: Die da wären?

Millendorfer: Die Metallindustrie zum Beispiel. 5 Prozent der weltweiten Kupfer-Produktion, sowie 12 Prozent der Platin- und 43 Prozent der Palladium-Produktion entfallen auf Russland. Und die weltweite Nachfrage nach diesen Metallen steigt.

DAS INVESTMENT.com: Und wie sieht es mit der Binnennachfrage in Russland aus?

Millendorfer: Besser als in vielen anderen Schwellenländern. Denn die Gewinne aus den Öl- und Gasexporten sowie die hohen Steuern auf diese Rohstoffe haben zu einem stark steigenden Durchschnittseinkommen geführt. Das russische Pro-Kopf-Einkommen ist derzeit fast doppelt so hoch wie das in China. Sektoren, die von diesem Trend profitieren, sind die Telekommunikations-Branche, sowie der Konsumgüter- und der Gesundheits-Bereich. Einen leichten Aufwärtstrend sehen wir zudem auch im russischen Bankensektor.

DAS INVESTMENT.com: Was halten Sie von den politischen Rahmenbedingungen?

Millendorfer: Die politische Situation ist stabil. Das Tandem Medwedew-Putin scheint reibungslos zu funktionieren, wobei Putin als Premierminister nach wie vor die Fäden zieht. Als Auslandsinvestor sollte man es sich also mit Putin und seinem Vize Igor Setschin, der gleichzeitig Aufsichtsratspräsident des Mineralölkonzerns Rosneft ist, besser nicht verscherzen. Und was die Staatsfinanzen betrifft, könnte Russland einigen EU-Mitgliedern als Vorbild dienen.

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