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Dividenden-Mann John Bailer im Verhör „Schwankungsarme Aktien sind teuer geworden“

BNY-Mellon-Fondsmanager John Bailer: „Bei uns sind es etwa 3 Prozent“
BNY-Mellon-Fondsmanager John Bailer: „Bei uns sind es etwa 3 Prozent“ | Foto: BNY Mellon

DAS INVESTMENT: Ein US-Aktienfonds, der auf Dividenden ausgerichtet ist, klingt nach einem Widerspruch. US-Unternehmen sind nicht für ihre Zahlungsfreudigkeit bekannt, eher für ihre Neigung, eigene Aktien zurückzukaufen.

John Bailer: Vor sehr langer Zeit hatten wir eine sehr starke Dividendenkultur. In den 30er Jahren war die Dividende sehr wichtig. Dann brachten Steuergesetze die Unternehmen dazu, lieber Aktien zurückzukaufen als Dividenden zu zahlen. Hinzu kam, dass US-Manager verstärkt mit Aktienoptionen bezahlt wurden. Und für deren Wertentwicklung sind Rückkäufe viel besser. Das hat sich aber in den vergangenen zehn Jahren wieder geändert. Manager erhalten jetzt verstärkt sogenannte Restricted Stocks, eine Art Belegschaftsaktien. Wir erleben gerade, dass die Dividende wiederaufersteht.

Andere Income-Manager betrachten auch Aktienrückkäufe als eine Art Ausschüttung. Sie auch?

Bailer: In unserem Fonds konzentrieren wir uns auf echte Dividenden. Wir wollen ein Portfolio, das eine um 50 Prozent höhere Dividendenrendite erreicht als die im S&P 500.

Wie hoch liegt die gerade?

Bailer: Etwas unter 2 Prozent. Also sind es bei uns etwa 3 Prozent.

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Im internationalen Vergleich sind 2 Prozent Rendite im Index ziemlich dünn.

Bailer: Nun ja, es geht ja mit der Dividendenkultur auch gerade erst los. Ich bin überzeugt, dass die Payout-Ratio, also der Anteil der Dividende am Unternehmensgewinn noch deutlich steigen wird. In den 30ern lag sie bei 50 Prozent, die Hälfte der Gewinne ging also an die Aktionäre.

Die 30er sind sehr weit weg.

Bailer: Wir sind aber heute gerade mal bei 30 Prozent Payout-Ratio. Auch wenn die Quote vielleicht nicht wieder auf 50 Prozent steigt, gibt es doch einen gehörigen Appetit auf steigende Dividenden in den USA.

Verändert sich die Einstellung der Anleger?

Bailer: Ja. Vor sechs Jahren fragte der Chef eines großen Hightech-Konzern einen großen Teil seiner Anleger, ob er Aktien zurückkaufen oder lieber Dividende zahlen sollte. Fast drei Viertel der Anwesenden stimmten für die Dividende. Und das Unternehmen hatte, soweit ich mich erinnern kann, bis dahin noch nie eine gezahlt. Das zeigt, dass Investoren sehr wohl inzwischen Dividenden bevorzugen. Vor allem bei reiferen Unternehmen, die nicht mehr so viel Geld in ihr Wachstum stecken müssen.

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