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Was macht eigentlich die Eurokrise? Wie sich Griechenland zurück ans Licht arbeitet

Die Renditejagd lohnt bei Staatsanleihen der Eurozone kaum noch. Selbst zehnjährige portugiesische Staatsanleihen rentieren mittlerweile unter 2 Prozent. Im Hochzinsbereich ist einzig Griechenland verblieben. Hier sind noch mehr als 4 Prozent zu holen. Kann der Investor dem einstigen Exit-Kandidat aber bereits wieder vertrauen?

Positiv zu werten ist zunächst, dass Griechenland aus den Schlagzeilen verschwunden ist. Daneben gibt es aber auch noch handfeste Mutmacher:

  • An erster Stelle ist die geräuschlose Abwicklung des aktuellen Hilfspakets zu nennen. Die griechische Regierung hat in den vergangenen Wochen mehr als 100 Reformmaßnahmen (Prior actions) durchs Parlament gepaukt. Darunter so heikle Themen wie eingeschränktes Streikrecht und erleichtertes Zwangsversteigern. Die Auszahlung einer weiteren Kredittranche durch die Gläubiger über 6,7 Milliarden Euro steht damit unmittelbar bevor.
  • Erfreulich ist überdies die fiskalische Entwicklung. 2017 wies Griechenland nur noch ein kleines öffentliches Budgetdefizit aus und hat damit zum dritten Mal in Folge die Ziele übererfüllt. 2018 steuert das Land sogar auf einen Haushaltsüberschuss zu (Grafik 1).
  • Auch wirtschaftlich gibt es kleine Erfolge zu vermelden. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte 2017 erstmals seit 2008 wieder nennenswert zu (um 1,3 Prozent). Vor allem der Export hat sich vom Rückschlag der vergangenen Jahre erholt. Dies spiegelt sich unter anderem im Einkaufsmanagerindex der Industrie wider, der im Februar den höchsten Stand seit 18 Jahren erreicht hat (Grafik 2).

In Anbetracht dessen spricht vieles dafür, dass Griechenland auch die letzte Evaluierung des aktuellen Hilfsprogramms übersteht und daraus die finale Zahlung über 11,7 Milliarden Euro erhält. Dank diesem Geld – und der günstigen wirtschaftlichen Entwicklung – dürfte es Griechenland gelingen, bis August 2018 einen Liquiditätspuffer von 20 Milliarden Euro aufzubauen. Das sollte ausreichen, um alle Rückzahlungsverpflichtungen bis Ende 2019 zu erfüllen. Damit wäre zugleich der Boden für einen sauberen Austritt aus dem Hilfsprogramm bereitet. Mithin könnte Griechenland bei der Refinanzierung seiner Staatsschulden ab diesem Herbst wieder auf eigenen Beinen stehen.

Staatsdefizite im europäischen Vergleich: Griechenland macht sich

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Natürlich ist noch nicht alles rosig. Ein Knackpunkt bleiben die Reformen, die zunächst nur auf dem Papier stehen. Sorge bereitet überdies der hohe Bestand an notleidenden Bankkrediten (knapp 100 Milliarden Euro beziehungsweise 40 Prozent des gesamten Kreditbestandes), auch wenn erste rückläufige Tendenzen erkennbar sind.

Erdrückend erscheint schließlich die staatliche Schuldenstandquote von 180 Prozent des BIP. Aber selbst hier gibt es Hoffnung: Kommt es 2018/19 zu den avisierten Haushaltsüberschüssen, dürfte sie bis Ende 2019 in Richtung 170 Prozent fallen. Relativiert wird der Schuldenberg überdies durch die niedrigen Zinssätze auf die Kredite aus den Rettungsschirmen (70 Prozent aller Schulden), die lediglich gut 1,0 Prozent betragen.

Der Einkaufsmanagerindex ist ein wichtiger Frühindikator. Ein Wert über 50 Punkten deutet auf wachsende Wirtschaft hin

Fazit: Griechenland ist nicht über den Berg. Die Lage hat sich aber in den vergangenen Monaten stärker aufgehellt, als es viele für möglich gehalten hätten. Die Wiege der Demokratie hat mithin die Basis für eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung und einen deutlichen Rückgang der Schuldenstandsquote gelegt. Sollte die konjunkturelle Großwetterlage keinen Strich durch die Rechnung machen, dürften sich die Risikoaufschläge Griechenlands übergeordnet weiter einengen.

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