LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in EXTRA Verkanntes RisikoLesedauer: 8 Minuten

Was passiert in den Emerging Markets? LinkedIn und Twitter – Mobius liefert Antworten auf Leserfragen

Seite 2 / 2



Scott, USA (über LinkedIn): Wie denken Sie über Polen?

Mobius: Polen hat eine strategische Lage im Herzen Europas zwischen Russland und Westeuropa. Mit einer Bevölkerung von 38 Millionen verfügt das Land über einen großen Binnenmarkt und ein hohes Arbeitskräftepotenzial. Es überrascht vielleicht, dass Polen das einzige Land der Europäischen Union war, das während der globalen Finanzkrise 2008-2009 eine Rezession vermeiden konnte. Obwohl das Wirtschaftswachstum sich seitdem als Folge der Krise in der Eurozone verlangsamt hat, sind die Anzeichen für eine Erholung unserer Meinung nach offensichtlich.

Polens wichtigster Handelspartner Deutschland konnte von einer starken Binnennachfrage, einer steigenden Fertigungsleistung und der Erholung der europäischen Wirtschaft während des vergangenen Jahres insgesamt profitieren. Mit einem Anteil von über 25 Prozent  an den polnischen Exporten und Importen, hat das Wirtschaftswachstum in Deutschland bereits jetzt positive Auswirkungen auf die polnische Wirtschaft. Zur Stimulation der Wirtschaft hatte die polnische Nationalbank außerdem zwischen November 2012 und Juli 2013 die Zinsen um 2,25 Prozent  gesenkt.

Eine Erholung der Nachfrage in wichtigen Exportmärkten und die derzeit historisch niedrigen Zinsen scheinen darauf hinzudeuten, dass das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Polen im Laufe des Jahres 2013 die Talsohle erreicht hat. Prognosen zufolge wird das BIP-Wachstum von 1,3 Prozent in 2013 auf 2,4 Prozent in 2014 und auf 3,3 Prozent bis 2017 steigen.

Des Weiteren steht Polen aufgrund der gut ausgebildeten Arbeitskräfte im Land im Bereich Auslagerung von Dienstleistungen erfolgreich mit Ländern wie Indien im Wettbewerb. Hierzu gehören Unternehmen im Konsum- und Finanzsektor. Wir erwarten, dass Polen langfristig auch von der Verlegung von Fabriken von West- nach Osteuropa profitieren könnte. Diese langfristigen Trends könnten zur Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze und einer starke Binnennachfrage führen, was wiederum das Wirtschaftswachstum unterstützt.

@micchoo via Twitter: Sie erwähnten, die „Drosselung“ der lockeren Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve könnte aufgrund der Währungskopplung an den Dollar keine so großen Auswirkungen auf die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) haben. Gilt das auch für Hongkong und andere Schwellenmärkte?

Mobius: Ja. Wir glauben das gilt auch für Hongkong und andere Länder, die ihre Währungen an den US-Dollar gekoppelt haben. Man muss dabei aber beachten, dass die globale Gesamtstimmung von den Ankündigungen und Maßnahmen der Fed beeinflusst wird. Diskussionen über eine „Drosselung“ tendieren daher dazu, Anleger zu veranlassen – zumindest kurzfristig –  aus Anleihenmärkten in Lokalwährung in US-Staatsanleihen zu flüchten.

Bart, Niederlande (über LinkedIn): Könnten die VAE/Dubai in den nächsten Jahren eine größere Rolle in den internationalen Beziehungen spielen?

Mobius: Ich glaube, die VAE könnten eine wichtige internationale Rolle spielen. Die VAE dürften von besseren lokalen Wirtschaftszahlen und den Aussichten auf einen zunehmenden internationalen Handel über den Port of Dubai profitieren. Die vor kurzem erfolgte Ernennung Dubais zum Gastgeberland der World Expo 2020 wird dem bereits soliden Immobilienmarkt wahrscheinlich noch zusätzliche Dynamik verleihen. Am wichtigsten ist: In Dubai gibt es derzeit keine Einkommens- bzw. Ertragssteuer. Das zieht viele Anleger an.

@nusybaba via Twitter: Wie sehen Sie derzeit die Wirtschaftslage in der Türkei?

Mobius:
Leider haben viele Anleger in diesem Jahr das Vertrauen in die Türkei verloren. Die „Drosselung“ der lockeren Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve und deren potenzielle Auswirkungen auf das erhebliche Leistungsbilanzdefizit der Türkei in Kombination mit den Korruptionsermittlungen gegen regierungsnahe Personen führten zu einem Abverkauf im türkischen Markt.

Nach einer starken Abwertung der türkischen Lira überraschte die türkische Notenbank Anleger im Januar mit einer drastischen Erhöhung des Leitzinses zur Stützung der schwächer werdenden Währung. Auch die politische Ungewissheit leistete einen Beitrag zur Abwertung der Lira.

Allerdings kommen nicht nur schlechte Nachrichten aus der Türkei. Wir denken, die Wirtschaft und ihre Märkte können sich wieder erholen. Die Haushaltseinnahmen verzeichneten 2013 gegenüber dem Vorjahr einen gesunden Anstieg. Unterstützt wurde dies durch höhere Steuereinnahmen und eine Konjunkturerholung sowie vermehrte Privatisierungen und Einkünfte der Staatsbank.

Premierminister Recep Tayyip Erdogan traf sich vor Kurzem mit seinem japanischen Amtskollegen Shinzo Abe in Japan, wo sie Pläne zur Aufnahme von Freihandelsgesprächen während des Jahres bekannt gaben und Möglichkeiten zur Förderung der bilateralen Kooperation im Sicherheitsbereich besprachen.

Des Weiteren unterzeichneten die Türkei und Malaysia im Rahmen von Herrn Erdogans Besuch in Malaysia im Januar einen Maßnahmenplan zur strategischen Kooperation. Wir glauben, die Türkei könnte wahrscheinlich auch von dem allgemeinen Aufschwung des wichtigen Handelspartners Europa profitieren. Gleichzeitig dürfen die Meldungen über politische Unstimmigkeiten im Land nicht über die maßgeblichen und fortgesetzten Investitionen in die Umgestaltung von Infrastruktur und Produktionskapazität vor Ort hinwegtäuschen.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion