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„Wenn das Haus abbrennen könnte, beruhigt es wenig, dass die Haustür versichert ist“

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DAS INVESTMENT.com: Was bedeutet das für Europas Großbanken und deren Rekapitalisierung?

Faltin: Die Belastung für die europäische Finanzindustrie bleibt unverändert. Wir gehen nach wie vor davon aus, dass der von der europäischen Bankenaufsicht EBA ermittelte Kapitalbedarf von 106 Milliarden Euro  zu niedrig ist, um nachhaltig das Vertrauen in europäische Banken wiederherzustellen.

Entsprechend unserer Simulationen müssten sich die europäischen Institute frisches Kapital in Höhe von bis zu 300 Milliarden Euro beschaffen. Dies entspräche einer Kapitalerhöhung von 20 bis 30 Prozent im Sektordurchschnitt.

DAS INVESTMENT.com: Welche weiteren Schritte sollten dem Maßnahmenbündel des Euro-Gipfels folgen?

Faltin: Viele Details des am Euro-Gipfel beschlossenen Pakets sind noch unklar und erst programmatisch angekündigt worden. Die kommenden Maßnahmen werden davon abhängen, wie genau die Beschlüsse bezüglich der drei Hauptpunkte EFSF-Aufstockung, Rekapitalisierung und Schuldenschnitt aussehen werden.

Um die Situation nachhaltig zu verbessern müssten auch strukturelle Aspekte der Eurozone reformiert werden. Ein entsprechender Bericht soll unter der Leitung des Präsidenten des Europäischen Rats bis Dezember entstehen, auf dem Dezember-Gipfel besprochen und im März nächsten Jahres veröffentlicht werden.

Es ist aus heutiger Sicht jedoch fragwürdig, ob darauf aufbauend gleich eine Fiskalunion geschaffen wird. Eher sind sanfte Schritte in Richtung mehr wirtschaftspolitische Koordination zu erwarten.

DAS INVESTMENT.com:
Ist das deutsche Versicherungsmodell der richtige Weg für die Aufstockung des EFSF oder ist das Hebel-Modell der Franzosen doch besser?

Faltin: In den letzten Beschlüssen hat man sich auf eine Kombination aus Versicherung und Hebel geeinigt in dem die ersten 20 Prozent der Anleihewerte durch den Rettungsschirm abgesichert werden sollen. Aus unserer Sicht ist dies vor allem für Griechenland wenig relevant. Wenn man befürchtet, dass das Haus abbrennt, beruhigt es wenig, wenn man weiß, dass die Haustür versichert ist.

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