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Aktualisiert am 02.04.2020 - 11:44 Uhrin Foto der WocheLesedauer: 4 Minuten

Wenn David auf Goliath trifft TUI, Thomas Cook und Pimco in der Mongolei

Die Sportarten Ringkampf, Pferderennen und Bogenschießen stehen im Mittelpunkt des alljährlich im Juli gefeierten Naadam-Festes in der Mongolei, dem diesjährigen Partnerland der ITB. Die in Berlin stattfindende Leitmesse der weltweiten Reisebranche war auch in diesem Jahr ein Besuchermagnet – zwischen dem 4. und dem 8. März strömten circa 180.000 Interessierte auf das Messegelände. Eine ideale Plattform für die Mongolei, sich deutschen Weltenbummlern zu präsentieren und Sehnsüchte nach einem Streifzug durch die Welt des Nomadenlebens zu wecken.

Bislang zählt die Mongolei zu den Ländern mit den wenigsten Touristen der Welt. Das will die Regierung jedoch ändern, sie will den Tourismus schon bald neben dem Bergbau und der Landwirtschaft als drittes Standbein der mongolischen Wirtschaft etablieren. Reisende, die per Bus oder auf dem Pferderücken Gebirge, Flusstäler und Steppen durchqueren, stoßen zu Zeiten des Naadam-Festes auf die zahlreichen Ringwettkämpfe. Hierbei treten die Teilnehmer in K.O.-Runden gegeneinander an. Größe und körperliche Konstitution der Gegner spielen dabei keine Rolle – was dazu führt, dass es auch zu sehr ungleichen Paarungen kommen kann.

Geht es um Reisen in die Mongolei, gehen als Sieger unter den Anbietern eher die Kleineren hervor. So ist der zur Rewe-Gruppe gehörende Veranstalter Dertours mit einem entsprechenden Angebot dabei, während man bei den großen europäischen Anbietern wie TUI oder Thomas Cook dieses Reiseziel vergebens sucht. Beide konzentrieren sich lieber auf die anderen 179 Länder, die auf der ITB um die Gunst der deutschen Urlauber buhlten.

Durch die komplette Übernahme seiner britischen Tochter TUI Travel im vergangenen Herbst hat der Hannoveraner Reisegigant seine Marktführerschaft unter den europäischen Anbietern weiter ausgebaut. Die TUI-Aktie hat den M-Dax im Zuge der Fusion verlassen und ist jetzt an der Londoner Börse sesshaft geworden. Für TUI-Aktionäre geht die Reise seit 2012 stetig nach oben. Wer vor drei Jahren eingestiegen ist, konnte sein Kapital bis heute fast verdreifachen. Kein Wunder, dass die Aktie in einer Reihe von Fondsportfolios zu finden ist – beim Nebenwerte-Fonds Uni-Europa Mid & Small Caps stellt sie mit aktuell 3,6 Prozent sogar die größte Position.

Hierzulande eher unbekannt unter den Reiseanbietern ist Priceline.com. Die im US-Bundesstaat Connecticut beheimatete weltgrößte Online-Reiseagentur überzeugt seit Jahren mit kräftigen Wachstumsraten und somit auch viele Fondsmanager. Mit jeweils rund 3 Prozent zu den Top-Titeln zählt die Aktie unter anderem im Franklin Global Growth und im Henderson Gartmore Global Growth.

Eher skeptisch sehen viele Fondsmanager dagegen den britischen TUI-Rivalen Thomas Cook. Dessen Aktie legte 2013 zwar einen perfekten Turnaround hin, geriet aber schon Anfang 2014 wieder in schwierigeres Fahrwasser. Der älteste Reisekonzern der Welt, der in Deutschland mit Marken wie Neckermann und Öger Tours vertreten ist, hatte jüngst angekündigt, sich von seiner Luftfahrtsparte Condor trennen zu wollen, um die Kosten zu senken. Für neuen Auftrieb sorgte kurz darauf der Einstieg des chinesischen Mischkonzerns Fosun International, über den sich unter anderem Nick Mustoe freuen kann: Der Manager des Invesco Global Select Equity hatte Thomas Cook im Vorfeld mit rund 2 Prozent in seinem Portfolio gewichtet.

In hierzulande zugelassenen Investmentfonds erwartungsgemäß überhaupt keine Rolle spielen mongolische Aktien – angesichts einer Marktkapitalisierung von weniger als 900 Millionen US-Dollar kein Wunder. In den vergangenen drei Jahren war das allerdings auch nicht weiter schlimm: Nachdem der marktbestimmende MSE-Top-20-Index zwischen Anfang 2009 und Frühjahr 2011 von 5.000 auf über 30.000 Punkte kletterte, hat er sich seither wieder mehr als halbiert. Auch 2015 gehört die Börse in der mongolischen Hauptstadt Ulaanbaatar zu den schwächsten der Welt.

Eine Zusammenkunft der ganz besonderen Art gibt es allerdings auf der Rentenseite, wo der Anleihe-Goliath Pimco auf den Börsen-David Mongolian Mining Corp trifft. Im Portfolio seines 1,6 Milliarden US-Dollar schweren Pimco Credit Absolute Return hält Fondsmanager Mark Kiesel eine bis März 2017 laufende und mit 8,875 Prozent verzinste Anleihe des mongolischen Kohleproduzenten. Viel anbrennen kann bei diesem Investment allerdings nicht: Der Anteil am Portfolio beträgt gerade einmal 0,07 Prozent. Verpassen Sie keinen Beitrag aus unserem wöchentlichen Online-Magazin DER FONDS und melden Sie sich hier kostenlos per E-Mail an.

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