LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Aktualisiert am 10.02.2020 - 17:22 Uhrin MärkteLesedauer: 10 Minuten

Wer findet die Perlen? Frischer Blick auf Hochzins

Seite 2 / 4


Ein zweiter Grund für die Underperformance ist, dass die Fonds mit einer um gut und gern ein Jahr kürzeren Duration deutlich defensiver fahren als der Index. Das verringert den Kurshebel und die laufende Rendite. Geht es so rasant nach oben wie seit 2009, kostet das Punkte. Der Vorteil sollte sich allerdings in weniger stabilen Marktphasen zeigen. Dazu passt auch, dass die am besten abschneidenden Fonds derzeit auch die längste Duration fahren. Und jener Fonds mit dem höchsten Anteil an Vitamin CCC – der Nomura US High Yield Bond – lässt die Konkurrenz sogar weit hinter sich, selbst wenn man die für institutionelle Anleger niedrigeren Gebühren berücksichtigt. Beim Managementansatz ergibt sich insofern eine Schnittmenge, als dass die meisten Fondsanbieter den Top-down-Ansatz mit dem Bottom-up-Ansatz verknüpfen. Es gibt also immer ein strategisches Team, das sich mit wirtschaftlichen Entwicklungen und daraus abgeleiteten Zinsprognosen befasst. Parallel sucht ein Heer von Analysten nach geeigneten Anleihen, die das Portfolio füllen können. Dabei gehen sie wie Kreditprüfer vor. Eine der wenigen Ausnahmen ist Muzinich & Co, deren Manager sich ausdrücklich nicht als Zinsversteher sehen. „Wir konzentrieren uns auf Bottom-up-getriebene fundamentale Kreditanalyse und sehen uns jede Anleihe Unternehmen für Unternehmen einzeln an“, stellt Bryan Petermann fest. Dabei entsteht derzeit das Bild, dass die Rendite im US-High-Yield-Markt aktuell höher ist als im europäischen Markt. Strategien-Vielfalt Auch bei den anderen Anbietern gibt es punktuelle Unterschiede. So versucht Parvest immer herauszufinden, an welcher Stelle sich der Kreditzyklus gerade befindet. Denn daraus lässt sich ableiten, welche Branchen sich aktuell am besten für einen Kauf eignen. Bei Nomura besteht die Arbeit eigener Einschätzung zufolge zu 70 Prozent aus Bottom-up und zu 30 Prozent aus Top-down. Kern der Strategie ist das sogenannte Strong-Horse-Investment. „Strong-Horse-Unternehmen können ihre Schulden über den gesamten Wirtschaftszyklus hinweg bedienen. Sie erzielen starke, nachhaltige Cashflows, durch die sie ihre Kredite abbauen und ihre Ratings verbessern können“, erklärt Michael Dugan, Geschäftsführer bei Nomura Corporate Research and Asset Management. Es fällt auf, dass die Manager zum Teil höchst unterschiedliche Sichtweisen auf einzelne Branchen haben. Insbesondere fallen immer wieder die Namen Energie, Glücksspiel und Hausbau. So hatten die Manager des Nomura-Fonds die Branchen Energie und Glücksspiel untergewichtet. „Der Energie-Sektor leidet unter dem erstarkenden Dollar, schwächerer Nachfrage aus China und einem Überangebot an Öl in den USA“, begründet Dugan. Was Glücksspiel angeht, erwartet er speziell von der Kasino-Metropole Atlantic City eine eher schlechte Entwicklung, ebenso wie von einigen regionalen Spielunternehmen. Beides erwies sich als richtig, weil die entsprechenden Anleihen 2014 sichtlich hinter dem breiten Markt zurückblieben. Dugan bevorzugt dagegen Banken: „Sie sind besser kapitalisiert als früher, die Kreditstandards sind weiter streng, und die Zinsmargen dürften sich verbessern, sobald die US-Geldpolitik einen neuen Zinszyklus startet.“ Jim Kourkoulakos ist da anders am Start. In seinem Parvest Bond USA High Yield hat er die Themen Energie und Spiele übergewichtet, was zunächst den Rückstand zur Nomura-Konkurrenz mit erklärt. Allerdings sieht Kourkoulakos bei einigen Glücksspielanbietern starke Trends im operativen Geschäft. Im Energie-Sektor hat zwar auch er aufgrund des schwachen Ölpreises einige einzelne Positionen verringert und ist etwas vorsichtiger unterwegs. Grundsätzlich bleibt der Parvest-Manager aber bei seiner positiven Haltung und nimmt dadurch die überdurchschnittlich hohen Renditen mit. So liegt die Rückzahlungsrendite für den Gaming-Index bei stattlichen 11,5 Prozent (Stand: 31. Oktober 2014). Für Energie beträgt sie 6,9 Prozent, der breite Index bringt es auf lediglich 6,3 Prozent. Bei Western Asset Management ist die Liebe zur Energie hingegen erst mit dem Kursrutsch erwacht. „Dadurch hat sich eine Investment-Gelegenheit in Ölwerten aufgetan, die durch substanzstarke Anlagen abgesichert sind“, sagt Kredit-Chef Buchanan. Ganz klar: Förderanlagen, Pipelines und Ölvorkommen sind trotz des gesunkenen Ölpreises noch immer eine Menge wert. So weit die Meinungen zu einzelnen Branchen auch auseinandergehen, in einem sind sich alle Befragten einig: Um die fundamentale Seite von amerikanischen Hochzinsanleihen ist es derzeit bestens bestellt, besser als in Europa. „Im Vergleich zu Europa haben USEmittenten den solideren fundamentalen Unterbau und das günstigere wirtschaftliche Umfeld“, begründet Buchanan, warum sein Unternehmen in globalen Portfolios Europa unter- und die USA übergewichtet. Parvest-Manager Kourkoulakos beobachtet, dass die jüngsten Gewinnprognosen in den USA auf ausgewogenes Wachstum hindeuten, und das bei – für Anleihe-Investoren besonders wichtig – nur geringem Wachstum der Kredithebel.
Tipps der Redaktion