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Wer wird Fußballweltmeister? Eine ökonomische Analyse

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Um ein statistisch noch ausgefeilteres Risikomaß zu erhalten, haben wir die Standardabweichung der individuellen Transferwerte einer Mannschaft berechnet. Entsprechend der klassischen Portfoliotheorie wurde diese dann in Relation zum Ertrag gesetzt. Letzterer entspricht dem durchschnittlichen Transferwert einer Mannschaft (pro Spieler). Abschließend wurde eine Regression zwischen beiden Größen geschätzt. Alle Mannschaften, die über der Regressionsgeraden liegen, weisen ein überdurchschnittliches Ertrags-Risiko-Verhältnis auf. Dazu gehören Spanien, England, Brasilien, Frankreich, Italien und Deutschland. Unter dem Durchschnitt liegen hingegen Argentinien, Portugal, Niederlande, Elfenbeinküste, Serbien, Kamerun und Uruguay. Aus unserer Risiko-Ertrags-Analyse lassen sich folgende Schlussfolgerungen ziehen: Deutschland weist bei (nahezu) gleichem Ertrag pro Spieler ein geringeres Risiko als Italien, Niederlande und Portugal auf. Weniger kompliziert ausgedrückt: Deutschland hat eine homogenere Mannschaft und kann Verletzungen oder eine schlechte Form einzelner Spieler besser ausgleichen. England ist Portugal deutlich überlegen. Bei in etwa gleicher Standardabweichung besitzt die englische Mannschaft einen durchschnittlichen Transferwert von knapp 20 Millionen Euro. Bei Portugal sind es hingegen lediglich gut 12 Millionen Euro. Spanien schneidet im Vergleich zu Argentinien deutlich besser ab. Bei geringerem Risiko ist der Ertrag spürbar höher (28 Millionen in Relation zu 14 Millionen). Gefahr spekulativer Übertreibungen auf dem Transfermarkt In den vergangenen Jahren mussten Investoren und Volkswirte eines schmerzlich erfahren: Märkte neigen zu Übertreibungen. Die Kurse spiegeln nicht immer alle oder die eigentlich relevanten Information wider. Ähnlich wie zuvor lange Zeit die amerikanischen Hauspreise könnten auch die Transferwerte für einige Spieler höher liegen als fundamental gerechtfertigt. Dafür lassen sich zumindest anekdotisch Beispiele finden. In der englischen Premier League wurden einige Fußballklubs von Milliardären wie Mansour bin Zayed Al Nahyan (Manchester City) und Roman Abramovich (Chelsea) aufgekauft. In der jetzt abgelaufenen Saison hatte Manchester City allein Nettotransferausgaben von knapp 118 Millionen Euro. Noch extremer ist die Situation in der spanischen Primera Divisón. Der Präsident von Real Madrid ist Florentino Pérez, ein Geschäftsmann. Er gab in der letzten Saison fast 170 Millionen Euro netto für neue Spieler aus. Durch die Käufe von reichen Fußballklubs werden nicht nur die Preise von (ausländischen) Spitzenspielern in die Höhe getrieben. Durch eine Art Sogwirkung steigt auch der Transferwert vieler spanischer und englischer Fußballer. Der Marktwert ist dann kein gutes Spiegelbild mehr für sportliche Leistungsfähigkeit, sondern lediglich Ausdruck eines prall gefüllten Geldbeutels.
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