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in Grünes GeldLesedauer: 4 Minuten

Willkommen im 21. Jahrhundert

Quelle: Istock
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„Die Umstrukturierung der Weltwirtschaft nach ökologischen Gesichtspunkten bietet eine der  größten Investitionsmöglichkeiten aller Zeiten“, sagt Lester Brown, Vordenker der US-Umweltbewegung, Gründer und Chef des Earth Policy Institute. Wie sich Brown den Umbau vorstellt, hat er in seinem neusten Buch „Plan B 3.0: Mobilisierung zur Rettung der Zivilisation“ formuliert. Vier Zielen kommt dabei eine besonders große Bedeutung zu: der Stabilisierung des Klimas und des  Bevölkerungswachstums, der Bekämpfung der Armut und der Wiederherstellung der Ökosysteme. Von einer Utopie ist sein Anliegen weit entfernt. Ob in Funk und Fernsehen, Print oder Podcast:  Klimakatastrophen, Hungersnöte und hohe Energiepreise sind derzeit allgegenwärtig und machen deutlich, wie dringend der Wirtschaftswandel ist.
Die dritte industrielle Revolution und das zweite Wirtschaftswunder Das Gute daran: Die nötigen Werkzeuge zur Umstrukturierung der weltweiten Energiewirtschaft und zur Stabilisierung des Klimas gibt es bereits. Unter dem recht vagen Begriff Umwelttechnologie, englisch Cleantech, wird branchenübergreifend alles gehandelt, was hilft, Luft, Boden und Wasser vor schädlichen Einflüssen zu schützen oder Schäden zu minimieren. Solar, Windkraft, alternative Treibstoffe, Recycling oder Wasseraufbereitung sind nur einige Bereiche, die dazuzählen. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel hat bereits eine dritte industrielle Revolution und ein zweites Wirtschaftswunder für Deutschland und Europa vorausgesagt. Die Umwelttechnikbranche werde in wenigen Jahren zur neuen Leitindustrie der Welt, ist sich Gabriel sicher. Der Umbruch macht sich bereits im Zentrum des Internet-Booms bemerkbar: Das amerikanische Silicon Valley wird zum grünen Tal. Firmen, die sich dem Umweltschutz verschrieben  haben, schießen wie Pilze aus dem Boden. Sie werden mit Start- und Beteiligungskapital nur so überschwemmt. Investorenlegende John Doerr hat bereits vor fünf Jahren zum ersten Mal investiert. Der Partner des US-Risiko-Kapitalgebers Kleiner Perkins Caufield & Byers hat schon Firmen wie Google und Amazon auf die Startbahn geholfen. Angst vor dem Aufbau einer Blase wie in Dotcom-Zeiten gibt es nicht. Schließlich werden keine Zukunftsfantasien gehandelt, sondern das Überleben der Menschheit. Internet und Cleantech sind zwei ganz verschiedene Welten. Kein Vergleich, meint  auch Doerr. Geschäftsmodelle sind überholt Die Gründe für das enorme Wachstumspotenzial der Cleantech-Branche sind so simpel wie  einleuchtend: Umwelttechnologie schafft überhaupt erst die Voraussetzung für ökologisch  verantwortliches Handeln. Und das ist so wichtig wie nie. Schließlich sind alle vom fortschreitenden Klimawandel, der steigenden Nachfrage nach Rohstoffen und Energie, dem zunehmenden Drang in die Städte, der rasant wachsenden Bevölkerung betroffen. Und das macht nicht nur die Cleantech-Firmen attraktiv, sondern auch Unternehmen, die die sauberen Technologien nutzen. Steigende Energie- und Rohstoffpreise sind nur zwei von vielen Risikofaktoren, die die herkömmlichen  Geschäftsmodelle alt aussehen lassen. „Wenn Sie langfristig im Markt Chancen haben wollen, müssen Sie umweltbewusst wirtschaften. Sonst finden Sie weder gute Mitarbeiter, noch will jemand Ihre Produkte kaufen“, hat schon Helmut Sihler, ehemaliger Vorsitzender des Henkel-Konzerns, erkannt. Zwar braucht nachhaltiges Wirtschaften einige Zeit, um sich in finanziellen Ergebnissen niederzuschlagen. Der Markt jedoch belohne diejenigen, die vorangingen, heißt es von Goldman Sachs. Die Investmentbank ist als Verkünder neuer Anlagetrends bekannt: Chef-Ökonom Jim O’ Neill erfand das Kürzel Bric für die Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien und China und löste damit einen Investment-Boom aus. Dann brachte er mit „Next 11“ die nächste Welle ins Rollen. Im vergangenen Jahr zeichnete er für „GS Sustain“ verantwortlich. In der Studie werden Firmen  aufgelistet, die besonders gut auf die wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Probleme der  Zukunft vorbereitet sind. Ihre Aktienkurse sind seit 2005 bereits um 25 Prozent stärker gestiegen als der internationale Aktienindex MSCI Welt. Doch warum sind nachhaltig wirtschaftende Unternehmen erfolgreicher? Weil sie vor allem drei Vorzüge haben. Erstens Kostenvorteile: Sie produzieren  energie- und ressourcensparend und sind bei steigenden Rohstoff- und Energiepreisen die finanziellen Gewinner. Zweitens Absatzchancen: Die Nachfrage nach umwelt-und sozialverträglich hergestellten Produkten steigt rasant. Und drittens Imagegewinn: Ein umweltfreundliches Image wird im Wettbewerb immer wichtiger. Öko-Kapitalismus setzt sich durch Nicht nur Risikokapitalgeber haben den Trend ins Grüne erkannt. Auch viele der Reichen und Superreichen sind bereits eingestiegen: 2007 investierten sie mehr als je zuvor in die nachhaltigen Anlagen, heißt es im  jüngsten „World Wealth Report“, den die Unternehmensberatung Capgemini einmal im Jahr mit der Investmentbank Merrill Lynch erstellt. Auch für die Zukunft rechnen die Autoren mit Zuwachs bei den Grün-Anlagen, besonders die Energiebranche profitiert. „Die Ära einer ökonomisch lebensfähigen grünen Energie ist endgültig angebrochen“, heißt es im Report. Gute Aussichten, schließlich kann mit dem Öko-Kapitalismus nicht nur Geld verdient, sondern auch die Welt gerettet werden.


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