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Aktualisiert am 31.10.2010 - 01:16 Uhrin MärkteLesedauer: 5 Minuten

Wir haben Post: Alternativen zu klassischen Zinsanlagen

Guy Wagner ist Chef-Volkswirt<br>bei der Banque de Luxembourg
Guy Wagner ist Chef-Volkswirt
bei der Banque de Luxembourg
Angesichts der tiefen langfristigen Zinsen (10-jährige Bundesanleihe unter 2,4 Prozent) sowie des schrumpfenden Zinsgefälles zwischen Unternehmens- und Staatsanleihen müssen Anleger vertraute Pfade verlassen. Einige Möglichkeiten möchte ich hier vorstellen.

Auf andere Währungen lautende Anleihen

Auf Australische Dollar, Neuseeländische Dollar oder Brasilianische Real lautende Anleihen guter Bonität bieten beispielsweise Renditen von über 5 Prozent. Der Anleger geht hierbei natürlich ein gewisses Wechselkursrisiko ein, vor allem auch, weil die Kurse dieser Währungen bereits gestiegen sind. In Anbetracht der guten Fundamentaldaten der Länder dürfte der Wert dieser Währungen unseres Erachtens auf lange Sicht weiter steigen.
Vorübergehende Korrekturen sind allerdings nicht auszuschließen, vor allem, weil einigen dieser Währungen aufgrund ihrer Abhängigkeit von der Entwicklung der Rohstoffe eine gewisse Zyklizität zugeschrieben wird. Die Zinsdifferenz zu Anleihen auf Euro beschert Anlegern indes eine Sicherheitsmarge, wie das nachstehende Beispiel verdeutlicht:

Eine Siemens-Anleihe in Euro mit vier Jahren Laufzeit bringt derzeit eine Rendite von ca. 2 Prozent, während eine Nestlé-Anleihe in Australischen Dollar mit gleicher Laufzeit rund 5,2 Prozent bietet. Ein Australischer Dollar ist zurzeit 0,72 Euro wert. Unter Berücksichtigung des Zinsgefälles läge die Rendite der Nestlé-Anleihe erst dann unter dem entsprechenden Wert der Siemens-Anleihe, wenn sich der australische Dollar bei Endfälligkeit der Anleihe unter 0,645 Euro befände (dies entspräche einem Rückgang von etwas über 10 Prozent).

Mikrofinanz

Einige Fonds der Banque de Luxembourg investieren seit zwei Jahren erfolgreich in diesem Segment. Über die Auflegung eines Mikrofinanzfonds möchten wir künftig auch Kunden, die nicht in diesen Fonds investiert sind, Zugang zu dieser Anlageklasse bieten. BL Microfinance Fund ist ein geschlossener Fonds (thesaurierend) mit einer Laufzeit von drei Jahren (Fälligkeit 31.12.2013). Der Mindestanlagebetrag liegt bei 125.000 Euro, und die Zeichnungsperiode erstreckt sich über zwei Monate. Auf Basis der aktuellen Marktbedingungen liegt das Renditeziel des Fonds bei ungefähr 5 Prozent netto p.a.

Anleihen auf Euro von Emittenten einer höheren Risikokategorie, sei es im Staatsanleihebereich (Griechenland, Portugal usw.) oder bei Unternehmensanleihen

Die Fonds der Banque de Luxembourg halten derzeit keine Titel südeuropäischer Staaten in ihren Portfolios. Staatsanleihen einiger Schwellenländer sind dagegen vertreten. Was Unternehmensanleihen angeht, so bevorzugen wir generell Aktien von Qualitätsunternehmen gegenüber Anleihen mehr oder weniger hoch verschuldeter Firmen.

Die einzigen High Yield-Bonds, die wir halten (und dies auch nur im BL-Global Flexible), stammen vom mexikanischen Zementproduzenten Cemex. Die beiden 2014 bzw. 2017 fälligen Anleihen bieten eine Rendite bei Fälligkeit von ca. 10 Prozent in Euro. Cemex ist nach Lafarge und Holcim der drittgrößte Zementhersteller weltweit und galt als eine der bestgeführten Gesellschaften in Lateinamerika.

Kurz vor der Krise kam es allerdings zu einer großen fremdkapitalfinanzierten Akquisition (Übernahme der australischen Rinker Materials 2007). Cemex musste die Konditionen seiner Bankkredite in der Folgezeit nachverhandeln, scheint mittlerweile jedoch auf dem richtigen Kurs zu sein. Ein großer Teil des Umsatzes erzielt das Unternehmen in den USA. Das aktuelle Cemex-Rating von ‚B‘ bestätigt indes, dass die Anleihen zweifelsohne mit einem Risiko einhergehen und sich nicht für alle Anleger eignen.

Anleihen auf Euro außerhalb der klassischen Kategorien

In den vergangenen Jahren emittierten einige Unternehmen so genannte Perpetual Bonds, d.h. Anleihen mit unbegrenzter Laufzeit, respektive Anleihen mit sehr langen Laufzeiten (100 Jahre). Oft handelt es sich hierbei um nachrangige Papiere. Unter den Emittenten finden sich viele Finanzinstitute, aber auch Industrieunternehmen mit hoher Bonität. In einigen unserer Portfolios halten wir Anleihen dieser Art von Bayer, Linde und Henkel. Meist sind diese Titel mit einem festen Anfangskupon ausgestattet. Dieser wird nach einigen Jahren zu einem variablen Kupon, dessen Verzinsung auf dem Geldmarktsatz zuzüglich einer Marge von 200 bis 300 Basispunkten (2 bis 3 Prozentpunkte) basiert.

In der Regel kann das Unternehmen die Anleihe zu vorher festgelegten Terminen vorzeitig zurückzahlen. Die Bayer-Anleihe in unserem Portfolio wurde beispielsweise 2005 mit Fälligkeit 2105 und einem jährlichen Kupon von 5 Prozent bis zum Jahr 2015 begeben. Ab 2015 kann Bayer die Anleihe zu 100 Prozent zurückzahlen. Andernfalls erhält der Anleger einen jährlichen Kupon auf Basis des 3-Monats-Interbankensatzes plus 280 Basispunkte (2,8 Prozentpunkte).