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Wir haben Post: Gamax zur Eurokrise und dem Schwächeanfall der Apple-Aktie

Jens Ehrhardt
Jens Ehrhardt
Jens Ehrhardt ist Vorstandsvorsitzender der DJE Kapital und Portfoliomanager bei Gamax Management   

Deutschland kann den Euro unmöglich alleine retten. Dies kann nur die Europäische Zentralbank (EZB). Es würde ganz Europa schaden, wenn Deutschland in den mediterranen Schuldensumpf hineingezogen würde, denn das würde die gute Binnenkonjunktur und damit den Import aus den anderen Euro-Ländern erheblich drücken.  Denn Deutschland ist nach den USA und China eines der größten Importländer und damit auch ein Konjunkturtreiber seiner europäischen Nachbarn.   

Bereits heute hat sich Deutschland mit fast 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts als Euro-Retter engagiert, so dass der deutsche Verschuldungsgrad zwar offiziell bei rund 80 Prozent, potentiell aber bereits bei über 110 Prozent liegt.

Hilfe wird allerdings gebraucht – vor allem in Griechenland und Spanien. Mit einem unabwendbaren Austritt Griechenlands aus der Eurozone scheinen sich die Märkte allerdings bereits abgefunden zu haben. Das Land ist ein Fass ohne Boden und auch den Euro-Bürgern sind weitere Hilfen nicht mehr vermittelbar. Nach über zwei Jahren Griechenland-Krise müssten die meisten Unternehmen ihre Griechenland-Risiken weitgehend bereinigt haben – allen voran die Banken und Versicherungen.

Aber auch Spanien wird in absehbarer Zeit unter den Rettungsschirm kommen, denn Staatsschulden und Bankschulden sind im Mittelmeerraum zusammen zu sehen, da die Staaten am Ende für ihre Banken haften müssen. Die Bilanzsumme der spanischen Banken liegt zusammen bei etwa  3.700 Milliarden Euro. Bei ähnlichen Kreditausfällen wie in Irland, um die Spanien kaum herumkommen dürfte, kann das Land ohne Hilfe nicht überleben.  

Eurokrise: Kein Ende ohne Schrecken  

Es sieht daher so aus, als sei ein Ende der Euro-Krise ohne Schrecken nicht mehr möglich. Die Frage ist nur, ob ein Schrecken ohne Ende besser ist oder ein Ende mit Schrecken.

Da der Euro letztlich nicht durch Deutschland, sondern nur durch Gelddrucken der EZB gerettet werden kann, kann ganz Europa hier in eine sehr schwierige Inflationssituation kommen, die einen Systemzusammenbruch im europäischen Finanzsystem auslösen kann.

Das bedeutet: Die europäischen Anleger bekommen Angst um ihr Vermögen, was wiederum zu Bank-, Länder- und Versicherungs-Runs führt. Gleichzeitig gäbe es durch das emotional motivierte Anlegerverhalten auch massive Fehlinvestitionen in allen Bereichen. Zudem würden die ohnehin schon heute gewachsenen sozialen Spannungen in Europa durch eine hohe Inflationsrate erst recht außer Kontrolle geraten.

Job oder Euro

Die Frage ist, ob ein Nord-Euro nicht die bessere Alternative wäre als ein Verbleiben im Euro. Die Mittelmeerländer könnten früher oder später erkennen, dass die entscheidende Frage lautet: Behalten wir den Euro oder wollen wir wieder einen Arbeitsplatz?

Bei dieser Frage nach Job oder Euro dürften sie sich für den Job entscheiden. Und das würde eine Abspaltung dieser Länder von den nördlichen Volkswirtschaften bedeuten.

Schlussendlich ist es wichtig, dass die deutschen Politiker weiterhin für ein starkes Deutschland sorgen und sich nicht in den europäischen Schuldensumpf hineinziehen lassen. Dies wird weder Deutschland noch dem Rest Europas nützen.

Mit dem Euro sollte ursprünglich ein starkes Europa als Gegengewicht zu USA und Asien entstehen. Wenn die Politiker jetzt nicht aufpassen, wird Europa durch den Euro extrem geschwächt – sowohl wirtschaftlich, wie auch durch wachsende politische Uneinigkeit.

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