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in ETFs & IndexfondsLesedauer: 3 Minuten

„Wir investieren prognosefrei“

Marcus Russ
Marcus Russ

DAS INVESTMENT: Veritas Investment hat als erstes deutsches Fondshaus auf ETF-Dachfonds gesetzt. Warum?
Marcus Russ:
ETFs, die wir bereits seit 2002 einsetzen, passen gut zu unserem vermögensverwaltenden Ansatz. Wir sind ein aktiver Fondsmanager und brauchen keine aktiv gemanagten Produkte in unseren Portfolios. Denn die bedeuten immer auch ein Fondsmanager-Risiko. Das haben wir bei ETFs nicht. Zudem hat sich seit 2002 eine Menge getan: Es lassen sich heute alle für uns wichtigen Anlageklassen über ETFs abbilden. Zudem sind sie kos tengünstig und transparent. Das gilt prinzipiell auch für Futures, aber ETFs haben den Vorteil, Sondervermögen zu sein. Bei Futures ist immer mal wieder etwas schiefgegangen, zum Beispiel im Fall der Pleite des Brokers MF Global.

Es gibt jedoch immer wieder Diskussionen, ob nicht auch bei Swap-basierten Wie wählen Sie die Produkte für Ihren ETF-DACHFONDS aus?
Russ:
Wir investieren prognosefrei. Basis des Trendphasen-Modells sind Vergangenheitsdaten, Kurs- und Zeitreihen. Schätzungen und Vorhersagen spielen keine Rolle. Im Vordergrund steht dabei die wöchentliche Analyse, die die Allokation zu 75 Prozent bestimmt. Hinzu kommen tägliche Signale, die wir jedoch nur dann sofort berücksichtigen, wenn bestimmte Schwellenwerte überschritten werden. So vermeiden wir unnötige Handelskosten. Das heißt: Wenn sich die Tagessignale verstetigen, setzen wir sie in der Regel mit dem folgenden Wochensignal um. Bei sehr heftigen Marktreaktionen reagiert das Modell sofort.

Bei der großen Nervosität, die seit Ausbruch der Finanzkrise an den Märkten herrscht, hat Ihr Modell vermutlich aber zu häufig reagiert?
Russ:
Was politisch getriebene Märkte betrifft, ist das richtig. Das waren in der Tat zwei schwierige Jahre für uns –wie für alle Trendfolger. Aber jede Investmentphilosophie hat gute und schlechte Zeiten. Dass Trendfolge grundsätzlich seit über 100 Jahren funktioniert, haben Analysen immer wieder gezeigt. Das gilt übrigens auch für die Zeit der Pleite von Lehman Brothers und der weltweiten Finanzkrise. 2007 und 2008 haben wir jeweils im Plus geschlossen, während der MSCI Welt die Hälfte seines Werts verlor. Wenn aber die politische Komponente stark im Vordergrund steht, heute die Euro-Krise die Kurse drückt und dann ein über das Wochenende beschlossenes Rettungspaket zu einer Gegenbewegung führt, dann ist das Gift für Trendfolgemodelle. Mittlerweile reagieren die Kurse aber wieder deutlich stärker auf Wirtschafts-und Unternehmensdaten, politische Faktoren verlieren an Einfluss. Auf die schwierige Wahl in Italien haben die Märkte zum Beispiel fast nicht reagiert. Ein Jahr zuvor haben solche Nachrichten die Märkte noch in den Schockzustand versetzt. Ich bin daher ganz sicher, dass Trendfolgern nun wieder bessere Zeitenbevorstehen.

Welche Trends identifiziert Ihr Modell?
Russ:
Zunächst bestimmt es die Aktienquote, die von 0 bis 100 Prozent flexibel ist. Es liefert Signale für alle Regionen, aber auch für Themen innerhalb der Regionen wie etwa Small Caps, dividendenstarke Titel und Immobilienaktien. Da wir einen vermögensverwaltenden Ansatz verfolgen, kommen Rohstoffe und Renten dazu. Neben Staatsanleihen zählen Pfandbriefe, Unternehmensanleihen sowie High-Yield- und Emerging-Markets-Bonds dazu. Dabei sichern wir das Renten-Exposure gegen Währungsrisiken ab, da die Effekte die Rendite überlagern können. Beim ETF-DACHFONDS stehen aber Aktien im Vordergrund.

Deren Gewichtung sich dann ausschließlich nach der Stärke der Trends richtet?
Russ:
Nein. Wir werden nicht plötzlich zu 100 Prozent in japanische Aktien investiert sein. Das verbietet schon der vermögensverwaltende Ansatz. Wir haben neutrale Gewichtungen für die einzelnen Regionen, die wir jährlich neu festlegen. Sie richten sich nach der wirtschaftlichen Leistungskraft der Volkswirtschaften, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, und nicht wie üblich an deren Marktkapitalisierung. Damit vermeiden wir eine Übergewichtung einzelner Märkte, die gerade gut gelaufen und überbewertet sind. Derzeit liegt die neutrale Gewichtung bei etwa 30 Prozent USA, 30 Prozent Europa, 25 Prozent Schwellenländer und 15 Prozent im asiatisch-pazifischen Raum.

STECKBRIEF MARCUS RUSS
Marcus Russ (38) ist seit März 2012 Teil des Fondsmanagement-Teams bei Veritas Investment. Sein Schwerpunkt liegt auf dem operativen Portfoliomanagement und der Modellierung von Investmentstrategien. Zuvor hat der Betriebswirt und CFA nach Stationen bei Ernst & Young und der UBS in London als Gründungspartner und geschäftsführender Gesellschafter der objective investments einen systematischen CTA-Fonds verwaltet.

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