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Aktualisiert am 12.04.2010 - 14:38 Uhrin MärkteLesedauer: 4 Minuten

"Wir werden japanische Verhältnisse erleben"

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DAS INVESTMENT.com: Inflation gilt besonders in Deutschland als Schreckgespenst. Warum die Panik, wenn alles halb so wild ist?

Heger: Nun zunächst ist es ja schon etwas besorgniserregend, wenn Notenbanken direkt an den Markt gehen und Anleihen aufkaufen. Und insbesonders in Deutschland leiden wir natürlich immer noch unter dem Trauma eine Hyperinflation. Die hatten in andere Länder in dieser Form nicht und deshalb ist den Angelsachsen diese Angst eher fremd. Sie kennen hohe Inflation, wie etwa in den siebziger Jahren. Aber sie kennen keine Inflation, die binnen zwei, drei Jahren die gesamten Ersparnisse vernichtet. Die Briten und Amerikaner waren in ihrer Geschichte noch nicht wirklich pleite. Deutschland schon.

DAS INVESTMENT.com: Ein Schatten, der bis heute über der volkswirtschaftlichen Meinung liegt?

Heger: Ganz sicher. Es gibt aber auch noch einen weiteren Faktor, der es heutzutage schwieriger macht, eine Inflation herbeireden zu wollen. Die Industrieländer und besonders Deutschland haben eine ganz andere demografische Struktur als noch vor ein paar Jahrzehnten. Die Mehrheit der Bevölkerung ist heute älter und setzt mehr auf Ersparnisse. Die würden eine zu hohe Inflation nicht akzeptieren, denn sie haben ja gar nicht die Zeit und Produktivität, erneut auf ein solides Sparniveau zu kommen. Bei einer jungen Bevölkerung wäre es anders. Da ginge vieles über Lohnsteigerungen und ein höheres Risiko am Aktienmarkt.
DAS INVESTMENT.com: Nun haben Regierungen unglaublich viel Kapital zur Stützung der Konjunktur ausgegeben und sich massiv verschuldet. Geringes Wachstum hilft wenig, aber nun auch keine Inflation.

Heger: Wenn es so leicht wäre, denn hätte Japan es ja schon lange schaffen müssen. Wer sagt, es gäbe im aktuellen Umfeld Inflation, der muss mir auch erläutern, warum es in Japan nicht stattgefunden hat. Trotz Nullzinsen ist nichts passiert. Japan ist für das derzeitige Umfeld eine Blaupause und zeigt, dass niedrige Zinsen und Konjunkturprogramme nicht zwangsläufig zu Inflation führen müssen.

DAS INVESTMENT.com: Für den Aktienmarkt lassen Ihren Erwartungen ja nicht auf allzu viel hoffen.

Heger: Wir sehen schon noch Luft nach oben. Beim Dax etwa 6.300 Punkte bis zum Jahresende. Aber es richtig, wir werden uns eher in einem Korridor seitwärts bewegen. Das heißt aber nicht zwangsläufig, dass nicht auch Ausreißer dabei sein können. Die Märkte sind derzeit sehr unsicher. Da kann es schnell zu Übertreibungen nach oben aber auch nach unten kommen und mitunter bieten sich dann Möglichkeiten. Interessant sind sicher solide Unternehmen mit einer hohen Dividendenrendite. Die liegt teilweise überm Ertrag, den Unternehmensanleihen bieten.

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