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„Wir werden noch Jahre mit der Eurokrise beschäftigt sein“

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DAS INVESTMENT.com: Künftige Rolle der EZB: Lieber Konjunktur stützen oder Inflation bekämpfen?

Müller: Vor der Finanz- und Schuldenkrise hat die EZB einen hervorragenden Job bei der Inflationsbekämpfung im Sinne ihres Mandats gemacht. Besonders in den letzten eineinhalb Jahren wurde die EZB leider in eine Rolle gedrängt, die ihr eigentlich nicht zugedacht war.

Ich würde das aber nicht der EZB zum Vorwurf machen, sondern dem Fehlen von anderen, handlungsfähigen Strukturen und Institutionen, die man zur Bewältigung einer solchen Krise benötigt. Für die Zukunft wünsche ich mir wieder eine Rückkehr zur Preisstabilitätsorientierung nach gutem, altem Bundesbank-Vorbild.

DAS INVESTMENT.com: Wie lange wird die Krise noch dauern? Welche Frühindikatoren würden ein Ende der Krise anzeigen?

Müller: Eine ökonomische Re-Konvergenz über eine Anpassung bei Preisen und Löhnen – ohne das Instrument eines Wechselkurses - dauert leider Jahre, genauso wie der politische Entscheidungsprozess bei der Einführung neuer Instrumente zur Stabilisierung der Währungsunion. Ich fürchte daher, dass wir noch Jahre mit der Eurokrise beschäftigt sein werden.

DAS INVESTMENT.com: Was würden Sie derzeit lieber nehmen: Goldbarren oder gefüllte Speisekammer für schlechte Zeiten?

Müller: Vor Weihnachten natürlich die gefüllte Speisekammer, danach vielleicht eher den Goldbarren…

DAS INVESTMENT.com: Was haben Sie neues in der Krise dazu gelernt?

Müller: Vieles. Zum Beispiel, dass wir bei der Länge der globalen Bilanz wahrscheinlich relativ nahe an einem Sättigungspunkt angelangt sind. Oder wie eine Entscheidung sich im politischen Prozess über Monate oder Jahre hinzieht, obwohl völlig klar ist, dass sie früher oder später umgesetzt werden muss.

Im nächsten Teil der Interview-Serie beleuchtet Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Fondsgesellschaft Deka, das Thema Schuldenkrise.

>> weitere Teile der Serie über Schuldenkrise:

„Die Banken sind weit davon entfernt, wohlfahrtsstiftende Wirkung zu entfalten“
(Interview mit Jochen Felsenheimer, Assenagon Credit Management)

„Wir haben den Höhepunkt der Krise noch nicht erreicht“
(Interview mit Philipp Vorndran, Flossbach von Storch)

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