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Wirtschafts-Supermächte im Handelskrieg Robeco: China hat mehr zu verlieren als die USA

Robeco-Chefvolkswirt Léon Cornelissen: „Von einer gedämpften Anlegerstimmung könnten ironischerweise US-Investments profitieren.“
Robeco-Chefvolkswirt Léon Cornelissen: „Von einer gedämpften Anlegerstimmung könnten ironischerweise US-Investments profitieren.“

Am 6. Juli belegte US-Präsident Donald Trump chinesische Importgüter aus Bereichen wie Maschinenbau und Elektronik im Volumen von 34 Milliarden US-Dollar mit einem Einfuhrzoll von 25 Prozent. Die Regierung in Peking reagierte prompt: Auf US-Agrarprodukte wie Sojabohnen wurden ähnlich hohe Zwangsabgaben erhoben, um im Vorfeld der Kongress-Zwischenwahlen im November insbesondere diejenigen Bundesstaaten zu treffen, deren Bevölkerung Präsident Trump mehrheitlich unterstützt.

Gesamtwirtschaftlich betrachtet haben diese Zölle nur geringe Bedeutung, da sie lediglich 0,1 Prozent der Wirtschaftsleistung beider Länder betreffen. Allerdings haben die Vereinigten Staaten bereits angekündigt, dass sie auf chinesische Vergeltungsmaßnahmen mit weiteren Schritten reagieren werden, wodurch sich das Risiko eines globalen Handelskriegs erhöht. Präsident Trump hat angedroht, die Einfuhrzölle auf fast alle in die USA importierten Güter auszudehnen, was derzeit ein Volumen von rund 500 Milliarden US-Dollar ausmacht.

China kann keine Gegenmaßnahmen in derselben Größenordnung treffen, da die Importe aus den USA absolut gesehen wesentlich niedriger sind. Stattdessen wird es den Konflikt wahrscheinlich dadurch verschärfen, dass es US-Unternehmen die Geschäftstätigkeit in China erschwert. In Anbetracht dieser absehbaren weiteren Eskalation des Handelskriegs hat China eine Abwertung des Yuan um 3 Prozent zugelassen.

Sorgen um Kapitalabflüsse

Aus unserer Sicht stellt es ein Warnsignal dar, wenn die chinesische Regierung glaubt, dass sie die Zölle in Höhe von 25 Prozent durch eine Abwertung des Yuan leicht ausgleichen kann. Wir erwarten keine weitere Abwertung, da dies nicht im wirtschaftlichen Interesse Chinas läge.

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Hinzu kommt: Wenn die Nervosität im Hinblick auf die zukünftige Wechselkursentwicklung zunimmt, könnten die Kapitalabflüsse aus dem Reich der Mitte ohne weiteres steigen, was eine Straffung der Geldpolitik in China in Form höherer Zinsen und strengerer Kapitalverkehrskontrollen erfordern würde. Dies liefe den Plänen der chinesischen Regierung zuwider, den Kapitalverkehr weiter zu liberalisieren und den Yuan international zu etablieren. Daher würde ein verschärfter Kurs einen Rückschritt darstellen.

Außerdem wird die chinesische Wirtschaft bereits durch eine Straffung der Rahmenbedingungen für die Kreditvergabe geschwächt, jede Zinserhöhung wirkte somit kontraproduktiv. Doch tatsächlich bräuchte die chinesische Wirtschaft eher eine Lockerung der Geldpolitik. Denn an den Finanzmärkten herrscht die Auffassung, dass chinesische Aktien angesichts der Sorgen um einen Rückgang des Wirtschaftswachstums bereits in eine Bärenmarktphase eingetreten sind.

Demnach erscheint vorerst China als der primäre Verlierer in diesem Konflikt. Dagegen zeigen die Zahlen für Juli, dass die US-Konjunktur weiter an Stärke gewonnen hat, worauf der Anstieg der ISM-Frühindikatoren sowohl im produzierenden Gewerbe als auch im Dienstleistungsbereich hindeutet. Der US-amerikanische Aktienmarkt hat bisher kaum auf das Gerede von einem Handelskrieg reagiert, da die Auswirkungen auf die USA begrenzt sind.

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