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Yellens Abschiedsgeschenk Das sagen Experten zu den erhöhten US-Zinsen

Andreas Busch, Senior-Volkswirt, Bantleon

Die US-Notenbank hat gestern wie erwartet den Leitzinskorridor um 25 Basispunkte (BP) auf 1,25 bis 1,50 Prozent angehoben – die dritte Erhöhung in diesem Jahr. Ebenfalls ohne Überraschung passten die Währungshüter ihre Wachstumsprognose nach oben an. Im 4. Quartal 2018 soll der BIP-Zuwachs demnach bei 2,5 Prozent liegen. Im September hatte man noch mit einem Plus von lediglich 2,1 Prozent gerechnet. Auf Nachfrage erklärte Fed-Präsidentin Janet Yellen, dass darin unter anderem ein Stimulus von der sich abzeichnenden Steuerreform zum Ausdruck kommt.

Eigentlich hätte man erwarten können, eine Aufwärtskorrektur der BIP-Prognose würde auch zu einer deutlicheren Anpassung des erwarteten Leitzinspfads führen. Dass es dazu nicht kam, dürfte jedoch folgenden Grund haben: Die genaue Ausgestaltung der Steuersenkungen ist immer noch unklar und mithin ist die Unsicherheit groß, wie umfangreich die wachstumsstimulierenden Effekte ausfallen und zu welchem Zeitpunkt sie eintreten werden. Im Sinne einer Politik der ruhigen Hand ist es somit durchaus sinnvoll, den bisherigen Leitzinsausblick zunächst beizubehalten. Als Ausdruck einer dovisheren Sichtweise sollte diese Kontinuität nicht angesehen werden.

Im Gegenteil. In den schriftlichen Erläuterungen zum Zinsentscheid und in den Ausführungen Janet Yellens finden sich sogar Hinweise, die in die entgegengesetzte Richtung deuten. So spricht die Fed in ihrem Statement neu nicht mehr davon, dass weitere Verbesserungen am Arbeitsmarkt erwartet werden. Vielmehr rechne man angesichts der rekordtiefen Arbeitslosenquote mit nur noch kleineren Fortschritten. Im Rahmen ihrer einführenden Bemerkungen zur Pressekonferenz lenkte Janet Yellen die Aufmerksamkeit zusätzlich auf diesen Punkt und präzisierte, die Währungshüter würden mit einer Verlangsamung bei den Stellenschaffungen rechnen. Sie deutete darüber hinaus an, dass eine Überhitzung des Arbeitsmarktes droht, wenn diese Abschwächung nicht stattfindet. Dann wachse das Risiko, die Zinsen zu einem späteren Zeitpunkt plötzlich schneller als gewünscht anheben zu müssen.

Alles in allem sehen wir in den revidierten Prognosen der Fed und den Ausführungen Janet Yellens unsere bisherige Einschätzung bestätigt. Das anhaltend robuste Wirtschaftswachstum und die langsam nach oben drehenden Inflationsraten rechtfertigen im kommenden Jahr mindestens drei weitere Zinserhöhungen um 25 Basispunkte. Sollte der Arbeitsmarkt klarere Anzeichen eines Heißlaufens erkennen lassen, dürften es sogar vier Zinsschritte werden. Für die Geldterminmärkte, die für 2018 knapp zwei Zinsanhebungen eingepreist haben, sehen wir mithin weiterhin Korrekturbedarf.

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