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Zinslandschaften USA und Europa driften auseinander – Welche Chancen sich jetzt bieten

Daniel Lösche, Investment-Analyst bei Schroders
Daniel Lösche, Investment-Analyst bei Schroders

Wie schon 2015 hat die US-Notenbank Fed auch 2016 kurz vor Weihnachten die Zinsen angehoben. Die Fed Funds Rate – das ist der Zinssatz zu dem sich amerikanische Banken über Nacht untereinander Geld leihen – liegt nun im Korridor von 0,5 bis 0,75 Prozent. Der Leitzins für die Eurozone hingegen verharrt seit knapp einem Jahr bei 0 Prozent, und die Europäische Zentralbank dürfte auch noch länger an ihrer expansiven Ausrichtung festhalten. Für die USA hingegen erwarten wir in diesem Jahr zwei weitere Zinsschritte. Das Zinsgefälle zwischen den beiden Seiten des Atlantiks dürfte also weiter zunehmen.

Die Notenbanken beeinflussen mit ihrer Zinspolitik vor allem den kurzfristigen Zins. Die Renditen für langfristige Anleihen hängen eher von der konjunkturellen Entwicklung und den Inflationserwartungen ab. Auch hier gibt es Unterschiede. Im Januar ist die Rendite von zehnjährigen deutschen Staatsanleihen von 0,21 auf 0,44 Prozent gestiegen. Die Renditen von zehnjährigen US-Staatsanleihen, den Treasuries, bewegten sich in dem Monat um die 2,45 Prozent und lagen damit deutlich höher. Auch wenn die Renditen in beiden Ländern in den ersten Februartagen wieder leicht gefallen sind, gehen wir in Anbetracht der zunehmenden Inflationserwartungen von steigenden langfristigen Zinsen in den USA und Deutschland aus.

Steigende kurzfristige US-Zinsen locken Kapital an

Das Zinsgefälle hat vielerlei Auswirkungen auf den Markt. Prinzipiell machen die steigenden kurzfristigen Zinsen die USA für Anleihen-Anleger attraktiver. Daher ist zu erwarten, dass der Region Kapital aus Anlageklassen zufließen wird, die zuletzt als Zinsersatz genutzt wurden. Die höheren Renditen auf US-Anleihen sind auch aus Sicht eines deutschen Anlegers verlockender, verglichen mit den unattraktiven Renditen für deutsche Anleihen. Die Luft am Anleihemarkt wird dünner. Häufig kompensieren die niedrigen Renditen nicht mehr ausreichend das eingegangene Risiko. Es besteht die Gefahr, dass bei steigenden Zinsen die mageren Kupons die Kursverluste nicht mehr ausgleichen, und es zu einem Gesamtverlust kommt. Allerdings drohen auch in den USA Kursverluste, wenn die Zinsen weiter steigen. Zudem geht der Anleger ein Dollar-Risiko ein.

Zwischenfazit: Es ist nicht so einfach, das Zinsgefälle im Anleihenbereich zu spielen – zumal die größer werdende Zinsdifferenz ein Zeichen für zunehmende Divergenz an den globalen Anleihenmärkten ist. Unserer Meinung nach wird dies 2017 für Volatilität sorgen. Dies birgt zwar Risiken; für professionelle aktive Manager aber auch ein Menge Chancen. Anleger sollten in diesem Umfeld flexible und Benchmark-unabhängige Strategien ins Auge fassen, die global ausgerichtet sind und zudem Short-Positionen eingehen können.