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Zinswende: „Anleiherenditen werden weiter steigen“

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DAS INVESTMENT.com: Was tun Sie konkret bei Ihren Anleihefonds? Kuhnke: Auf Basis unseres Szenarios von steigenden Zinsen und fallenden Spreads haben wir die Duration, also die Zinssensitivität, erheblich reduziert und teils auf null gesenkt, so dass wir faktisch eine Geldmarktposition bezogen haben. Zudem haben wir deutsche Bundesanleihen untergewichtet oder komplett verkauft. Wir sind auch selektiv in Staatsanleihen von Peripheriestaaten wie Italien und Spanien im 2- bis 5-jährigen Bereich investiert. In Italien erreiche ich aktuell noch Renditen von knapp 2 Prozent, im Fünf-Jahres-Bereich sogar gut 3 Prozent. Zudem haben wir Pfandbriefe gekauft, die gegenüber deutschen Staatsanleihen einen halben Prozentpunkt Renditeaufschlag bieten, bei denen aber reale Werte als Sicherheiten dahinterstehen.

DAS INVESTMENT.com: Was ist mit Unternehmensanleihen? Kuhnke: Auch diese haben wir momentan stark gewichtet. In einem Fonds wie Bantleon Yield liegen Corporates im Mittel bei einer Gewichtung von 25 Prozent. Derzeit sind es 35 Prozent, was also einer Steigerung um 40 Prozent entspricht. Die Spreads der hoch gerateten Unternehmensanleihen sind vergleichsweise niedrig - hier geht es darum, geeignete Anleihen aus den Peripherieländern dazu zu nehmen, aber auch an das untere Ende des Investmentgrade-Bereichs mit BBB heranzugehen. Insbesondere Anleihen aus den Sektoren Telekommunikation und zyklische Konsumgüter kommen hier infrage.

DAS INVESTMENT.com: Sie gehen also bewusst ein bisschen mehr Risiko ein. Kuhnke: Ja, aber immer mit Blick auf die Portfoliogesamtkonstellation. Es reicht es also nicht, sich einfach eine Hand voll Unternehmensanleihen mit BBB ins Portfolio zu legen. Ich brauche gleichzeitig auch einen Sicherheitsanker.

DAS INVESTMENT.com: Wie lange wird der Renditeanstieg weitergehen? Kuhnke: Wir rechnen damit, dass er sich bis zum ersten oder zweiten Quartal 2014 fortsetzen wird. Dann erwarten wir auf Basis unserer eigenen Frühindikatoren eine wieder nachlassende konjunkturelle Dynamik, die wieder fallende Bundesanleihenrenditen nach sich ziehen wird. Im Frühjahr sollte man daher bereit sein, auch wieder umzuschichten. Unseres Erachtens ist die Zeit statischer Portfolioallokationen, also der Buy-and-hold-Strategie, definitiv vorbei. DAS INVESTMENT.com: Was ist mit Short-Positionen? Kuhnke: Short-Positionen im Anleihenmarkt bringen ein asymmetrisches Chance-Risiko-Verhältnis mit sich.  Wenn ich beim aktuellen Renditeniveau von 2 Prozent bei lang laufenden deutschen Bundesanleihen short gehe, verliere ich aufgrund der steilen Zinskurve Geld, selbst wenn sich das Zinsniveau nicht verändert. Das heißt, ich muss bei einer Short-Position nicht nur richtig liegen, sondern das auch noch sehr schnell, sonst arbeitet der Zinseffekt gegen mich. In unseren Publikumsfonds für Privatanleger gehen wir keine Short-Positionen ein, weil der Zusatznutzen für private Anleger begrenzt ist. In den komplexen Portfolios institutioneller Anleger hingegen können Produkte mit Short-Positionen durchaus sinnvoll sein.
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