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Zurück in die Spur: Das braucht die Wirtschaft jetzt

Markus Schuller, Panthera
Markus Schuller, Panthera
Das Fazit vom letzten PSC nochmals angeführt: „In unseren Volkswirtschaften ist ausreichend Vermögenssubstanz zur Lösung der Staatsschuldenkrise vorhanden. Bei kluger Vorgehensweise löst man mit dem bereits einsetzenden Vermögenstransfer von Privat zu Staat auch noch die sich ausweitende Imbalance in der Vermögensverteilung, um unsere Volkswirtschaften a) robuster und b) wettbewerbsfähiger zu gestalten. Kein Widerspruch.”

Wie gestaltet man nun eine robustere, wettbewerbsfähigere Volkswirtschaft?

Schweden darf als Vorbild im Zusammenführen von marktbezogenen und zugleich gemeinschaftsfördernden Elementen der Gesellschaftsstruktur genommen werden. John Mauldin, ein bekennender Anhänger der Republikaner, meinte in seinem Marktkommentar vom Wochenende, die USA könnte zur Zeit einen schwedischen Sozialisten als Präsidenten gut gebrauchen. Wie von ihm ausgeführt, ist Schweden die Neu-Interpretation der sozialen Marktwirtschaft gelungen. Bei einem niedrigen Gini-Index schaffte das Land zugleich, seine hohe Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten (hier, hier und hier).

Weshalb ist es für die Wettbewerbsfähigkeit von großer Bedeutung, neben dem Stabilisieren von Staatshaushalten, zugleich auch an der Vermögensverteilung zu arbeiten? Es sollte für entwickelte Volkswirtschaften doch ausreichen, dem Markt Besserung in der Haushaltsdisziplin mittels Sparpaketen und Schuldenbremsen-Treueschwüren im Verfassungsrang in Aussicht zu stellen. Zumal die makro-ökonomischen Indikatoren seit Wochen auf eine Entspannung der Wirtschaftslage hinweisen.

Die Erstanträge zur Arbeitslosenunterstützung in den USA fallen auf 348k, dem niedrigsten Stand sein März 2008. Baubewilligungen für Wohnimmobilien steigen in den USA auf den höchsten Stand seit Oktober 2008. Die griechischen CDS Kontrakte sind geräuschlos gesettled. Die portugiesischen 10Y Staatsanleihen fallen um 108 bps trotz der negativen Äusserungen von PIMCOs Mohamed El-Erian. Das französische Geschäftsklima hellt sich auf und notiert auf einem 4-Monats-Hoch. Das erste deutsche Wirtschaftsforschungsinstitut erhöhte die deutsche Wachstumsprognose für 2012 und 2013, nachdem sich Ende 2011 die Aussichten noch eintrübten.

Konstruktive „green shoots“ wohin man auch blickt.

Zeit also den Krisenmodus zu verlassen? Bei all der Inflation von Krisenbegriffen, darf der Überblick nicht verloren gehen. Wir befinden uns in den entwickelten Ländern weiterhin in der gleichen Deleveraging-Bewegung, die Ende 2008 einsetzte. Konsumenten und Produzenten fingen unmittelbar mit den Aufräumarbeiten ihrer Bilanzen an. Die Staatshaushalte stellten ihre Bilanzen als Kompensationsgefäße zur Verfügung und federten die Auswirkungen der diversen Subkrisen ab. Erst kürzlich nahmen sie den Deleveraging Pfad auf. Alle drei Säulen wurden dabei kräftig von ihren jeweiligen Notenbanken unterstützt.

Die Richtung stimmt. Also doch Zeit, den Krisenmodus zu verlassen. Leider nein.

Die gegenwärtige Ruhe ist lediglich eine Verschnaufpause, die uns Zeit verschaffen würde, an den Strukturen unseres Gesellschaftssystems zu arbeiten. Denn in der aktuellen Phase bestimmen wir, wie gründlich die Aufräumarbeiten des letzten Zyklus durchgeführt werden. Wie reflektiert wir im Erkennen von reformbedürftigen Basisstrukturen sind. Wie konsequent wir an der Umsetzung neuer Strukturen arbeiten. Kurz, wie gut wir in der Lage sind, die Erkenntnisgewinne aus der letzten Krise in die Reformagenda hin zu einer robusteren, ausgewogeneren und wettbewerbsfähigeren Volkswirtschaft einzuarbeiten.
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