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Zyklische Berichterstattung „Es wird eine neue Sau namens Handelskrieg durchs Dorf getrieben“

Ulrich Harmssen, Apella

Wer sich mit der Entwicklung der Finanz- und Kapitalmärkte beschäftigt, muss schon aufpassen, damit er nicht auf das tägliche Hintergrundrauschen hereinfällt. Es ist nur ein paar Tage her, da dominierten die Meldungen über ansteigende Anleiherenditen und steigende Inflationsraten die einschlägigen Publikationen und schürten Ängste.

Inzwischen sind zu diesem Thema deutlich weniger Meldungen zu lesen; ich bin aber sicher, dass dies einzig und allein daran liegt, dass nun eine neue Sau namens „Handelskrieg“ durchs Dorf getrieben werden kann, mit der manch Kommentator sich ebenso auf die vorsichtige Seite stellen kann - nur, um dann später (falls Aktienkurse auch mal wieder nach unten gehen) darauf hinweisen zu können, man habe es doch gewusst.

Von „natürlichen“ Antagonisten...

Bleiben wir doch einmal kurz beim Thema „steigende Anleiherenditen.“ Klar, keine Frage: Kann ich mit Anleihen real (also nach Abzug der Inflation) einen vernünftigen (was immer das ist) Gewinn erzielen, werde ich mir dreimal überlegen, ob ich zugunsten einer möglicherweise höheren Rendite das höhere Risiko mit Aktien eingehen will. Insofern kann man vermeintlich sichere Anleihen denn auch als „natürliche“ Antagonisten zu Aktien verstehen.

Ein „alter Hut“...

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Nun stehen aktuell also die zehnjährigen Treasuries in der Rendite bei 2,85 Prozent und könnten auf die 3 Prozent losmarschieren. Und? Die Entwicklung steigender Renditen dieser Papiere ist eigentlich ein alter Hut; sie begann im Juli 2016 (damals rentierte diese Gattung der Wertpapiere bei 1,45 Prozent und stieg in wenigen Monaten scharf an auf 2,45 Prozent). Ein Anstieg in wenigen Monaten um 1 Prozent? Das hat damals niemanden hinter dem Ofen hervorgeholt.

Geht man noch ein bisschen weiter zurück, stellt man erstaunt fest, dass die Rendite dieser Papiere im Dezember 2013 schon einmal knapp über (!) 3 Prozent lag, nachdem sie noch im August 2012 bei 1,55 Prozent lag. Also annähernd eine Verdopplung! Und? Auch damals gab es keinen medialen Sturm der Befürchtungen. Kein Wunder: Anfang August notierte der S&P 500 bei 1.380 Punkten und zog bis Dezember 2013 - wie an der Schnur gezogen und scheinbar unaufhaltsam - bis auf 1.850 Punkte, ein Zuwachs um gute 34 Prozent.

Zyklisch agierende Medien

Merke: Nicht nur agieren viele Anleger leider zyklisch (sie kaufen bei hohen Kursen und verkaufen in der Schwäche). Nein, auch die Berichterstattung und Kommentare der Analysten passen sich leider nur zu oft dem gerade vorherrschenden Trend an: Gehen Börsen scheinbar ungebrochen nach oben, erschöpfen sich viele Kommentare darin, Gründe aufzuführen, warum die Rallye weitergehen könnte. Geht es hingegen mal nach unten (so wie jüngst im Februar), werden auch dafür Gründe gesucht. Und man wird fündig, welch Überraschung!

Denn: Es ist eine Binsenweisheit, dass sich zu jedem Zeitpunkt an den Börsen gute Gründe dafür finden lassen, wieso es wohl in der Zukunft nach oben, oder auch nach unten gehen könnte (oder seitwärts). Suchen Sie sich es aus…!

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