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100 Jahre Anleihengeschichte „Hohe Zinsen sind nicht die Norm“

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Auch Lacy Hunt, Chefvolkswirt bei Hoisington Investment Management in Austin, Texas, erwartet, dass eine Schwäche bei Nachfrage und Inflation die Renditen über Jahre hinaus niedrig halten wird, da die USA mit einer Rekordverschuldung kämpfen.

Obwohl die Fed annähernd 4 Billionen Dollar billiges Geld in den US-Markt gepumpt hat, lag das Wirtschaftswachstum seit 2009 im Schnitt nur bei 1,8 Prozent. In den sieben Wachstumsperioden bis zurück in die 1960er Jahre betrugen die Wachstumsraten dagegen durchschnittlich knapp 4 Prozent. Die Inflation verharrt seit 30 Monaten unterhalb des Zieles der Fed von 2 Prozent. Mit 1,62 Prozent ist der Anstieg des Verbraucherpreisindexes in den USA über die vergangenen fünf Jahre der niedrigste seit dem Fünfjahreszeitraum bis einschließlich 1965.

“Langfristig wird die Anleiherendite von den Inflationserwartungen angetrieben”, erläutert Hunt. “Wenn man die Inflationserwartungen herausrechnet, liegt man bei 2 Prozent für den Langläufer über die nächsten Jahre. Das ist der Weg, auf dem wir sind.”

Basierend auf Anleiherenditen sind die Inflationserwartungen über die nächsten 30 Jahre unter 2 Prozent gesunken. Ende November erreichten sie ein Dreijahrestief bei 1,96 Prozent. Solche Niveaus entsprechen eher denen, die in den fünf Jahrzehnten nach Gründung der Fed 1913 vorherrschten. Die Lebenshaltungskosten stiegen in dem Zeitraum durchschnittlich um 2,45 Prozent jährlich, wie Daten des US-Arbeitsministeriums zeigen. In den fünf darauf folgenden Jahrzehnten betrug die Teuerung im Schnitt 4,3 Prozent.

Auch die Renditen der langfristigen US-Staatsanleihen waren im früheren Zeitraum niedriger und lagen bei durchschnittlich 3,1 Prozent, wie aus Daten von Hoisington hervorgeht.

“Wer in den 1970er Jahren und den von hohen Zinsen geprägten frühen 1980er Jahren aufwuchs, könnte dies für den Normalzustand halten”, beschreibt Ray Stone, Managing Director bei Stone & McCarthy Research Associates, der seine Karriere 1973 bei der New York Fed begann. “Aber das ist es nicht. Was davor war, entspricht wahrscheinlich eher der Norm.”

In den 1960er Jahren stiegen die Renditen langfristiger Treasuries auf zuvor unbekannte Höhen, da die Staatsausaben mit dem Vietnamkrieg und den Sozialprogrammen der Regierung von Präsident Lyndon B. Johnson stiegen.

In den 1970er Jahren sorgten kletternde Ölpreise im Gefolge des Ölschocks von 1973 und der iranischen Revolution 1979 sowie die lockere Geldpolitik der Fed während der Regierung von Richard Nixon für einen steilen Anstieg bei den Verbraucherpreisen. 1980 lag die Teuerung bei 14,8 Prozent, die Renditen der 30-jährigen Treasuries stiegen im Oktober 1981 auf ein Rekordhoch von 15 Prozent.

Aktuell dürfte auch der niedrige Ölpreis den Inflationsdruck in Schach halten. Der Preis für die US-Sorte West Texas Intermediate ist seit Jahresbeginn um 33 Prozent eingebrochen und lag am Donnerstag bei 61,38 Dollar nahe dem niedrigsten Stand seit November 2009.

“Die Inflation existiert praktisch nicht, und solange das so bleibt, kehren wir nicht wieder zu diesen erhöhten Renditeniveaus zurück”, sagt David Robin, Zinsstratege bei dem Broker Newedge in New York. “Wir kehren nicht dorthin zurück.”

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