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Baki Irmak im Gespräch „100 Millionen Euro Fondsvermögen zu überschreiten ist erst der Anfang“

Baki Irmak
Baki Irmak: Der ehemalige Deutsche-Bank-Spezialist hat 2018 einen eigenen Fonds aufgelegt. | Foto: B. Irmak

DAS INVESTMENT: In den vergangenen Wochen gab es viel Wirbel um Spekulationen mit bestimmten Aktien wie beispielsweise Gamestop: Eine Kleinanleger-Crowd verabredet sich zu einem Kampf gegen Hedgefonds. Wie erklären Sie sich das Phänomen?

Baki Irmak: Ich denke, da treffen viele Kräfte zusammen. „Hightech meets high finance“, schrieb zuletzt der Economist. Nie war es so einfach wie heute, Informationen zu Unternehmen in Echtzeit zusammenzustellen, sich mit anderen Investoren zu vernetzen, Depots zu eröffnen und Aktien weltweit zu handeln. Mit den Lockdowns haben zudem viele Menschen Zeit und wenig Möglichkeiten Geld auszugeben. Selbst die Banken wollen keine Einlagen mehr. Viele Depotbanken waren ja völlig überrascht über den Run auf die Börsen im Frühjahr letzten Jahres. Und viele der Neukunden sind recht jung. Das Durchschnittalter der Trade-Republic-Kunden ist nach unseren Daten 26 Jahre. Teile dieser „Gamer-Generation“, wie die Mitglieder der Reddit-Gruppe Wallstreetbets, haben schon im Sommer mit kurzlaufenden Calls die Kurse von Mode-Aktien in die Höhe getrieben. Broker mussten sich permanent mit den Underlyings eindecken, und große Häuser wie Softbank haben das Spiel mitgemacht.

Kann sich das jetzt längerfristig so fortsetzen?

Irmak: Es klappt wunderbar, wenn die Kurse nur nach oben gehen. Mit Tesla haben diese Anleger noch eine weitere Erfahrung gemacht: Wenn eine Aktie stark leerverkauft ist, kann durch einen Short-Sqeeze diese Strategie noch viel attraktiver werden. Der nächste Schritt war dann Gamestop. Doch an den Kapitalmärkten wirken die kausalen Zusammenhänge nicht mehr, wenn sie einmal entdeckt sind. Bei Gamestop & Co waren manche Hedgefonds schneller wieder Jäger als Gejagte. Die Masse der Privatanleger wird dieses Spiel ohnehin verlieren.

Sehen Sie darin eine Gefahr für das Finanzsystem?

Irmak: Wenn der fundamentale Wert eines Unternehmens bei einem Investment völlig irrelevant ist, kann das nicht gesund sein. Langfristig geht diese Strategie ohnehin nicht auf. Daher kann es den langfristigen Investoren eher egal sein. Aber hohe Volatilitäten in Verbindungen mit hohen Transaktionsvolumina sind immer ein Stresstest für das Finanzsystem. Wenn ein großer Hedgefonds ausfällt, muss man sehen, welchen Effekt das zum Beispiel auf den Primebroker hat, auf große Investmentbanken. Robinhood fordert jetzt Settlement in Echtzeit statt in zwei Tagen. Denn sonst wird bei hoher Volatilität entweder der Handel ausgesetzt, oder das Clearinghouse fordert deutlich mehr Kapital an, wie es zuletzt geschehen ist. Diese Stresstests werden zunehmen.

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Ihr Fonds hat jüngst die 100-Millionen-Euro-Marke geknackt. Was bedeutet das für die Fondsstrategie und wo liegen Ihre nächsten Meilensteine?

Irmak: An der Fondsstrategie ändert sich durch das Volumen nichts. Wir investieren nur in Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von mindestens einer Milliarde Euro, tatsächlich liegt die durchschnittliche Marktkapitalisierung bei über 100 Milliarden Euro. Aber wir sind gerade dabei, die für viele professionellen Investoren wichtigen Kriterien zu erfüllen: drei Jahre und 100 Millionen Euro. Die nächsten Ziele sind, der Anlegerwelt noch deutlicher zu kommunizieren, dass wir kein Tech-Fonds sind, sondern in viele traditionelle Unternehmen und in Digitalisierung defensiver investieren. Und natürlich streben wir mehr Fondsvolumen und weiterhin herausragende Performance an.

Asien-Investments sind derzeit wieder gefragt, Tech-Titel aus Fernost insbesondere. Welche Rolle spielt das für den The Digital Leaders Fund?

Irmak: Mit Baidu, Sea, DBS, Alibaba und Taiwan Semiconductor haben wir mehrere asiatische Titel im Depot. Es gibt allerdings zahlreiche andere Titel in China, Indien und Südostasien, die wir sehr attraktiv finden. Wir wollen allerdings das Risikoprofil des Fonds nicht erhöhen, sondern orientieren uns am Universum des MSCI World. Für die Digitalunternehmen aus Schwellenländern werden wir einen neuen Fonds auflegen. Anfang April ist es soweit.


Über den Interviewten: Baki Irmak war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche-Bank-Konzern und die DWS tätig, zuletzt als globaler Leiter des Digitalgeschäfts für die DWS. Im März 2018 legte er zusammen mit Stefan Waldhauser den Aktienfonds The Digital Leaders Fund (ISIN: DE000A2H7N24) über die Service-KVG Universal-Investment auf.

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