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100 Tage Trump – wie der US-Präsident die Märkte in Atem hält
Donald Trump ist seit 100 Tagen im Amt – und hat die Finanzmärkte ins Chaos gestürzt. Seine Zollankündigungen lösten einen Börsen-Crash aus – der Index S&P 500 brach innerhalb von zwei Tagen um mehr als 10 Prozent ein. „Dies war der stärkste Einbruch in einem so kurzen Zeitraum seit der Covid-Krise und davor seit der Krise von 2008“, sagt Enguerrand Artaz, Investmentstratege beim französischen Fondsanbieter LFDE.
Aktienkursen und Anleihenrenditen: Achterbahnfahrt sorgt für Verunsicherung
Nur wenige Tage später folgte mit der Ankündigung einer 90-tägigen Zollpause die Kehrtwende, die Aktienkurse schnellten wieder nach oben. Trotz der Korrektur hält Artaz die Bewertungen aber immer noch für hoch: Die Auswirkungen von Trumps Politik auf die US-Wirtschaft seien noch nicht vollständig eingepreist, meint der Aktienexperte.
„Es ist durchaus möglich, dass die Volatilität an den Kapitalmärkten angesichts der bestehenden Unsicherheiten noch länger anhält“, sagt auch Michael Molter, Portfoliomanager beim Nachhaltigkeitsspezialisten Ökoworld. Das Fondshaus setzt bei US-Aktien daher auf defensive Branchen wie Abfallwirtschaft und Zahlungsverkehr.
Doch nicht nur an den Aktienmärkten sorgt der Zickzackkurs des US-Präsidenten für Ausschläge: „Die Rendite für zehnjährige US-Staatsanleihen hat seit der Amtseinführung eine Achterbahnfahrt hingelegt“, beschreibt DJE-Kapitalmarktstratege Ulrich Kaffarnik die Entwicklung am Anleihenmarkt. Das verunsichere Verbraucher und Unternehmen in den USA, die ihr Geld zusammenhalten und Investitionen aufschieben. Wie stark das Vertrauen in die US-Regierung seit Trumps Amtsantritt gesunken ist, zeigen auch die deutlich gesunkenen Zustimmungswerte in der Bevölkerung (siehe Grafik).

Die unsichere Lage macht sich auch am US-Immobilienmarkt bemerkbar, beobachtet Fabian Spindler, Geschäftsführer beim Jamestown US-Immobilien. Der auf US-Immobilienfonds spezialisierte Asset Manager zieht daraus Konsequenzen: „Den ursprünglich für Mai geplanten Start unseres neuen US-Fonds haben wir bewusst verschoben“, erzählt Spindler. Allerdings sei der Markt in wichtigen Bereichen – wie dem Büromarkt in New York – stabil geblieben.
Gold profitiert vom Trump-Chaos, Kurseinbrüche bei Kryptowährungen
Von der großen Unsicherheit unter Investoren profitiert der Goldpreis, der seit Trumps Amtsantritt immer neue Höhen erreicht. Benjamin Louvet, Leiter Rohstoff-Investments bei Ofi Invest Asset Management, rechnet jedoch nun mit einer Verschnaufpause. Seiner Einschätzung nach könnte die US-Regierung bei den Zöllen aufgrund des wirtschaftlichen Drucks einen Rückzieher machen – das würde die Gold-Rally erst einmal bremsen.
Auf lange Sicht wird der Preisanstieg jedoch weitergehen, meint Louvet: „Aber da die internationale Lage weiterhin angespannt bleiben dürfte und die hohe Verschuldung der USA jeden Tag mehr zum Problem wird, dürfte Gold langfristig weiter steigen.“
Für große Hoffnungen hatte Trump mit verschiedenen Ankündigungen bei Krypto-Fans gesorgt. Allerdings wurde von den Verwerfungen und Verlusten an den Börsen „auch der Kryptomarkt mitgerissen“, ordnet Adrian Fritz vom Krypto-Anbieter 21 Shares ein. Vor allem Altcoins hätten mit spürbaren Kurseinbrüchen reagiert, während Bitcoin sich als relativ stabil erwies. Für Entspannung könnte eine mögliche Zinssenkung der Notenbank Fed sorgen, „die deutlich mehr Liquidität für Krypto-interessierte Anleger und damit Kurszuwächse mit sich bringen könnte“.
Wie Anlage-Experten die Auswirkungen von Trumps Politik auf die Finanzmärkte einschätzen und mit welcher Entwicklung sie bei Anleihen, Aktien, Gold, Immobilien und Krypto rechnen, können Sie in den ausführlichen Statements auf den folgenden Seiten nachlesen.
Anleihen

Rückblick: Rendite für US-Staatsanleihen hat Achterbahnfahrt hingelegt
Die neue US-Regierung hat starke Änderungen in vielen Politikbereichen mit sich gebracht. Bei der Wirtschaftspolitik liegt der Fokus bei den Themen Deregulierung, Einsparungen im US-Haushalt und bei der Zollpolitik. Während die ersten beiden Felder auf die US-Binnenkonjunktur wirken, haben Zölle internationale Konsequenzen.
Die Kombination aus der Höhe der Zölle, der Art und Weise wie diese verkündet wurden samt den kurz danach wieder geänderten Sätzen, kann nur als chaotisch bezeichnet werden, und hat zu einer globalen Verunsicherung der Investoren geführt. Beim Versuch die aktuelle Zollpolitik einzuordnen, landet man schnell bei dem sogenannten Mar-a-Lago-Accord, der eine Verbesserung der US-Handelsbilanz durch eine Abwertung des Dollars und unter dem Druck höherer Importzölle die Verlagerung der Produktion von internationalen Unternehmen in die USA beabsichtigt.
Betrachtet man die Auswirkungen der Zollmaßnahmen auf die Finanzmärkte seit der Inauguration Trumps am 20. Januar dieses Jahres, ist zu konstatieren, dass das Ziel der Dollarabschwächung mit einem Rückgang des Dollar-Index von rund 10 Prozent „erfolgreich“ war, was aber vor allem auf den rapiden Vertrauensverlust der US-Regierung zurückzuführen ist. Die Rendite für zehnjährige US-Staatsanleihen hat seit der Amtseinführung mit einer Schwankungsbreite zwischen 4,66 Prozent und 3,86 Prozent zwar eine Achterbahnfahrt hingelegt, ist aber immer noch leicht unter dem Niveau seit Trumps Machtübernahme. Ein maßgeblicher Grund dafür dürften die seit Mitte Januar deutlich nachgebenden Ölpreise sein, was wiederum an den sich eintrübenden Konjunkturperspektiven liegt.
Ausblick: Große Unsicherheit bei Privatpersonen und Unternehmen trübt die Aussichten
So zeigen Umfragen sowohl unter Privatpersonen als auch bei Unternehmen einen hohen Grad an Verunsicherung. Diese Unsicherheit ist besonders an zwei Entwicklungen zu erkennen: Dem absolut und relativ schlechten Abschneiden des US-Aktienmarktes und dem starken Anstieg des Goldpreises.
So hat der S&P-500-Index seit dem Beginn von Trumps zweiter Amtszeit in der Spitze 20 Prozent verloren. Am 23. April betrug die Unterperformance gegenüber dem MSCI Welt 4 Prozent, obwohl die USA diesen Index zu knapp drei Viertel bestimmen. Der Goldpreis konnte dagegen seit Trumps Präsidentschaftsbeginn um mehr als 21 Prozent zulegen.
Ulrich Kaffarnik ist Kapitalmarktstratege und Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung bei der Fondsgesellschaft DJE