

Nachhaltige Investments
Rückblick: Hoffnungen auf Steuersenkungen und Deregulierung nicht erfüllt
Die mit Trump verbundenen Hoffnungen auf Steuersenkungen und Deregulierung sorgten zunächst für deutlich steigende US-Aktienindizes, bis die im Wahlkampf angedrohte Zollthematik Realität wurde und seitens der US-Regierung schnell eskalierte. Es folgte nicht nur ein massiver Kurseinsturz an den Aktienbörsen. Auch die sonst als sicherer Hafen geltenden US-Staatsanleihen, sowie der US-Dollar wurden von den Marktteilnehmern auf Talfahrt geschickt. Diese Entwicklung demonstriert den hohen Vertrauensverlust an den Kapitalmärkten und vor allem in die USA.
Insbesondere die steigenden Zinsen für US-Treasuries dürften in Washington für Kopfzerbrechen sorgen, die zu einem zwischenzeitlichen Einlenken der US-Regierung geführt haben. Unabhängig davon wie die Verhandlungen letztendlich ausgehen, ist durch das erratische Vorgehen der Trump-Regierung viel Vertrauen zerstört worden. Die Attacken auf den Notenbankenchef schließen sich dem nahtlos an.
Wir haben bereits im Februar die Weichen für eine weniger US-lastige Anlagepolitik gestellt. Im Ökovision Classic beispielsweise haben wir das US-Exposure deutlich von mehr als 66 Prozent auf aktuell rund 33 Prozent reduziert. Verkäufe, insbesondere im Technologiesektor, halfen dabei, größere Verluste zu vermeiden. In den USA liegt der aktuelle Fokus auf defensiven Branchen wie Abfallwirtschaft, Gesundheit, Zahlungsverkehr und Immobilien.
Angesichts attraktiver Bewertungen und des 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturprogramms haben wir zudem parallel gezielt europäische Positionen aufgebaut. Unmittelbar nach der Verkündung der Zollmaßnahmen haben wir Aktien aus Europa und Asien abgestoßen, die einem erhöhten Risiko durch die neuen Zollschranken ausgesetzt sind. Eine vorrübergehend überdurchschnittliche Liquiditätshaltung war auch Teil unserer Strategie.
Ausblick: Schwankungen dürften noch länger anhalten
Es ist durchaus möglich, dass die Volatilität an den Kapitalmärkten angesichts der bestehenden Unsicherheiten noch länger anhält. Dies ändert aber nichts an der langfristigen Attraktivität der Anlageklasse Aktien. Nach einer langen Phase der Outperformance von US-Aktien, insbesondere der historisch immer noch vergleichsweise teuren Indexschwergewichte ist es nicht unwahrscheinlich, dass perspektivisch das „Stockpicking“ also die gezielte Selektion insbesondere aussichtsreicher Nebenwerte insgesamt wieder mehr an Bedeutung gewinnt. Unser Fokus liegt aktuell auf binnenmarktorientierten Wachstumsaktien in Nordamerika sowie globalen Unternehmen, die wir als resilient oder anpassungsfähig einschätzen.
Michael Molter ist Portfoliomanager beim Nachhaltigkeitspionier Ökoworld