20 Jahre Drescher & Cie Herr Drescher, wie ist es um den Fondsstandort Deutschland bestellt?
DAS INVESTMENT: 20 Jahre Drescher & Cie. Wie sind Sie damals auf das „Cie“ gekommen? Klingt so nach altbackscher Privatbank.
Björn Drescher: Wenn Sie diese Assoziation haben, hätten wir eines unserer damaligen Ziele erreicht - sich mit der Wahl von „Compagnie“ ein gewisses Gewicht zu verleihen, das wir in den Gründerjahren noch nicht hatten. Die Anlehnung an traditionsreiche Privatbanken sollte unseren Anspruch auf inhabergeführte Objektivität, Seriosität und Beständigkeit unterstreichen und klang einfach besser als „& CO“. Ursprünglich wollten wir die Firma sogar „Drescher & Partner“ nennen, scheiterten damals aber am frisch eingeführten Partnerschaftsgesellschaftsgesetz, das speziell freien Berufen vorbehalten war. Dass bis heute manchmal Anrufer nach Herrn Cie fragen oder wir Post für Herrn Zieh bekommen, nehmen wir mit einem Lächeln in Kauf.
Würden Sie sich als Traditionalist bezeichnen?
Drescher: Ich glaube, dass die eine oder andere geschäftliche Entwicklung oder Prognose unseres Hauses nicht unbedingt von Blicken in den Rückspiegel zeugt. Dessen ungeachtet wollte ich ursprünglich wirklich mal Geschichte studieren. Sagen wir es so: Wenn ich Traditionalist bin, dann gibt es anscheinend im Unternehmen in ausreichender Weise gegensätzliche Kräfte.
Haben Sie noch ein Investment aus dem Gründungsjahr?
Drescher: Ja, meine Geschäftsanteile an Drescher & Cie.
Sie sind seit zwei Jahrzehnten ganz nah an der Investmentfonds-Szene. Ordnen Sie doch mal die Ereignisse der vergangenen 20 Jahre etwas ein und bewerten Sie diese: die Asienkrise 1997 …
Drescher: Zwischen der „Tequila-Krise“ 1994/95 in Mexiko und der „Wodka-Krise“ 1998 in Russland gelegen. Irgendwie ist den Finanzmarktteilnehmern damals anscheinend kein passender asiatischer Schnaps eingefallen, mit dem sie diese Entwicklungen zwischenzeitlich wegspülen konnten.
Anfang 2000 wollen deutsche Sparer Sparplankonten eröffnen und Fondsgesellschaften kommen nicht hinterher …
Drescher: Von Waschkörben und Antragsladungen in LKWs war in Erzählungen die Rede, bevorzugt zum Kauf von TMT-Fonds. Vielleicht haben schon damals die ersten Gesellschaften über den elektronischen Antrag nachgedacht. Spaß beiseite: die Prozyklik kannte keine Grenzen, und was kam, geschah mit Ansage. Wenn Sie alte Ausgaben unserer Börsenbriefe lesen, wir haben uns den Mund fusselig geredet mit Bewertungs-Warnungen, aber es hat die wenigsten interessiert.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Der Metzler Wachstum International …
Drescher: Ich erinnere mich noch an einen Vermittler, der Manager Klaus Hagedorn zum Abschied in den Ruhestand humorvoll mit einer kugelsicheren Weste beschenkte - nur für den Fall, dass er auf unzufriedene Anteilinhaber seines Fonds träfe. Für mich gehört der Metzler Wachstums International zu den Mahnmalen der deutschen Fondsindustrie, die uns daran erinnern, Chance-Risiko-Profile von Fonds in Anlegerkreisen sauber zu kommunizieren.
Der Run auf den Templeton Growth Fund …
Drescher: … darf durchaus im Kontext zum Metzler Wachstum International und als Folge der geplatzten Tech-Bubble gesehen werden. Wer damals Zugriff hatte, hat ein solides Produkt erworben und nichts falsch gemacht, wenn er investiert blieb. Templeton ist mit diesen Zuflüssen für die Charakterleistung seines Managers Mark Holowesko belohnt worden, der sich in dem Hype gegen den gesamten Markt stellte. Der Brief an die Anteilinhaber, in dem vom „Anti-Nasdaq-Fonds“ die Rede war, bleibt mir unvergessen.
Der DWS Vermögensbildungsfonds I wird zum „Volksfonds“ …
Drescher: Wir haben damals in der Redaktion darauf hingewiesen, dass es keinen „Volksfonds“ gibt und dass kleine Fonds nicht wie große gemanagt werden können. Es wurde uns von der DWS nicht übelgenommen. One on One´s mit Klaus Kaldemorgen gibt es auch heute noch und diese Interviews bereiten mir immer wieder besondere Freude.