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20 Jahre Drescher & Cie Herr Drescher, wie ist es um den Fondsstandort Deutschland bestellt?

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Der Fidelity European Growth verwaltete in der Spitze mal über 23 Milliarden Euro ...

Drescher: Davon ist nur noch ein Bruchteil investiert geblieben. Es ist ein Segen für eine Investmentgesellschaft, Manager wie damals Anthony Bolton und seine Performance vermarkten zu können. An diese Reihe konnte aus verschiedenen Gründen nicht angeknüpft werden, die übrigens Fidelity keineswegs alle selbst zu verantworten hat, sondern die auch etwas mit den sich ändernden Rahmenbedingungen der Fondsbranche zu tun haben.

Die französische Gesellschaft Carmignac kommt auf den deutschen Markt …

Drescher: Ich erinnere mich noch an mein erstes Interview mit Monsieur auf dem Fonds Kongress in Mannheim. In dem damaligen Jahr wollten ihn gerade einmal eine Hand voll Analysten kennenlernen, darunter ich. Der Rest hielt Carmignac noch für französischen Weichkäse. Ein, zwei Jahre später füllte er als Eröffnungsredner das große Auditorium des Kongresses mit über 1.000 Zuhörern.

Der Madoff-Skandal ...

Drescher: Eine böse Geschichte! Leider passiert sie immer wieder! Wir haben uns die Renditen der Fonds in dieser Konstanz damals nicht erklären können und blieben fern. Im Nachhinein Glück gehabt. Fast hätte die Publikumsfonds-Idee daran Schaden genommen. Ich bin froh, dass die Depotbanken zur Rechenschaft gezogen werden können, um das Vertrauen in die rechtliche Sicherheit von Fonds-Konstruktionen zu rechtfertigen.

Die Liquiditätsprobleme der Offenen Immobilienfonds …

Drescher: … lagen auf der Hand. Milliardenschwere Mittelzuflüsse in illiquide Anlagegüter, die sich verkehren, wirken wie gesehen. Als Ursache der Probleme sehe ich bis heute Großinvestoren an, die mit dreistelligen Millionenbeträgen Endanleger-Fonds als Liquiditätsersatz missbraucht haben. Sie wirkten wie Flugzeugträger, die in Yachthäfen wenden. Schuld trifft aber sicher auch Investmentgesellschaften, die sich derartigen Engagements zum Schutz anderer Anteilinhaber nicht versagten.

Die Rohstofffonds von Merrill Lynch, später Blackrock ...

Drescher: So wie man erahnen kann, wann ein zur Begutachtung eingereichtes Portfolio mit einem DWS Vermögensbildungsfonds ungefähr konzipiert wurde, gilt das auch für die Präsenz von Rohstoff-Fonds der genannten Häuser. Heute würden die meisten Berater und Anleger das Gewicht derartiger Anlageklassen lieber den Managern ihrer Mischfonds überlassen und sind damit gut beraten.

Start der Kölner Fondsboutique Flossbach von Storch ...

Drescher: Ha, das war Klasse. Ich erinnere mich noch an eine Anfrage von Eckhard Sauren, der als Sprecher auf einer unserer Veranstaltungen angekündigt war, aber dann doch kurzfristig verhindert war, ob ich damit einverstanden wäre, wenn Bert Flossbach ihn vertreten würde. Der hätte Lust und Zeit. Heute ist das Angebot seiner Vorträge so verknappt, dass ich mich glücklich schätze, wenn wir ihn einmal im Jahr präsentieren können.

Das Schwellenländer-Wortspiel der Bric-Fonds ...

Drescher: Mit K für Korea, oder ohne? War damals echt eine Frage. Da fällt mir ein, Bric-Erfinder Jim O‘Neill von Goldman Sachs hat mal während eines Vortrags, von der Bühne herab, parallel zur Live-Berichterstattung seines Lieblings-Fußballklubs Manchester United auf dem Handy die Geschichte der Emerging Markets mit Bezügen zu Siegen und Niederlagen seiner Mannschaft verbunden. Das war eine der frechsten und coolsten Reden, die ich von Fondsmanagern vor versammelter Mannschaft erlebt habe.

Ihr Berater-Mandat bei einem Nordea-Dachfonds …

Drescher: … gehört vom Timing her insofern nicht zu unseren Glanzstücken, als wir mit dem Produkt-Relaunch quasi direkt in die Finanzkrise hinein betraut wurden und reinrassige Value-Aktienfonds in der folgenden „Multi-Asset-Mania“ bis heute einfach nicht mehr gefragt waren. Schon gar nicht mehr in der gebündelten Struktur eines Dachfonds.

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