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20 Jahre europäische Gemeinschaftswährung „Der Euro steht auf wackeligem Fundament“

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Es ist dieses schwache Fundament, auf dem der Euro aufgebaut wurde, das uns wenig Anlass gibt, den 20. Jahrestag der gemeinsamen Währung zu feiern. Wäre man optimistischer, könnte man sagen, dass der Euro nach dem US-Dollar zur zweithäufigsten gehandelten Währung weltweit geworden ist. Für die nicht der EU angehörenden Handelsnationen macht die einheitliche Währung den Handel mit Waren und Dienstleistungen der 19 Eurozone-Mitglieder wesentlich einfacher. Während dies zweifellos ein Vorteil für beide Seiten ist, bedeutet es gleichzeitig, dass die Stärke oder Schwäche der Währung von den Wirtschaftsbedingungen innerhalb der EU abhängig ist. Die deutsche Wirtschaft hatte bisher eine so starke Position, dass sie den Euro auf Kosten anderer Eurozone-Länder unverhältnismäßig stark beeinflusst hat. Der Euro ist schwächer als die von ihm abgelöste Deutsche Mark und diese Situation hat Deutschland einen unfairen Wettbewerbsvorteil verschafft, der einen exportgetriebenen Wirtschaftsboom zur Folge hatte.

Gleichzeitig ist der Euro stärker als einige der früheren Währungen – von der Drachme über die Peseta bis hin zur Lira – die von den Staaten der südlichen Eurozone in der Vergangenheit verwendet wurden. Angesichts der schwächeren Wirtschaftsleistung dieser Länder wären diese Währungen unter normalen Umständen wahrscheinlich abgewertet worden. Diese Volkswirtschaften wurden durch die Stärke des Euro relativ zu ihren eigenen Positionen stark geschwächt. Aufgrund dessen, dass sie ihre nationalen Währungen aufgegeben haben, gibt es auch kein Sicherheitsventil mehr, welches normalerweise automatisch die Handelsungleichgewichte eines Landes reguliert. Die langfristig mangelnde Wettbewerbsfähigkeit hat eine lähmende Wirkung, die zu einem relativen Konjunkturrückgang und erheblichen sozialen Problemen geführt hat, darunter auch Massenarbeitslosigkeit – insbesondere unter Jugendlichen.

Profiteure und Verlierer des Euro

Das hatte wiederum deutlich sichtbare politische Folgen, mit zunehmend polarisierenden Ansichten über die Eurozone und die gesamte EU hinweg. Mit dem Anstieg wirtschaftlicher und politischer Spannungen entstand auch die Erwartungshaltung, dass die wirtschaftlich stärkeren Staaten im Norden Europas – insbesondere Deutschland mit seinen starken Leistungsbilanzüberschüssen aufgrund seines Wettbewerbsvorteils – die schwächeren südlichen und östlichen Volkswirtschaften effektiv subventionieren. Auch das hat politische Konsequenzen und schafft weitere Spannungen. Ein Paradebeispiel dafür ist die Griechenlandkrise, die beinahe das gesamte Euro-Kartenhaus zu Fall gebracht hat.

Man kann mit relativer Sicherheit sagen, dass die Gründerväter Europas nie die bewusste Absicht hatten, ein asymmetrisches Wirtschaftssystem zu schaffen, das Geld- und Finanzpolitik völlig aus der Bahn bringt, und es dabei zu belassen. Es hätte keinen Sinn ergeben, ein von Anfang an inhärentes, dauerhaft instabiles System aufzubauen. Es stellt sich also die Frage, ob die politische Union der Währungsunion hätte vorausgehen sollen. Es bleibt ein Streitpunkt und eine fruchtlose Diskussion über unumkehrbare Tatsachen – ob es uns gefällt oder nicht. In der gesamten EU werden grundlegende politische und ideologische Debatten über das Tempo und die Tiefe der künftigen Integration geführt. Denn sie entscheiden letztendlich darüber, ob das europäische Projekt den Ambitionen seiner Gründer gerecht wird oder ob es anfängt zu bröckeln und zerfällt.

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