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Die V-Bank rüstet technisch auf - unter anderem im Bereich Krypto-Assets

Drei Jahre hat die V-Bank laut ihrem Vorstandschef Lars Hille darauf hingearbeitet – nun ist sie endlich da: Die Depotbank besitzt seit Kurzem eine Lizenz zum Verwahren von Kryptowerten. Die Lizenz befähigt die Münchner, nicht mehr nur in Kommission mit Kryptowährungen zu handeln – also Kryptowerte im Auftrag von Kunden zu kaufen und verkaufen. Vielmehr kann die V-Bank das nun auch im eigenen Namen tun und die digitalen Assets auch verwahren.
Das ist ein großer Schritt, nicht nur aus Sicht der Depotbank. Denn die Lizenz der V-Bank ist gerade einmal die zwölfte deutschlandweit – und nach der Lizenz, die die Commerzbank erworben hat, erst die zweite, die nach EU-Regeln durch die Bafin und die Europäische Zentralbank gemeinsam an eine etablierte Bank vergeben wurde.
Kunden hegen noch wenig Interesse an Krypto-Assets
Bis alle Prozesse so laufen, dass Handel und Verwahrung im eigenen Namen auch starten können, dürfte es Herbst werden, schätzt Hille. Das Interesse von V-Bank-Kunden ist allerdings bis dato noch überschaubar: Zwischen 10 und 20 Prozent der angeschlossenen Vermögensverwalter und Family Offices haben in einer Umfrage bekannt, das Thema Kryptowerte grundsätzlich spannend zu finden. Zwar setzt auch nur eine einstellige Zahl Kryptowährungen bereits im Asset Management ein. Die Lizenz sieht der V-Bank-Chef jedoch als Investition in die Zukunft: „Wir wollen in der ersten Reihe stehen, wenn das Thema in den nächsten Jahren an Fahrt gewinnt“, sagt Hille.
So geht es der V-Bank bei der Kryptoverwahrung auch nicht nur um klassische Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether. Vielmehr sollen auch elektronische Wertpapiere in die Verwahrung genommen werden – eine Asset-Form, die in Deutschland noch selten ist. Außerdem tut sich die V-Bank auf dem Gebiet der Tokenisierung von Vermögenswerten um. Realwerte wie Immobilien und Kunstwerke in Token zu verwandeln und sie auf diese Weise liquide und in kleinerer Stückelung handelbar zu machen – das steht ebenfalls auf der To-do-Liste der Münchner. Von der Kryptotechnologie erhofft sich Hille viel: „Wir gehen davon aus, dass langfristig alle Kundendepots auf der Blockchain verwaltet werden“, ist der V-Bank-Chef überzeugt.
Digitale Assets sind nur eines von mehreren Projekten, die bei der V-Bank im laufenden Jahr auf der Agenda stehen. „2024 ist für uns ein Jahr der Investitionen“, stellt Hille in Aussicht. So wird aktuell – ein weiteres Großprojekt der Münchner – das Kunden-Frontend überarbeitet. Mit im Boot ist dabei Finaplus. Anfang des Jahres hat die V-Bank einen Vertrag mit dem Anbieter für Portfolio-Management- und Vermögensberatungssysteme geschlossen.
Neben dem Portfoliomanagement sollen auch das Reporting und die Eingabe von Wertpapier-Orders benutzerfreundlicher werden – sowie insgesamt die Versorgung mit Daten, wünschen sich die Münchner. Der Vorstandschef nennt das Vorhaben „ein zentrales Projekt in Richtung Kundenzufriedenheit“. Zudem will die V-Bank ihre hauseigene Kreditplattform generalüberholen. Das Ausreichen von Lombard-Krediten, bei denen die Depots als Sicherheiten eingesetzt werden, ist schon lange Bestandteil des Angebots der V-Bank.
11 Millionen Euro zu verteilen
Ihre Großvorhaben plus mehrerer kleinerer Projekte will sich die Depotbank einiges kosten lassen: Mehr als 11 Millionen Euro sollen im laufenden Jahr in Neuanschaffungen plus Renovierung bestehender Angebote fließen. Insgesamt habe man 16 strategische Maßnahmen definiert, viele davon zunächst in Form von Projekten: „Unser Haus ist zur Hälfte im Projekt- und zur Hälfte im Kundenbetrieb“, sagt Hille. Technische Neuerungen teste man zunächst mit einer kleineren Zahl von Kunden aus, bevor man sie in der großen Runde allen Kunden anbiete.
Der Boden für Neues sei dabei gut bereitet, findet Hille: Zum vergangenen Jahreswechsel waren die Münchner bei gut 45 Milliarden Euro Assets under Custody angelangt – so viel verwalten unabhängige Vermögensverwalter und Family Offices in ihren Kundendepots bei der V-Bank. „Vor vier Jahren waren es noch 20 Milliarden“, verdeutlicht Hille die Dimension des Wachstums. Die Mittel verteilen sich auf rund 56.000 Kundendepots. Das Ergebnis vor Steuern konnte die V-Bank gegenüber dem Vorjahr zuletzt verdoppeln – 2023 lag es bei 18,1 Millionen Euro. Dabei spielt den Münchnern das Zinsniveau in die Karten: „Neben dem Provisionsergebnis konnten wir auch wieder ein auskömmliches Zinsergebnis erwirtschaften“, freut sich Hille.
Die Finanzbranche hat, wie viele andere Industrien auch, ein Nachwuchsproblem. Ist es da überhaupt noch State of the Art, eine so eng begrenzte Kundennische anzusprechen, wie es die V-Bank mit ihrem Fokus auf Vermögensverwalter, Family Offices und Stiftungen tut? – Durchaus, findet Hille. Die Zielgruppen wolle man nicht erweitern. Das Nischendasein empfindet der Depotbankchef nach eigener Auskunft sogar als Erfolgsfaktor. „Wir erwarten, dass unabhängige Vermögensverwalter noch mehr Marktanteile gewinnen“, gibt sich Hille überzeugt. Laut einer Analyse der Unternehmensberatung Oliver Wyman von 2022 hatten unabhängige Vermögensverwalter gute 8 Prozent Anteil an den in Deutschland verwalteten liquiden Privatvermögen – Tendenz steigend. Und auch die Anzahl der am Markt tätigen Häuser werde in naher Zukunft kaum schrumpfen, glaubt Hille. Aktuell sind zwischen 500 und 600 unabhängige Vermögensverwaltungen in Deutschland aktiv.
Nachwuchssorgen – laut V-Bank-Chef kein Thema
Dass viele Mitglieder aus Finanzberatung und -vertrieb, darunter auch die Mitarbeiter unabhängiger Vermögensverwaltungen und Family Offices, nicht mehr die jüngsten sind? In Hilles Augen keine Bedrohung für die V-Bank. Ein wichtiger Vorteil aus seiner Sicht: „Unabhängige VV sind dicht am Kunden dran.“ Das Geld werde vor Ort gemanagt, was viele Kunden zu schätzen wüssten. Etwaige Nachwuchsprobleme – sowohl auf Vermögensverwalter- als auch auf Endkundenseite – sieht er als nicht kritisch an. Hille hält die Branche vielmehr für „attraktiv“. Daher mache er sich um ihre Zukunft keine Sorgen.
Statt die Zielkundengruppen zu erweitern, wolle man lieber geografisch wachsen, gibt Hille einen weiteren Einblick in die strategischen Pläne seines Hauses. Im vergangenen Jahr haben die Münchner eine Vertretung in der Schweiz eröffnet. Perspektivisch wolle man sich auch in Richtung Liechtenstein orientieren. Die Gründung einer dortigen Bank stehe vorläufig jedoch nicht auf dem Plan – erst müssten die potenziellen Kunden da sein. „Wir entscheiden danach, wie groß die tatsächliche und verbindliche Nachfrage ist“, drückt es Hille aus.